Auch Supersportler müssen sparen. Nicht, dass es reichen Rasern tatsächlich ums Geld ginge. Ihre CO2-Strafzahlungen können Unternehmen an sie deshalb sicher leichter durchreichen als an die Käufer von Familienkutschen. Doch auch Petrolheads haben eine Umweltgewissen und auch Sortwagenmanufakturen müssen ihre Gesetzesvorgaben erfüllen. Deshalb achten auch Ferrari, McLaren oder Aston Martin auf ihre CO2-Bilanz, von mehr oder minder eng an die großen Werke gebundenen Marken wie Lamborghini oder gar AMG ganz zu schweigen.
Rein elektrische Leistungsträger sind dabei - abgesehen von der für 2026 angekündigten Serienfassung des AMG GT XX nicht in Sicht. Und der schleppende Erfolg von Modellen wie dem Rimac Nevera oder dem Lotus Evija lassen kaum vermuten, dass sich das in absehbarer Zeit ändert.
Plug-in-Technologie boomt
Doch dafür boomt die Plug-in-Technologie. Denn dem Hersteller hilft sie tatsächlich nachhaltig bei der Politur der Klimabilanz und ist zudem der softe Einstieg in die Elektrifizierung, und dem Kunden bietet sie einen bislang nur sehr schwer und sehr teuer darstellbaren Power-Boost, der sich gut macht beim Benzingespräch und der beim Überholen ganz neue Möglichkeiten schafft. Mehr Rasen also und weniger Reue.
Klar ist, das zusätzliches Gewicht kontraproduktiv ist und es so richtig viel Platz für große Batterien in den Flachmännern auch nicht gibt. Doch große elektrische Reichweiten erwartet in dieser Klasse keiner und von allem alternativen Antrieben ist der PHEV für die Performance-Branche das kleinste Übel. Deshalb macht er gerade mächtig Schule: Egal ob England, Deutschland oder Italien - kaum ein Hersteller, der bei den Spitzensportlern nicht auf Vitamin E für seine Verbrenner setzt. Fünf Beispiele.
5 x Supersportler mit Stecker

Lamborghini Temerario
Lamborghini Temerario: Heult doch! Natürlich verdrücken die Lamborghini-Freunde gerade ein paar dicke Tränen. Schließlich ist mit dem Huracan auch die Geschichte des famosen V10 zu Ende gegangen. Doch wenn die Audi-Tochter jetzt zu Preisen ab 307.500 Euro den neuen Temerario an den Start bringt, schmettern die Italiener der Trauergemeinde ein trotziges "Heult doch" entgegen. Und damit meinen sie nicht die Befindlichkeiten der Petrolheads, sondern den Plug-In-Antrieb des Nachfolgers. Denn auch wenn der um nur noch acht Zylinder herum konstruiert ist und für seinen Leistungsschub einen Turbo braucht, dreht der Temerario höher als die Konkurrenz und macht entsprechend viel Spektakel.
Und mehr Power gibt’s natürlich auch. Denn schon der V8 allein leistet 800 PS. Mit den beiden E-Motoren an der Vorderachse steigt die Leistung auf 920 PS und der Allradantrieb verbessert zudem die Traktion. Deshalb gelingt der Sprint von 0 auf 100 km/h in 2,7 Sekunden und auch ungeübte Fahrer kommen näher an die Höchstgeschwindigkeit von 343 km/h. Zugleich bietet der wieder nach einem Kampfstier benannte Zweisitzer Huracan-Umsteigern noch eine neue Erfahrung: Weil zum Kombi-Antrieb auch ein Pufferakku von 3,8 kWh zählt, kann der Temerario immerhin rund zwölf Kilometer rein elektrisch und damit flüsterleise fahren. Egal wie man es nimmt: Dann ist tatsächlich Schluss mit dem Geheule.
McLaren Artura
McLaren Artura: In der Ruhe liegt die Kraft Immer mit der Ruhe: Wer den Startknopf dieses McLaren drückt, kann die ersten Kilometer ganz geräuschlos abspulen. Denn mit dem Artura bringt auch der Sportwagenhersteller aus dem britischen Woking seinen ersten Plug-In-Hybriden für größere Stückzahlen auf den Weg und fährt dabei gleich zweigleisig. Denn für Preise ab etwa 250.000 Euro gibt es den Zweisitzer als Coupé und als Roadster.
