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Abwasser, Öl, Abfall, Entsorgung und Nachhaltigkeit: Werkstatt und Umweltschutz

16.05.2025 09:11 Uhr | Lesezeit: 5 min
Werkstattsysteme Werkstattkonzepte
Umweltschutz in der Kfz-Werkstatt: Dieser Ratgeber zeigt, wie Autohäuser und Werkstätten mit modernen Konzepten Auflagen erfüllen und sogar Kosten senken können.
© Foto: adobestock/Kzenon

Werkstätten und Autohäuser sind heute gefordert, Energie- und Ressourcenverbrauch ebenso wie Emissionen und Abfälle zu minimieren. Neben rechtlichen Vorgaben (EnEV/Gebäudeenergiegesetz, Kreislaufwirtschaftsgesetz, Gewässerschutz) fördern vor allem Effizienz und Umweltschutz auch die Wirtschaftlichkeit.

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Die moderne Autowerkstatt steht heute vor der doppelten Herausforderung, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten und gleichzeitig Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Innovative Technologien und nachhaltige Konzepte ermöglichen es, diese Ziele zu vereinen und dabei sogar Betriebskosten zu senken. Von der Wasseraufbereitung über energieeffiziente Lösungen bis hin zum professionellen Abfallmanagement – der Umweltschutz in der Werkstatt umfasst zahlreiche Bereiche, die nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind. Ein Überblick über erforderliche Maßnahmen. 

1. Abwasser-Management und Wasserkreisläufe

Werkstätten erzeugen durch Reinigungs- und Spülprozesse kontaminiertes Abwasser (Fette, Öl, Reinigungsmittel). Eine Maßnahme ist das Trocken-Werkstatt-Konzept: Dabei wird die Werkstatthalle so geplant, dass kein Abwasser in die Kanalisation gelangen kann. Regen- und Tauwasser werden in abflusslosen Rinnen oder Sammelbecken aufgefangen und langsam versickert oder verdunstet.

Bundesweit empfehlen Umweltämter zunehmend den Betrieb abwasserfreier Werkstätten. Der Verzicht auf einen Kanalanschluss spart Investitionen in Ölabscheider sowie laufende Wartungskosten. Zum Einsatz kommen dabei Spezialgeräte und Reinigungsmittel, die Verschmutzungen lösen, ohne den Boden mit übermäßigen Wassermengen zu belasten. Öl- und Schmutzreste lassen sich mit Nass-Trockensaugern oder feuchten Reinigungssaugern entfernen, ohne dass dabei viel Wasser anfällt.

Wasserrecycling als moderne Maßnahme

Trotz Minimierung des Wasserverbrauchs fällt oft Restwasser an, z.B. beim Werkstattbodeneinlauf (Spül- und Regenwasser). Dieses muss über eine Leichtflüssigkeits-Abscheideranlage (Ölabscheider) vorbehandelt werden. Moderne Maßnahmen zielen auf Wasserrecycling: Effiziente Aufbereitungstechniken können Abwässer reinigen und wiederverwenden. So lassen sich Wasserkreisläufe schließen – etwa zur Wiederverwendung von Wasser für die Fahrzeugwäsche oder als Kühlwasser. Wichtig ist, öl- und fettbelastetes Wasser aufzufangen und nur gereinigtes Wasser abzuleiten, um Grundwasser und Gewässer zu schonen.

Für die Aufbereitung kommen unter anderem Sandfilter-Recyclinganlagen zum Einsatz, die besonders für ölfreies Abwasser geeignet sind, wie es bei der maschinellen Oberwäsche von Fahrzeugen anfällt. Die Investition in solche Systeme amortisiert sich in der Regel innerhalb weniger Jahre durch die eingesparten Wasserkosten und kann zudem als umweltbewusstes Aushängeschild der Werkstatt dienen.


