Der freie Autoteilemarkt gibt sich weiter kämpferisch. Auf der Jahresmitgliederversammlung des Gesamtverbandes Autoteile-Handel (GVA) ist das amtierende Präsidium um Verbandspräsident Thomas Vollmar mit großer Mehrheit für weitere drei Jahre bestätigt worden. Der Verband wertet das Ergebnis als klaren Auftrag in einer Phase, in der der Teilehandel starken Druck von Fahrzeugherstellern und politischer Seite verspürt. "Das freut uns und das entgegengebrachte Vertrauen sowie das klare Mandat brauchen wir auch für unsere Arbeit", sagte Vollmar in der vergangenen Woche in Frankfurt.
Der GVA-Präsident zog eine positive Bilanz der vergangenen Jahre, insbesondere bei der Durchsetzung von Ansprüchen des freien Marktes. Das Thema "Enforcement" werde die Verbandsarbeit weiterhin prägen. Die Allianz aus GVA und weiteren Marktteilnehmern solle ein Gegengewicht zu den OEMs bilden.
Kernstreitpunkt Fahrzeugdaten
Im Zentrum der aktuellen Debatten steht der Zugang zu Reparaturinformationen, Fahrzeug- und Teileinformationen sowie die teils stark gestiegenen Gebühren der Hersteller. Besonders kritisch sieht der Verband die Versuche der Hersteller, über Änderungen der Typgenehmigungsverordnung – dem sogenannten "Delegated Act" – ihre Position zu stärken. "Das Gute ist, dass wir durch unser Engagement auch unsere Interessen in die Diskussion mit eingebracht haben", betonte Vollmar.
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Die technische Entwicklung verschärft den Konflikt: Daten gelangen längst nicht mehr nur über den klassischen OBD-Port, sondern zunehmend "over the air" ins Fahrzeug. Die Regulierung müsse dies berücksichtigen. Vor allem die Kosten seien ein Problem. Wenn Hersteller für Datensätze mehrere Hunderttausend Euro verlangten, könnten Datenanbieter ihr Geschäftsmodell "praktisch einstellen". Das wäre, so Vollmar, "tödlich für den IAM".
Mehr Eindeutigkeit gefordert
Auch bei der Teileidentifikation drängt der Verband auf klare Regeln. Noch immer verursachen unklare Daten Fehl- und Mehrfachbestellungen. Der GVA fordert daher die eindeutige Zuordnung über die VIN statt über Schlüsselnummern.
Zwar gebe es im EU-Recht klare Vorgaben – zuletzt vom EuGH bestätigt –, doch mangele es an der Durchsetzung, so Vollmar. Zwei Millionen Euro habe der Verband bereits investiert, um diese Rechte einzuklagen. Gespräche mit Herstellern liefen, aber nicht alle seien offen geführt worden. "Wir glauben nicht, dass die Diskussionen ein Ende finden – das ist eine 'never ending story'", erklärte Vollmar. Dennoch sei viel erreicht worden.
Wachstum trotz trüber Konjunktur
Während 95 Prozent der GVA-Mitglieder die wirtschaftliche Gesamtlage kritisch sehen, zeigt sich die Branche selbst in guter Verfassung. Der freie Großhandel ist in den ersten drei Quartalen 2025 um 3,1 Prozent gewachsen, knapp zwei Drittel der Unternehmen melden steigende Umsätze. "Das Auto ist für die meisten Menschen kein Lifestyle-Produkt, sondern absolute Notwendigkeit", unterstrich Vollmar.
Konferenz im Zeichen des Wandels
Auf der anschließenden Automotive-Conference stand der strukturelle Wandel der Branche im Fokus. Expertinnen und Experten beleuchteten Themen von Kommunikation über Antriebstechnologien bis zur Transformation der Zulieferindustrie. Der Tenor: Die Branche stehe vor tiefgreifenden Veränderungen, die Chancen wie Risiken mit sich bringen.
Zum Abschluss sprach der ehemalige Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg über Europas Rolle in geopolitisch angespannten Zeiten – mit einem Appell, wirtschaftliche Stärke und technologische Souveränität nicht aus dem Blick zu verlieren.