Der Plug-In-Antrieb besteht aus einem von acht auf sechs Zylinder abgerüsteten Benzinmotor mit drei Litern Hubraum und 585 PS, einer im neuen Achtgang-Automatik-Getriebe integrierten E-Maschine mit 94 PS sowie einem Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 7,4 kWh. Binnen 2,5 Stunden an der Haushaltssteckdose geladen, ermöglicht er bis zu 30 Kilometer rein elektrischen Fahrens und erlaubt dabei ein Spitzentempo von 130 km/h. Arbeiten beide Motoren zusammen, liegt die Systemleistung bei 680 PS und mit einem maximalen Drehmoment von zusammen 720 Nm beschleunigt der Artura in 3,0 Sekunden auf 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 330 km/h limitiert. Dabei verbraucht der Artura laut Norm 5,5 Liter und kommt so auf einen CO2-Ausstoß von 129 g/km – rein rechnerisch ist er damit sparsamer als mancher konventionelle Kleinwagen.
Aston Martin Valhalla
Aston Martin Valhalla: Göttliche Aufladung Aston Martin schickt die Petrolheads in den siebten Himmel – und parkt dort den neuen Valhalla. Allerdings müssen sie dort dafür erst noch eine Ladesäule installieren. Denn der nach dem mythischen Hort der nordischen Götter benannte Supersportwagen, der zu Preisen ab etwa einer Million Euro in einer Kleinserie von 999 Fahrzeugen gebaut wird. Fährt ebenfalls mit einem Plug-in-Hybrid.
Der besteht aus einem 4,0 Liter großen V8-Motor von 828 PS, dem gleich drei E-Motoren zugeschaltet werden. Zwei davon treiben die Vorderachse an, einer sitzt im Getriebe. Alle Motoren zusammen kommen auf 1079 PS und ein maximales Drehmoment von 1100 Nm. Das erlaubt eine Beschleunigung, die mit 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu den besten gehört, die Verbrenner-Fahrzeuge mit Serienzulassung erreichen. Auch das Spitzentempo ist mit 350 km/h mehr als angemessen.
Und sollte es mit der Ladesäule im Hort der Götter nicht klappen, macht das auch nix: Der E-Motor im Getriebe arbeitet als Generator und lädt unterwegs die für eine rein elektrische Reichweite von 14 Kilometern ausgelegte Batterie auch ohne Stecker wieder auf.
Ferrari 296 GTB
Ferrari 296 GTB: Arrabiata auf die leichte Tour Zwar schleicht sich auch Ferrari erst so ganz langsam auf die Electric Avenue. Doch zumindest ein bisschen elektrische Unterstützung können die Kunden bereist genießen. Und zwar nicht nur die ganz auserwählten Eigentümer des SF90 Stradale, sondern auch die ebenfalls nicht ganz und gar dahergelaufenen Käufer einen 296 GTB. Denn Coupé und Spider vom unteren Ende der Modellpalette bieten für Preise um die 300.000 Euro aufwärts den ersten Plug-In-Hybrid, der in Maranello für größere Stückzahlen entwickelt wurde.
Jüngst zum "Speciale" aufgerüstet, leistet sein drei Liter großer V6-Benziner jetzt 700 PS und bei dem zwischen Verbrenner und Achtganggetriebe montierten Elektromotor haben die Italiener die Leistung von 167 auf 180 PS erhöht. Unter dem Strich stehen damit 880 PS, die für reichlich "Arrabiata" sorgen: Tempo 100 erreicht der geschlossene Speciale in 2,7 Sekunden, bis 200 km/h vergehen lediglich sieben Sekunden – und ein Ende findet die Raserei erst bei 350 km/h. Für ein gutes Gewissen schafft der Ferrari allerdings auch 25 Kilometer rein elektrisch und fährt dabei immerhin 135 km/h schnell.
Czinger 21C
Czinger 21C: 3D-gedruckte Grenzerfahrung Wenn man an Kalifornien denkt, hat man meistens Strand, Palmen oder Surfer im Kopf – aber ganz sicher keinen 1.350 PS starken Hybrid-Boliden. Mit diesem imposanten Leistungsniveau mischt Czinger die Welt der Supersportler auf. Das Start-up aus Los Angeles hat mit dem 21C nicht nur ein Hypercar mit extremer Leistung entwickelt, sondern setzt auch eine im Autobau noch selten genutzte Produktionsweise ein: den 3D-Druck.
Das Ergebnis ist ein in Kleinserie gefertigter Zweisitzer mit Tandem-Cockpit, Mittelmotor und Hybridantrieb, der selbst Ferrari oder McLaren blass aussehen lässt. Ein 2,9 Liter großer V8-Motor mit Flatplane-Kurbelwelle leistet bis zu 940 PS und wird von zwei Elektromotoren an der Vorderachse unterstützt. Zusammen bieten sie eine Systemleistung, die den Czinger in unter zwei Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis jenseits der 400 km/h treiben kann. Die elektrische Reichweite von rund 20 Kilometern fällt dagegen sehr bescheiden aus und taugt allerhöchstens als grünes Feigenblatt.