Praxis-Tipp:

Der Einsatz großer Wassermengen in der Reinigungsphase sollte möglichst vermieden werden. Stattdessen empfiehlt sich eine gezielte Nassreinigung mittels Feuchtwischmethode oder Kreislaufsauger unter Zugabe biologisch abbaubarer Reinigungsmittel. Zudem ist die Planung abflussloser Rinnen sinnvoll. Gemischte Einleitungen in das Kanalsystem sind grundsätzlich zu vermeiden.



2. Ölkreisläufe und umweltgerechte Handhabung

Öle und ölhaltige Betriebsstoffe sind in jeder Werkstatt unverzichtbar, aber hochgradig wasserschädlich. Der Umgang mit Motoren-, Getriebe-, Hydraulik- und Schmierölen muss daher konsequent sicher erfolgen. Altöl gilt nach der Altölverordnung als wertvoller Rohstoff, der möglichst vollständig recycelt wird. Hochwertiges Motorenöl wird zu neuer Schmierstoff-Grundkomponente aufbereitet, statt es zu entsorgen.

Für die Praxis bedeutet das: Altöl gehört in dafür zugelassene, dicht schließende Behälter. Idealerweise lagert Öl in Stahltanks oder PE-Behältern mit Auffangwanne (2. Barriere), die bei Leckagen das Austreten nach außen verhindern. Ölfilter, ölverschmutzte Lappen und Bindemittel sind als gefährliche Abfälle zu erfassen und einem lizenzierten Entsorger zu übergeben (Abfallschlüssel z.B. 13 07 02* für ölverschmutzte Filter). Altöl sollte immer mindestens zu einer geprüften Entsorgungsanlage geliefert werden. Nicht ablassbare Restmengen sollten in geeignete Fässer gefüllt und über Rücknahmesysteme zurückgegeben werden. Dabei ist zwingend zu beachten: Altöl darf weder in die Kanalisation noch in den Boden gelangen – eine klare Vorgabe der Altölverordnung.

Um Abfall zu vermeiden und die Kosten zu senken, empfiehlt es sich, regelmäßig Rücknahmeangebote zu nutzen. Beispielsweise sind Ölkanister oft Pfandbehälter (Rücknahmesystem), und Altölfilter können über Händler gesammelt werden. In puncto Arbeitssicherheit und Ölrückhaltung helfen mobile Auffangtrichter mit Feinsieb oder elektrische Ölabzapfpumpen: So läuft Öl sauber in Kanister, statt sich in Eimern zu verteilen. Grundsatz: "Pumpe und Auffangbehälter zuerst" – offene Ölwechsel oder Schmiermittelmengen auf dem Boden gilt es, zu vermeiden.


Maßnahmen im Überblick:

  • Öl in verschließbare Kanister/Behälter geben; Ölfilter sammeln, nicht offen wegwerfen.
  • Leckagen sofort auffangen; regelmäßige Wartung der Ablassschrauben.
  • Bei Ölwechselmobile Geräte oder dicht abschließende Trichter nutzen, mit integrierter Auffangwanne.
  • Öl-Kreislaufverluste sind zu vermeiden; das Mischen unbekannter Ölreste ist auszuschließen. Altöl darf ausschließlich in geprüften Sammelbehältern gelagert werden.
  • Pfand- und Rücknahmesysteme sollten genutzt werden, da die Rückgabe von Altöl, Ölfiltern, Inhalten aus Leichtflüssigkeitsabscheidern sowie Batteriesystemen zur Reduzierung der Entsorgungskosten beiträgt.


3. Abfallvermeidung und nachhaltige Entsorgung

Die Trennung und Verwertung von Werkstattabfällen ist in Deutschland streng geregelt. Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz schreibt etwa vor, dass Reifen, Metallteile, Verpackungen und Batterien gesammelt und recycelt werden müssen. In der Werkstatt fallen z.B. Altreifen, Altfelgen, Altbatterien, Leichtmetallabfälle, Papier, Kunststoffverpackungen und Altgeräte (Elektronik) an. Jeder dieser Abfallströme gehört getrennt erfasst und einem Recyclingbetrieb übergeben. Zum Beispiel sind Altbatterien (Blei-, Starter-, Elektrobatterien) und Altöle über Rücknahmestellen zu entsorgen, Altreifen über autorisierte Sammler.

