Wie funktioniert eigentlich: Das Zündschloss

30.09.2025 07:53 Uhr | Lesezeit: 2 min
Autoschlüssel
Jahrzehntelang der Standard: Zündschlüssel im Schloss.
© Foto: Foto: Mario Hommen/SP-X

Ein kleiner Dreh mit großer Wirkung – jahrzehntelang wurden Autos mit einem Schlüssel gestartet. Doch die Technik entwickelt sich weiter.

Ohne Drehen passierte beim Auto lange Zeit nichts: Erst musste die Handkurbel rotieren, später der Zündschlüssel. Bei vielen Neuwagen bleibt dieser längst in der Tasche. Und bald könnte er ganz verschwunden sein. 

Das klassische Zündschloss ist mechanisch und elektrisch zugleich. Es besteht aus einem Schlosszylinder, der nur mit dem passenden Fahrzeugschlüssel gedreht werden kann, sowie einem dahinterliegenden Schalter, der verschiedene Stromkreise im Auto aktiviert. Typischerweise kennt das Zündschloss vier Stellungen: „Aus“ beziehungsweise "Lock" (die Stromzufuhr ist unterbrochen), "Zubehör" oder meist "Acc" für das "Accessory" (einige elektrische Verbraucher wie Radio oder Fensterheber sind aktiv), „Zündung ein“ respektive "On" (das gesamte Bordnetz ist unter Strom) und schließlich "Start". Bei letzterer dreht der Anlasser den Motor. Sobald dieser läuft, wird der Zündschlüssel automatisch in die "On"-Position zurückgeführt. Diese Staffelung soll sicherstellen, dass das Fahrzeug nur dann startet, wenn die elektrischen Systeme bereit sind – und dass bei Bedarf auch nur einzelne Funktionen genutzt werden können, ohne den Motor zu starten. Etwa wenn man nur Radio hören oder das Navi programmieren will. 

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Bei älteren Fahrzeugen lief alles mechanisch-elektrisch ab: Der Schlüssel drehte einen Kontaktzylinder, der Strom auf bestimmte Leitungen gab. Heute sind viele Systeme elektronisch abgesichert. Ein Wegfahrsperren-Chip im Schlüssel kommuniziert mit einem Empfänger im Zündschloss – nur wenn der richtige Code erkannt wird, schaltet das System frei. Diese Technik wurde in den 1990er-Jahren eingeführt, um Autodiebstähle zu erschweren. Seitdem gehört zur Zündung nicht nur das Schloss, sondern auch eine kleine, aber entscheidende Datenverbindung zwischen Fahrzeug und Schlüssel.


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Historisch betrachtet war das Zündschloss ein wichtiger Schritt in der Evolution des Automobils. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts mussten Fahrer den Verbrennungsmotor noch mit einer Handkurbel anwerfen – eine anstrengende, schmutzige und gefährliche Sache. Erst mit der Verbreitung elektrischer Anlasser in den 1920er-Jahren wurde das Zündschloss zum Standard. Es bot nicht nur Komfort, sondern auch eine gewisse Sicherheit gegen Diebstähle, da nur autorisierte Personen mit dem richtigen Schlüssel starten konnten. Über Jahrzehnte hinweg blieb das Prinzip fast unverändert, obwohl sich Materialien, Sicherheitsfunktionen und Elektronik weiterentwickelten.

Klassische Zündschloss vor dem Aus

Heute steht das klassische Zündschloss vor dem Aus. Immer mehr Fahrzeuge setzen auf Keyless-Go-Systeme, bei denen der Schlüssel lediglich in der Tasche mitgeführt wird. Sensoren erkennen die Nähe des Schlüssels, und der Motor wird per Knopfdruck gestartet. Diese Technik bietet Komfort, wirft aber neue Sicherheitsfragen auf: Immer wieder kommt es zu sogenannten „Relay-Attacken“, bei denen Diebe das Funksignal des Schlüssels abfangen und das Auto starten, ohne den Schlüssel physisch zu besitzen. Hersteller reagieren mit verbesserten Verschlüsselungen und Bewegungssensoren im Schlüssel, doch das Grundproblem bleibt bisher bestehen.

Schon heute experimentieren Hersteller daher mit NFC-Karten und Smartphone-Apps als Autoschlüssel oder biometrischen Systemen, die per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung funktionieren. Ob sich diese Konzepte durchsetzen, hängt nicht nur von technischer Machbarkeit, sondern auch vom Vertrauen der Nutzer ab. Denn ein mechanisches Schloss ist sichtbar und greifbar, während die digitale Lösung unsichtbar im Hintergrund funktionieren muss. 


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