Die Quote der erheblichen und gefährlichen Mängel liegt bei 21,5 Prozent und damit um 0,9 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Zugleich erreicht der Anteil mängelfreier Fahrzeuge mit 66,1 Prozent den niedrigsten Stand seit neun Jahren. "Der Trend bei der technischen Fahrzeugsicherheit ist eindeutig negativ. Das zeigen die HU-Auswertungen der vergangenen zehn Jahre", sagte TÜV-Geschäftsführer Dr. Joachim Bühler bei der Präsentation der Zahlen. Mit Ausnahme der Corona-Jahre hat sich die Quote der erheblichen Mängel ("HU-Durchfaller") kontinuierlich verschlechtert, von 19,7 Prozent im Jahr 2017 auf 21,5 Prozent im aktuellen TÜV-Report.
Alter frisst Technik
Als wichtigsten Grund nennt der Verband das zunehmende Alter des Fahrzeugbestandes: "Zwar hat die technische Qualität und Nutzungsdauer der Fahrzeuge zugenommen – Rost spielt heute kaum noch ein Rolle – aber dieser Effekt wird durch das zunehmende Alter der Fahrzeuge in der Gesamtbetrachtung Wett gemacht", erklärte Bühler. Das Durchschnittsalter der Pkw liegt mittlerweile bei 10,6 Jahren, 2015 waren es noch 9,0 Jahre.
Ältere Fahrzeuge fallen besonders häufig durch
Auffällig bleibt der Zusammenhang zwischen Alter und Mängelquote: Während bei der zweiten HU nach fünf Jahren jedes zehnte Fahrzeug durchfällt, ist es bei der fünften HU nach elf Jahren fast jedes vierte und bei der siebten nach 15 Jahren bereits nahezu jedes dritte. Mehr als 27 Prozent der deutschen Fahrzeuge sind 15 Jahre oder älter – etwa 13,5 Millionen Stück. Besonders sicherheitsrelevante Defekte wie undichte Bremsleitungen oder lockere Lenkungsteile treffen überwiegend ältere Fahrzeuge. Rund 135.000 Fahrzeuge wurden wegen solcher Mängel als verkehrsgefährdend eingestuft, weitere 12.000 mussten sofort stillgelegt werden.
TÜV fordert Modernisierung der HU – neue Anforderungen für Werkstätten
Der TÜV-Verband erneuert in diesem Zusammenhang seine Forderung nach einer Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung. Angesichts digitaler Fahrzeugsysteme, zunehmender Elektrifizierung und steigender Anforderungen an Umwelt- und Klimaschutz sei eine Weiterentwicklung überfällig. Beispiel Antriebsbatterie: "Derzeit beschränkt sich die Prüfung der Antriebsbatterien im Wesentlichen auf eine Sichtprüfung", sagte Bühler. Künftig müsse der Gesundheitszustand von Hochvoltbatterien standardisiert ermittelt werden, um Risiken wie elektrische Schläge oder Überspannungen zu reduzieren und gleichzeitig Transparenz im Gebrauchtwagenmarkt zu schaffen. Darüber hinaus fordert der Verband eine HU, die auch die Softwarestände der Fahrzeuge und Aspekte der Cybersicherheit berücksichtigt. Ein nationales digitales Fahrzeugregister könnte zudem Lebensläufe von Fahrzeugen nachvollziehbarer machen und Manipulationen erschweren.
TÜV-Report 2026 - Ergebnisse im Detail
Elektrofahrzeuge im Fokus: Große Spreizung zwischen Top und Flop
Im TÜV-Report 2026 wurden 18 Fabrikate von Elektrofahrzeugen in die Statistik aufgenommen – fast doppelt so viele wie im letzten Report. Die Stromer schneiden dabei unterschiedlich ab. Die Ergebnisse reichen von sehr guten bis hin zu alarmierenden Werten. Während Mini Cooper SE, Audi Q4 e-tron und Fiat 500e zu den zuverlässigsten Modellen der 2- bis 3-Jährigen zählen, rutschen insbesondere die Tesla-Baureihen deutlich ab. Das Tesla Model Y belegt mit einer Mängelquote von 17,3 Prozent den letzten Platz im Ranking aller 110 Modelle dieser Altersklasse – der schlechteste Wert seit zehn Jahren. Auch das Model 3 schneidet mit 13,1 Prozent schwach ab. Der Vorvorletzte beziehungsweise Letztplatzierte stechen früh mit Mängeln an den Bremsscheiben und an der Achsaufhängung heraus.
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Auffällig sind die hohen Laufleistungen der Tesla-Fahrzeuge, die im Schnitt über 55.000 Kilometer liegen. Insgesamt, das wurde bei der Vorstellung betont, schnitten die Elektrofahrzeug nicht schlechter ab als die Verbrenner, es zeigen sich aber spezifische Mängelbilder an Achsaufhängungen und an der Bremsanlage. "Die Preise der Elektroautos sinken, wenn auch zuletzt nicht mehr so stark. Dementsprechend zieht der Markt an. Gut zu wissen, dass die Fahrzeuge genauso sicher sind wie die Verbrenner“, ordnet Jürgen Wolz, Leiter Service Line Mobility bei der TÜV SÜD Division Mobility, die Ergebnisse ein und fügt hinzu: "Viele E-Autos sind sogar auf den oberen Rängen zu finden."
Mängel meist am Fahrwerk und Licht
Der Blick auf die beanstandeten Bauteile bei Elektroautos zeigt: Bemängelt werden hauptsächlich Bauteile, die nichts mit dem Antrieb zu tun haben. Und wie immer natürlich die Beleuchtung. Die wird beim Mini-Sieger Fiat 500 E als einziges überdurchschnittlich beanstandet. Wegen der schweren Batterien sind Mängel am Fahrwerk bei den E-Modellen ganz vorne mit dabei. Der Opel Corsa E hat erhebliche Mängel von 1,7 Prozent an der Achsaufhängung bereits nach zwei bis drei Jahren. Der größere Mokka sogar 3,5 Prozent.
Die Bremsen leiden weil sie zu wenig benutzt werden: Der Peugeot 208 E fällt auf mit erheblichen Mängeln von 2,7 Prozent bei den Bremsscheiben (zwei bis drei Jahre). AlIe Volkswagenmodelle haben bereits in jungen Jahren Probleme bei der Funktion der Fußbremse. Bei allen anderen Mängelgruppen schließen sie allerdings durchweg überdurchschnittlich gut ab. Übrigens bleibt die Beleuchtung bei allen Fahrzeugen Mangel Nummer eins. Das gilt auch für die Strombetriebenen.