Eine nachhaltige Entsorgung beginnt bereits am Entstehungsort. Abfall und Sondermüll sollten möglichst vermieden werden. Wiederverwendbare Putzlappen oder Mietputztuch-Systeme sind Einwegtüchern vorzuziehen. Eine saubere Arbeitsweise – etwa durch das Vermeiden von Verschüttungen und das Reduzieren von Leckagen – trägt dazu bei, ölgetränkte Abfälle zu minimieren. Schulungen sowie klar definierte betriebliche Abläufe, etwa durch gekennzeichnete Bereiche („Keimzonen“) für Ölfilter, Ölabfälle und Kühlerflüssigkeiten, unterstützen eine konsequente Abfalltrennung.

4. Energieeffizienz in Werkstätten

In Werkstätten großer Hallen und Ausbauflächen liegt ein großes Einsparpotenzial bei Energie. Wichtige Stellschrauben sind moderne Heiztechnik, gute Dämmung, effiziente Beleuchtung und eigenständige Stromerzeugung. Architektur- und Ingenieurbüros empfehlen dabei oft ein integriertes Konzept. Delta-Bauplanung betont z.B., bei Autohaus-Projekten konsequent auf nachhaltige Haustechnik zu setzen.

  • Luft-Wasser-Wärmepumpen: Diese nutzen elektrische Energie, um Wärme aus Außenluft (oder Erdreich) zu gewinnen. Moderne Anlagen erreichen oft einen COP (Leistungszahl) um 3 bis 4, d.h. pro kW Strom entstehen 3 - 4 kW Wärme. Zusammen mit gut gedämmten Böden und Decken kann so der Heizöl- oder Gasverbrauch stark reduziert werden. Für ein Autohaus mit traditionellem Heizsystem ist ein Umstieg auf Wärmepumpe oder eine Hybrid-Lösung (z.B. Wärmepumpe + BHKW) sinnvoll.
  • Photovoltaik-Anlage: Flachdächer großer Werkstätten eignen sich hervorragend für PV-Module. Selbstnutzungsoptimierte Anlagen können einen großen Teil des Nachtstrombedarfs (Lüftung, Beleuchtung) abdecken. Energieexperten weisen darauf hin, dass steigende Stromkosten (z.B. durch EEG-Umlage) eine PV-Eigenstromanlage immer attraktiver machenbisher.energie-effektiv.com. Nach Erfahrungen amortisiert sich eine auf Eigenverbrauch ausgelegte PV-Anlage heute oft in 7–9 Jahren. Bei Neubauten oder größeren Sanierungen sollte früh über Ladeinfrastruktur für E-Autos nachgedacht werden – sie kann den Eigenstromverbrauch weiter erhöhen. Förderprogramme belohnen PV häufig mit Zusatzzuschüssen.

  • Beleuchtung (LED): Die Umrüstung auf LED-Beleuchtung ist eine der schnellsten Maßnahmen für Energiespareffekte. LEDs verbrauchen bis zu 80  Prozent weniger Strom als herkömmliche Leuchtstoffröhren und halten deutlich länger. Oft können bestehende Lampengehäuse weiter genutzt werden. Förderprogramme (z.B. BAFA) unterstützen teilw. den Austausch auf LED: In Kombination mit anderen Maßnahmen (z.B. Umwälzpumpen, Druckluftanlagen) gewährt das BAFA bis zu 30 % Zuschuss – auch für neue LED-Beleuchtungbisher.energie-effektiv.com. Zusätzlich reduzieren Automatikschaltungen und Tageslichtsensoren die Laufzeiten.

  • Energieeffiziente Geräte: Beim Austausch von Werkstattausstattung sollte auf energieeffiziente Modelle geachtet werden, die langfristig Betriebskosten sparen.

