Ein kleiner Hebel, oft versteckt neben dem Lenkrad oder manchmal als Zugknopf unter dem Armaturenbrett: Wer in den 70er-Jahren einen Motor starten wollte, kam an diesem Teil kaum vorbei: dem Choke. In der modernen Autowelt ist er nahezu verschwunden, doch seine Funktion bleibt technisch relevant: die Anreicherung des Kraftstoff-Luft-Gemischs beim Kaltstart.
Der Begriff "Choke" stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich "würgen" oder "drosseln". In der Technik steht das Wort für die Drosselung des Luftanteils im Gemisch, wodurch sich der Kraftstoffanteil erhöht. Das ist vor allem bei kaltem Motor hilfreich. Denn kalter Kraftstoff vermischt sich schlechter mit Luft und verdampft weniger gut. Das bei warmem Motor optimale Gemisch wäre bei kaltem Motor zu mager für eine stabile Zündung.
Beim klassischen Ottomotor steuert der Choke eine Klappe am Lufteinlass des Vergasers. Wenn man den Choke-Hebel im Innenraum zog, wurde diese Klappe teilweise oder ganz geschlossen. Dadurch gelangt weniger Luft in den Motor, was bereits ausreicht, damit der Motor auch bei Minusgraden startet und halbwegs rund läuft. Nach kurzer Zeit muss der Fahrer den Choke schrittweise wieder zurücknehmen, um das Gemisch angesichts steigender Motortemperatur zu normalisieren. Dafür ist eine gewisse Erfahrung nötig, da sonst unrunder Lauf, Motoraussetzer oder erhöhter Verschleiß drohen.
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Die Geschichte des Chokes beginnt im frühen 20. Jahrhundert, als die ersten Vergasermotoren in Automobilen verwendet wurden. Schon die legendären Ford-Modelle T und A verfügten über entsprechende Mechanismen, die allerdings noch nicht standardisiert waren.
In den 1960er- und 1970er-Jahren wurde der Choke quer durch alle Fahrzeugklassen und Marken zum alltäglichen Begleiter beim Startvorgang. Während deutsche Hersteller wie VW oder Opel meist auf manuelle Zugchokes setzten, boten einige französische und japanische Modelle bereits automatische Chokesysteme. Diese setzten auf Bimetallfedern, die temperaturabhängig die Luftklappe steuerten.
Mit der flächendeckenden Einführung elektronischer Einspritzsysteme in Ottomotoren ab den 1980er-Jahren begann der schleichende Abschied vom Choke. Einspritzanlagen können das Luft-Kraftstoff-Gemisch präzise dosieren, wobei sie Temperatur, Drehzahl, Last und viele weitere Parameter berücksichtigen. Ein zusätzlicher Starthelfer ist dabei nicht mehr notwendig.
Manuelle Choke verschwand zunehmend aus Neuwagen
In Europa verschwand der manuelle Choke zunehmend aus Neuwagen. Dies hing auch mit strengeren Abgasnormen und der Einführung geregelter Drei-Wege-Katalysatoren zusammen, da diese Techniken eine exakte Gemischbildung erfordern. Damit einher ging auch ein Aussterben des Vergaser. Selbst Klein- und Kleinstwagen wie der Fiat Panda oder der Citroën AX, die in frühen Baujahren noch einen Choke-Hebel besaßen, fiel dieser weg.
Die Aufgabe, das Gemisch eines Ottomotors beim Kaltstart anzureichern, übernehmen heute Motorsteuergeräte in Verbindung mit Sensoren und Einspritzventilen. Diese Systeme arbeiten nicht nur exakter, sondern auch effizienter und umweltfreundlicher.
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Lediglich in der Nische kommt der Choke noch zum Einsatz: Einige Motorräder, Motorroller oder kleine Nutzfahrzeuge mit einfachen Vergasermotoren nutzen diese Lösung weiterhin. Auch bei Rasenmähern oder kleinen Stromaggregaten ist er gelegentlich noch zu finden.
Im automobilen Alltag ist der Choke hingegen ein Fall für Nostalgiker. Wer einen VW Käfer, einen Citroën 2CV oder einen alten britischen Roadster starten möchte, kommt zumindest an kühleren Tagen nicht ohne die Choke-Routine aus. Diese hat übrigens ihre Tücken und verlangt nach wie vor nach Fingerspitzengefühl. In der Oldtimerszene ist die richtige Choke-Bedienung weiterhin Inhalt von so manchem Benzingespräch. In der automobilen Großserie ist seine Zeit vorbei.