Cadillac Optiq Fahrbericht: Amerikanische Ambitionen

20.10.2025 10:56 Uhr | Lesezeit: 3 min
Kritikpunkt bei Cadillac Optiq bleibt das etwas hölzerne Federungsverhalten bei kurzen vertikalen Stößen (schlechte Fahrbahn). Die mag der Ami nicht.
© Foto: Cadillac

Wer Cadillac noch mit durstigen V8-Motoren in Verbindung bringt, sollte schleunigst umdenken. In Deutschland bietet die US-Marke nur noch Stromer an. Jüngstes Modell: der Optiq. In seiner Heimat verkauft sich das schlanke SUV bereits äußerst erfolgreich.

Lyriq, Vistiq, Optiq. Sollte Günter Jauch in seinem Ratespiel "Wer wird Millionär?" nach diesen Namen fragen, bräuchten die Kandidaten schon ein gutes Automobilwissen, um hier unfallfrei ohne Joker durchzukommen. Die Antwort: Es handelt sich um Elektromodelle von Cadillac. In Deutschland dürften sie noch weitestgehend unbekannt sein, obwohl die beiden ersten bereits im Handel sind. 

Nun kommt der Optiq hinzu. Das Modell soll im etablierten Premium-Segment hauptsächlich gegen den BMW iX3 (Neue Klasse), den elektrischen Mercedes GLC (geplant für 2026) und den Audi Q6 e-tron antreten. Dennoch sieht Cadillac sich in Europa nicht als direkten Konkurrenten oder ist um hohe Stückzahlen bemüht, sondern vielmehr als reizvolle Alternative für Individualisten.


Cadillac Optiq (2025)

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Angenehmes Raumgefühl im Cadillac Optiq

In den USA ist der Optiq seit Anfang dieses Jahres auf der Straße, legt dort bereits eine außergewöhnlich hohe Eroberungsrate von 75 Prozent hin. Heißt: Drei Viertel der Kunden hatten zuvor nichts mit der amerikanischen Luxusmarke am Hut. Neugier dürfte in erster Linie über das Design geweckt werden. Der 4,82 Meter lange Optiq gilt intern als „Kompakt-SUV“, wirkt aber wegen seiner niedrigen Dachlinie eher wie ein Crossover aus SUV und Kombi. Die Proportionen sind stimmig. Motto: schlank statt wuchtig. 

Sehr angenehm ist das Raumgefühl. Man glaubt, in einem deutlich größeren Auto zu sitzen. Auch hinten genießen die Insassen gute Bein- und Kopffreiheit. Eher durchschnittlich gibt sich mit 443 Liter der Kofferraum. Gleiches gilt, wenn die Rücksitzlehnen umgelegt sind. 1.340 Liter sind für die Fahrzeuggröße nicht gerade üppig, reichen für den Alltag aber allemal. Ein kleines Gimmick ließen sich Cadillac mit dem Markenemblem am Heck einfallen. Berührt man es mit dem Ellbogen, weil man beispielsweise zwei Einkaufstaschen in den Händen hält, öffnet sich die Heckklappe automatisch.

Das Cockpit des Optiq dominiert kein freistehender Bildschirm im Tesla-Look. Die Designer entschieden sich stattdessen für ein langgezogenes (33-Zoll), trapezförmiges und leicht gekrümmtes Display, das sich bis über die Mitte der Armaturentafel spannt. Dank des Google-Built-in Systems lassen sich im Cadillac Google Maps und Google Assistant nutzen, das Smartphone kann über Apple CarPlay und Android Auto mit dem Bordcomputer verbunden werden. Pfiffig: Statt einer flachen Ablage fürs Handy gibt es in der Mittelkonsole einen aufrechten „Toaster-Slot“, der gleichzeitig als kabellose Ladestation dient. Vorteil: In Kurven oder beim Bremsen fliegt das Smartphone nicht im Auto umher.

Cadillac Optiq immer mit Allrad

Technisch basiert der Optiq auf der bekannten Ultium-Plattform, die sich jetzt jedoch „GM EV Battery Platform“ nennt. Moderner ist sie damit nicht. Es bleibt bei 400 Volt und einer Batteriekapazität von 75 kWh. Daraus resultiert eine WLTP-Reichweite von 425 Kilometer. Beides rangiert eher am unteren Ende im Segment. Dort ist auch die recht schwache DC-Ladeleistung mit 110 kW einzuordnen. Andere Hersteller sind da deutlich weiter.

Einfluss auf das Fahrverhalten hat dies alles jedoch nicht. Der Optiq überzeugt durch außergewöhnlich viel Komfort und Ruhe. Dennoch wollte Cadillac sich nicht dem Vorwurf einer weichen Ami-Schaukel aussetzen. Das Fahrwerk wurde daher mit vielen Änderungen und Feintuning den europäischen Kundenbedürfnissen angepasst, die Bremsen kommen vom renommierten, italienischen Hersteller Brembo. Kritikpunkt bleibt allerdings das etwas hölzerne Federungsverhalten bei kurzen vertikalen Stößen (schlechte Fahrbahn). Die mag der Ami nicht.

Den Optiq gibt es nur mit zwei Elektromotoren und damit permanentem Allradantrieb. Prinzipiell eine gute Kombination. Die gemeinsame Leistung beträgt 224 kW/304 PS, an Drehmoment liegen 480 Newtonmeter an. Damit lässt sich der amerikanische Stromer durchaus flott bewegen, der typisch Elektro-Punch beim Kick-down jedoch bleibt aus. 2,4 Tonnen Gewicht fordern ihren Tribut. Die machen sich auch in den Verbrauchswerten bemerkbar. Den Normwert von 19,9 kWh/100 km schafften wir nicht, obwohl auf der Autobahn nicht einmal schneller als 120 km/h gefahren wurde. Anfreunden sollte man sich daher eher mit einem Stromverbrauch von 25 kWh/100 km.

Cadillac Optiq: (Fast) keine Aufpreisliste

Dafür glänzt der Optiq mit einem Preis-/Leistungsverhältnis die im Segment konkurrenzlos sein dürfte. Nur 65.000 Euro, und damit einige zehntausend Euro günstiger als die Konkurrenz, verlangen die Amerikaner für ihren Elektro-Cruiser, bei gleichzeitiger Vollausstattung. Und voll heißt voll. Selbst ein riesiges Panoramadach, große 21-Zoll-Räder, Sitze mit Heiz-, Kühl- und Massagefunktion und ein AKG Premium Audiosystem mit 19 Lautsprechern und Dolby Atmos sind serienmäßig. Ebenso sämtliche Sicherheitsassistenzsysteme.

Es gibt praktisch keine Aufpreisliste. Was extra bezahlt werden muss, sind lediglich die verschiedenen Metallic-Lackierungen. Geöffnet hat Cadillac seine Bestellbücher für den Optiq am 15. Oktober. Die ersten Auslieferungen sollen Anfang 2026 erfolgen.


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