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Fahrbericht Lamborghini Huracan STO: Rennwagen mit Nummernschild

05.08.2021 06:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
© Foto: Lamborghini

Die italienische Sportwagen-Ikone Lamborghini erweitert ihre Huracan-Familie um eine Version, die aus zwei reinen Rennsportmodellen der Baureihe entwickelt wurde, aber auch im öffentlichen Straßenverkehr bewegt werden kann.

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Aus dem Helikopter hoch oben am Berg aussteigen und in unberührtem Tiefschnee auf Skiern talwärts wedeln. Oder im Super-Speedboot mit 250 km/h in Küstennähe durch die Wellen pflügen. Oder von einer Klippe 30 Meter tief kopfüber ins Meer hüpfen. In der großen Mehrheit sind es Männer, die sich an solche Abenteuer wagen. Egal, wie umstritten das oft als Macho-Gehabe gescholtene Verhalten auch ist – in betuchten Kreisen gilt es als angesagter Trend. Wie wäre es also seinen Erlebnis-Horizont zu erweitern und mit dem eigenen Super-Sportwagen auf einer echten Rennstrecke schnelle Kreise zu ziehen. Und danach im gleichen Auto auf der Landstraße nach Hause zu düsen. Lamborghini hat das richtige Rüstzeug dazu.

Es geht um einen Huracan, den es bereits in verschiedenen Versionen gibt. Als Coupé mit Allrad- oder Heckantrieb oder im offenen Spyder für Frischluftfans. Wer oft professionell mit Helm und feuerfestem Anzug unterwegs ist, ist mit dem Huracan Super Trofeo EV 02 oder dem noch potenteren GT3 Evo gut bedient. Dreimal in Folge gewann letzterer die 24 Stunden von Daytona in Florida. Und genau an diesen Siegertypen orientiert sich nicht nur optisch der neue Lamborghini Huracan STO. Die drei Buchstaben stehen für den größten Unterschied: Der Neuling hat sich dank diverser technischer Änderungen wie serienmäßige elektronische Hilfsmittel eine Straßenzulassung verdient und trägt so ein ganz normales Nummernschild.

Bei unserem Test-Lambo ist es ein italienisches. Logisch, hier ist die Heimat der Sportwagenbauer, die seit 1998 zu Audi gehören und damit Teil des Volkswagen-Konzerns ist. Doch so ein Auto hat die einstige Traktorenmarke noch nie auf dicke Räder gestellt. Eine Granate im Kurvengewusel einer Rennstrecke und ein alltagstaugliches Edel-Coupé draußen im Verkehrsgefühl zwischen Kleinwagen, Bussen und dicken Brummis. Wobei "alltagstauglich" relativ ist. Zwei passgenaue Sportsitze, Familienväter unter den Lamborghini-Fans brauchen also das dicke Lambo-SUV Urus als Erstwagen. Im Huracan gibt es nur 38 Liter Kofferraum und auch keine direkte Sicht durchs Heckfenster wegen diverser Sportattribute wie dem gewaltigen Heckspoiler, einer "Haifisch"-Flosse oder einer Art Schnorchel, die sich vom Dach bis zur hinteren Kante zieht und den Zehnzylinder mit Atemluft versorgt.

Martialisch und dennoch fast elegant wirkt die Frontpartie mit ihren Lambo-typischen Scheinwerfer-Schlitzen, in denen Tagfahr-LED ein gekritzeltes W oder zwei V nachzeichnen. Haube, Kotflügel und vordere Stoßfänger sind zu einem Bauteil verschmolzen, Luftkanäle versorgen den Kühler, Schlitze in den Kotflügeln nutzen den Fahrwind zu höherem Anpressdruck. Dem ganzen Auto sieht man an, wieviel Kleinarbeit die Designer dem Thema Aerodynamik und dank reichlich Karbon auch dem Abspecken widmeten.


Lamborghini Huracan STO

Lamborghini Huracan STO Bildergalerie

Das Einsteigen erfordert Knickarbeit

Das Testrevier ist die Rennstrecke Vallelunga, eine knappe Autostunde nördlich von Rom. Das Einsteigen erfordert Knickarbeit im Hüftbereich, um auch den Helm unter der oberen Fensterkante hindurchzuschleusen. Einsteiger mit "Rücken" müssen den gewissen Kniff erst üben. Dann eine Fülle von Kippschaltern über der Mittelkonsole für all die Funktionen, die ein Straßenauto nun mal braucht. Anstatt eines Griffes für die Gangwahl des siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes müssen die Schaltpaddels hinterm Lenkrad herhalten. Die Wahlknöpfe für Vorwärts, Rückwärts oder „Neutral“ sind unter einer knallroten Klappe versteckt. Hochkant darüber ein Bildschirm fürs Navi oder diverse vor allem rennspezifische Anzeigen.

Festgeschnallt im Hosenträgergurt, mit bellendem Motor im Rücken und festem Griff am Sportlenkrad beginnt das Huracan-Erlebnis. Nicht nur der horrende Preis von fast 300.000 Euro sorgt für Respekt, auch der Schub des Leichtgewichts mit seinem 470 kW / 560 PS starken 5,2-Liter-Saugmotor. Der enthemmte Tritt aufs Pedal am Beginn einer Geraden verdient das Prädikat atemberaubend. Erst recht dann das als Normalfahrer viel zu frühe Bremsen vor der ersten Biegung. Die Bremsanlage wird in ähnlicher Form auch in der Formel 1 verwendet, ist besonders hitzebeständig und packt gewaltig zu. Bei langsamer Fahrt in der Boxengasse gibt sie sich dann lammfromm und als geschmeidig dosierbar, was später im Straßenverkehr hilfreich ist.

Die gefühlt schnellen Testrunden werden später durch per Funk ermittelte Daten, die die eigene Leistung mit der eines Profis auf der gleichen Strecke vergleicht, für Ernüchterung sorgen. Die Huracan-Runden waren zwar kein laues Lüftchen, aber weit entfernt von dem Hurrikan, den so ein Auto in professionellen Händen entfachen kann. Aber genau das wollten die Väter den Straßen-Rennwagens ja. Finanziell gut gestellte Kunden sollen, wenn sie denn wollen, auf von Lamborghini organisierten Rennstrecken-Events ihre Fähigkeiten auf die Probe stellen und vielleicht verbessern. Und danach mit immer noch leuchtenden Augen im Golfklub ihre Spielpartner beeindrucken.

Kleiner Trost für Normalverdiener: Die Gefahr von einem Lamborghini Huracan STO von der linken Spur verscheucht zu werden, ist eher gering. Denn zur Massenware taugt so ein Supersportwagen nun gar nicht.

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