5. Fazit

Durch ganzheitliche Planung und moderne Technik können Autowerkstätten heute ihren ökologischen Fußabdruck deutlich verkleinern. Wichtige Bausteine sind ressourcenschonende Reinigung (abwasserarme Werkstatt), konsequentes Recycling (Öl, Abfall) und energieeffiziente Gebäudehülle und Haustechnik. Damit erfüllen Betriebe nicht nur gesetzliche Vorgaben, sondern sparen langfristig Kosten – etwa durch geringeren Energieverbrauch und niedrigere Entsorgungsgebühren. Die hier zusammengestellten Hinweise und Beispiele sollen Betreibern als Praxis-Ratgeber dienen, um Umweltauflagen und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Pflichten

Die Entsorgung von Werkstattabfällen unterliegt strengen gesetzlichen Vorschriften. Werkstattbetreiber sind verpflichtet, für eine ordnungsgemäße Sammlung, Lagerung und Entsorgung zu sorgen und die entsprechenden Nachweise zu führen und aufzubewahren.

Die gesetzlichen Anforderungen umfassen unter anderem:

  • Getrennte Sammlung verschiedener Abfallarten
  • Verwendung geeigneter, gekennzeichneter Behälter
  • Sichere Lagerung gefährlicher Abfälle
  • Entsorgung nur durch zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe
  • Lückenlose Dokumentation der Entsorgungswege

Die Nichteinhaltung dieser Vorschriften kann zu empfindlichen Strafen führen. Daher ist es für Werkstattbetreiber unerlässlich, über die aktuellen Bestimmungen informiert zu sein und diese konsequent umzusetzen. Ein durchdachtes Abfallmanagement beginnt bereits bei der Werkstattgestaltung und -organisation. Folgende Maßnahmen haben sich in der Praxis bewährt:

  • Klare Strukturen schaffen: Festlegung eindeutiger Abläufe und Verantwortlichkeiten für die Abfallentsorgung
  • Optimale Behälterausstattung: Einsatz geeigneter, klar gekennzeichneter Sammelbehälter für die verschiedenen Abfallarten
  • Strategische Platzierung: Positionierung der Sammelbehälter an den Entstehungsorten der Abfälle zur Erleichterung der korrekten Trennung
  • Regelmäßige Mitarbeiterschulungen: Schulung aller Mitarbeiter zu korrekter Abfalltrennung und umweltgerechtem Verhalten
  • Zuverlässige Entsorgungspartner: Zusammenarbeit mit zertifizierten Entsorgungsfachbetrieben und regelmäßige Überprüfung der Entsorgungswege
  • Digitales Abfallmanagement: Nutzung digitaler Lösungen zur Vereinfachung der Dokumentation und Nachweisführung

Durch diese Maßnahmen kann nicht nur die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sichergestellt, sondern auch die Effizienz der Abfallwirtschaft in der Werkstatt gesteigert werden. Ein zukunftsweisendes Konzept ist die Implementierung einer Kreislaufwirtschaft in der Werkstatt. Dabei werden Materialien und Betriebsstoffe so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf gehalten und wiederverwertet, bevor sie entsorgt werden müssen. Beispiele für Kreislaufwirtschaft in der Werkstatt:

  • Wiederaufbereitung von Altöl
  • Regenerierung von Kühlflüssigkeiten
  • Runderneuerung von Altreifen
  • Wiederverwendung von Autoteilen durch Aufbereitung
  • Recycling von Batterien und Elektronikkomponenten

Durch die konsequente Umsetzung dieser Prinzipien können Werkstätten nicht nur ihre Umweltbelastung reduzieren, sondern auch Entsorgungskosten senken und ihr Image als umweltbewusster Betrieb stärken.


6. Ergänzende Informationen

Wer seine Werkstatt umweltgerechter gestalten oder energetisch modernisieren möchte, findet bei Behörden und Dienstleistern praktische Informationen, Beratung und technische Lösungen. Hier eine Auswahl:




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