Auf der diesjährigen Rematec-Messe in Amsterdam stellten Valeo und Stellantis zwei neue wiederaufgearbeitete Komponenten für den Aftermarket vor. Erstmals zeigte man einen LED-Scheinwerfer sowie einen Infotainment-Bildschirm, die den Reman-Prozess durchlaufen haben. Waren es bislang vor allem Anlasser, Lichtmaschinen, Bremssättel, Turbolader oder AGR-Ventile, die die verschiedenen Marktteilnehmer neben Neuteilen auch als aufbereitete Versionen anboten, so rücken jetzt auch elektronische Bauteile immer mehr in den Fokus. Unternehmen wie SEG Automotive, OE-Hersteller von rotierenden E-Maschinen widmen sich immer mehr auch der Aufbereitung von Teilen aus der 48-Volt-Mildhybrid-Technik bis hin zur Aufbereitung ganzer E-Motoren, etwa für Teslas Model S oder den Renault Zoe.
Die Unternehmen betonen, dass die Wiederaufbereitung gebrauchter Teile neben der positiven Umweltbilanz weitere Vorteile biete. So laufen die Aufbereitungsprozesse für den europäischen Markt ausnahmslos an europäischen Standorten ab, während Neuteile oft aus Asien importiert werden. Somit ist man unabhängig von störempfindlichen Lieferketten und schwankenden Einfuhrbestimmungen sowie Zöllen. Ein weiterer Vorteil ist die Qualität der Reman-Teile. So erfreulich eine lange Haltbarkeit der Originalteile für den Verbraucher auch ist, nach zehn oder mehr Jahren im Einsatz sind die Produkte oft technisch veraltet.
- Ausgabe 06/2025 Seite 020 (1.7 MB, PDF)

Die Industrie kennt bis dahin alle kritischen Verschleißpunkte oder minderwertige Komponenten, die die Ursache für Ausfälle oder Schäden sind. In vielen aufbereiteten Teilen kommen hingegen die neuesten Entwicklungen und haltbarere Technologien zum Einsatz, sodass ein Reman-Teil durchaus die Qualität eines Originalteils übertreffen kann.
Wirtschaftlich reparieren
Die zuletzt stark gestiegenen Ersatzteilpreise machen den Einsatz eines Reman-Teils immer attraktiver. LED-Scheinwerfer, wie sie Valeo jetzt anbietet, sind aufgrund der exponierten Lage am Fahrzeug auch bei kleineren Parkremplern stark gefährdet und kosten als Original-Ersatzteil schnell mal mehrere tausend Euro, pro Stück wohlgemerkt. Bei älteren Fahrzeugen kommt dies schon einem wirtschaftlichen Totalschaden nahe. Bei Valeo durchläuft das Lichtsystem einen standardisierten industriellen Prozess, um es für ein zweites Leben fit zu machen. Laut Valeo kommen dabei rund 50 Prozent der ursprünglich eingesetzten Materialien erneut zum Einsatz.
Insbesondere das LED-Modul bleibt erhalten, wodurch der CO2-Ausstoß nach Unternehmensangaben im Vergleich zur Produktion eines Neuteils um bis zu 70 Prozent reduziert werden kann. Die Aufbereitung erfolgt in den Valeo-Werken Chrzanow (Polen) und Angers (Frankreich). Stellantis wird diesen Scheinwerfer ab sofort unter der eigenen Ersatzteilmarke Sustainera Reman anbieten. Erste Anwendungen finden sich bei den Peugeot-Modellen 3008, 5008 und 508. Zusätzlich nehmen die Partner einen wiederaufgearbeiteten Infotainment-Bildschirm ins Portfolio auf. Das Produkt ist ab Juni 2025 unter anderem für die Modelle Peugeot 308, Citroën C3 und Aircross, DS3 Crossback sowie Opel Grandland X, Corsa und Mokka verfügbar.
Valeo produziert das Teil am Standort Nevers (Frankreich), der bereits auf das Remanufacturing von Frontkameras spezialisiert ist. Die aufbereiteten Displays sind ab sofort für mehrere Fahrzeugmodelle erhältlich, darunter Peugeot 308, Citroën C3 und Aircross, DS3 Crossback sowie Opel Grandland X, Corsa und Mokka. Valeo strebt an, die Produktionskapazität aufbereiteter Komponenten bis 2030 auf zwei Millionen Einheiten jährlich zu erhöhen. Stellantis bietet aktuell unter der Marke Sustainera rund 12.000 verschiedene Ersatzteile an, darunter auch Anlasser, Lichtmaschinen, Kupplungen und Hochvoltbatterien für Elektrofahrzeuge.

Sortiment nimmt stetig zu
Die zunehmende Produktvielfalt im Reman-Bereich zeigt, dass auch die Nachfrage weiter steigt. So hat Borg Automotive Reman in den letzten zwölf Monaten mehr als 100 neue Referenzen für Lenkgetriebe in sein Sortiment aufgenommen, davon alleine 40 für elektrische Varianten. Nach der Erweiterung umfasst es mehr als 1.350 Lenkgetriebe und über 578 Lenkungspumpen. Dies entspricht einer europäischen Marktabdeckung von 86 Prozent bei Lenkgetrieben und 82 Prozent bei Lenkungspumpen.
Zu den Highlights der neuesten Sortimentserweiterungen gehören ein manuelles Lenkgetriebe für drei verkaufsstarke Fahrzeuganwendungen des Toyota Yaris und des Toyota Yaris Hybrid ab 2020 sowie ein elektrisches Lenkgetriebe für verschiedene BMW-Modelle der Baujahre 2012 bis 2020, darunter der BMW 118d und der 330d. Zusammen decken allein diese beiden Artikel mehr als 750.000 Fahrzeuge in Europa ab.
Neu im Sortiment ist außerdem eine hydraulische Lenkungspumpe für 17 BMW-Fahrzeuganwendungen mit 3,0-Liter-Dieselmotor, die zwischen 2004 und 2013 gebaut wurden - wie den BMW 325d, 325d Coupé, 330d und 330d Coupé. Alle neuen Lenkungspumpen und Lenkgetriebe sind in TecDoc und den elektronischen Katalogen der Borg-Automotive-Reman-Marken Elstock, DRI und TMI zu finden.
""Mit unserem eXchange-Programm ermöglichen wir zeitwertgerechte Reparaturen.""
Peter Lukassen, Bosch
In beide Richtungen
Auch Bosch sieht den wachsenden Markt für Remanufacturing-Teile als eine zentrale Chance, um Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit im Aftermarket sinnvoll zu verbinden. "Mit unserem Bosch-eXchange-Programm ermöglichen wir seit über 60 Jahren zeitwertgerechte, ressourcenschonende Reparaturen auf höchstem Qualitätsniveau. Ergänzt wird dieses Angebot durch den 1:1 Reman Service, mit dem wir insbesondere klassische Fahrzeuge originalgetreu instandsetzen. Parallel entwickeln wir Lösungen für die Mobilität der Zukunft - etwa mit unserem neuen Reparatursatz für Hochvolt-Batterien, der den Austausch gealterter Modulsätze in Hybridfahrzeugen ermöglicht", so Peter Lukassen, Direktor für Nachhaltigkeit bei Bosch Mobility Aftermarket. Er sieht Remanufacturing in der Elektrifizierung als einen Schlüssel zu einer nachhaltigen und langfristig gesicherten Teileversorgung. "Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, unser Kreislaufwirtschafts-Portfolio bis 2030 deutlich auszubauen", so Lukassen.