Dass Michael Dittmar mit seiner Werkstatt in Bochum heute als einer der gefragtesten Experten für die Reparatur von Elektrofahrzeugen gilt, ist kein Zufall. Es liegt vermutlich daran, dass der Bochumer Kfz-Profi von Haus aus wissbegierig ist und offen für Neues. Als wir ihn in seiner Werkstatt besuchen, kommt er gerade von einem Workshop der örtlichen IHK zu den Gefahren von Deep-Fake-Videos.
Michael Dittmar steht jedenfalls wirklich und leibhaftig vor uns als jenes Original, das durch seine Umtriebigkeit weit über die Region hinaus bekannt ist. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Thomas Stachowiak betreibt er den ad Auto Dienst Dittmar & Stachowiak mit insgesamt 15 Mitarbeitern, vom Hausmeister und Azubi bis zu den drei Meistern in der Werkstatt. Die Arbeitsteilung sieht so aus: "Thomas Stachowiak kümmert sich um die interne Geschäftsführung und wirkt nach innen, ich bin eindeutig der Netzwerker", erklärt Dittmar.
Neue Umsatzchancen
Die Werkstatt ist Partner im Werkstattkonzept ad Auto Dienst von CARAT und gehört zu den wenigen freien Kfz-Werkstätten, die sich auf das Thema Elektromobilität spezialisiert haben. Seit 2013 ist der Betrieb in der Region für die Wartung und Reparatur der elektrisch betriebenen DHL-Zustellfahrzeuge von Streetscooter zuständig. "Wir haben die Reparaturkonzepte für die E-Transporter zusammen mit dem Hersteller und der Post über all die Jahre entwickelt. Heute dürfen wir als Servicepartner Batterien tauschen und 200 bis 250 Akkus pro Jahr reparieren." Über die enge Partnerschaft mit Streetscooter hat sich die Werkstatt ein enormes Wissen über Elektrofahrzeuge angeeignet. Mittlerweile machen Reparatur und Wartung von E-Fahrzeugen insgesamt fast die Hälfte des Umsatzes aus. Etwas mehr als ein Drittel der Auslastung kommt allein durch die 250 Post-Fahrzeuge, die Dittmar und Stachowiak in ihrer Region betreuen.
Elektromobilität ist ein Umsatzkiller? Diese Meinung kann Michael Dittmar so nicht teilen. "80 Prozent der Technik ist doch genauso oder ähnlich wie beim Verbrenner, der Antrieb macht nur einen überschaubaren Teil aus. Wir werden künftig auch ohne Ölwechsel die Fahrzeuge warten und reparieren", ist Dittmar überzeugt. Karosserie, Fahrwerk, Bremsen, Reifen, Filter und Thermomanagement - hier ergäben sich neue Servicemöglichkeiten. Die Strategie, sich als Spezialist für E-Mobilität zu etablieren, hat offenbar funktioniert: "Heute fragen mich die Leute eher, ob ich auch noch Verbrenner mache", scherzt Dittmar. Wer sich auf Elektroautos spezialisiert, braucht gut ausgebildete Leute. Die Mitarbeiter in der Werkstatt haben mehrheitlich Stufe S2 oder S3 nach DGUV. Michael Dittmar: "Wenn ich nicht weiß, was am verunfallten Fahrzeug los ist, dann muss ein S3-Mann ran; der macht dann auch die Gefährdungsbeurteilung."
Die Aufregung um potenzielle Gefahren von gecrashten E-Autos hält Dittmar für überzogen: "Im Rahmen der Unfallschaden-Analyse ist zu differenzieren, ob ausschließlich karosseriebezogene Schäden vorliegen oder sicherheitsrelevante Komponenten wie das Hochvoltsystem beziehungsweise die HV-Batterie betroffen sind. Schäden an der Batterie sind erfahrungsgemäß selten, da diese in modernen Fahrzeugen strukturell gut geschützt verbaut ist. Zudem ist sehr oft eine Reparatur möglich." Und noch ein Missverständnis will er aufklären: "Die BG-Schulung ist eine Arbeitssicherheits-Schulung. Wenn einer die BG-Schulung gemacht hat, kann er anschließend noch lange kein E-Auto reparieren!"
Künftig, davon ist er überzeugt, wird in einer überarbeiteten Mechatroniker-Ausbildung die Reparatur von E-Fahrzeugen eine deutlich größere Rolle spielen müssen. "Nicht jede Instandsetzung an einem E-Fahrzeug betrifft automatisch das Hochvoltsystem. Was wirklich zählt, ist die Erfahrung am konkreten Produkt. Denn jedes Modell bringt neue technische Besonderheiten mit sich, die es zu verstehen gilt. Wir arbeiten nach den herstellerspezifischen Prüfabläufen und analysieren die Diagnosedaten sorgfältig", sagt Dittmar. In den meisten Fällen lasse sich eine Reparatur sowohl technisch als auch wirtschaftlich realisieren - selbst bei komplexen Schadensbildern."
Starkes Netzwerk
"Wir schicken niemanden weg, das war schon immer mein Credo", sagt Dittmar selbstbewusst mit Blick auf das eigene Geschäft: "Wir nehmen auch verunfallte Fahrzeug an, aber für die Lackierung kooperieren wir mit einem Lackierer." Im Bereich Schadenmanagement arbeitet Dittmar erfolgreich seit drei Jahren mit TÜV SÜD zusammen. Der Konzeptgeber CARAT kooperiert im Schadenmanagement mit TÜV SÜD als neutralem Partner. Fabian Ragut, Key-Account-Manager bei TÜV SÜD Auto Service GmbH, sieht darin eine Chance: "Dies eröffnet auch anderen ad Auto Dienst-Partnern die Möglichkeit, sich unabhängig von der Betriebsgröße professionell im Schadenbusiness aufzustellen." Solche B2B-Partnerschaften hält Dittmar für sinnvoll: "Man kann nicht alles selbst machen, und man muss keinen Kunden wegschicken, wenn man das richtige Netzwerk hat."
- Ausgabe 06/2025 Seite 040 (664.1 KB, PDF)