Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kostete ein Glasbruchschaden im vergangenen Jahr im Schnitt rund 900 Euro – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders ins Gewicht fallen dabei die seit Jahren steigenden Preise für Ersatzteile: Windschutzscheiben sind heute mehr als 50 Prozent teurer als noch vor zehn Jahren, Rückleuchten sogar fast 90 Prozent. Parallel dazu sind auch die Werkstatt-Stundensätze im vergangenen Jahr um durchschnittlich acht Prozent gestiegen.
Hinzu kommt ein deutlich höherer Aufwand beim Scheibentausch: Nach dem Einbau müssen kamerabasierte Assistenzsysteme – inzwischen in nahezu allen Fahrzeugklassen verbaut – aufwendig neu kalibriert werden. Diese Zusatzarbeiten erhöhen die Reparaturzeiten und erfordern entsprechende Werkstattausrüstung und geschultes Personal.
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Insgesamt verzeichneten die deutschen Versicherer im vergangenen Jahr rund 2,2 Millionen Glasbruchschäden mit einem Gesamtaufwand von etwa zwei Milliarden Euro. Der GDV verweist in diesem Zusammenhang auch auf allgemein steigende Reparaturkosten. Die Kfz-Versicherer hätten in den vergangenen Jahren Verluste von insgesamt fünf Milliarden Euro gemacht. Als Folge wurden die Versicherungsprämien mehrfach angepasst; laut Statistischem Bundesamt stiegen sie allein in diesem Jahr um knapp elf Prozent.
Carglass - So funktioniert der Scheibentausch
Ein zentraler Kostentreiber bleibt dabei das Autoglas selbst – insbesondere die Windschutzscheibe. Aus der früher einfachen Glasscheibe ist längst ein Hightech-Bauteil geworden, das schnell vierstellige Beträge erreichen kann.
Die Hauptaufgabe der Scheibe bleibt zwar der Schutz vor Wind und Wetter, doch inzwischen erfüllt sie zahlreiche zusätzliche Funktionen: von Sonnen- und Lärmschutz über die Durchleitung von Funksignalen bis hin zur Integration von Assistenzsystemen und Head-up-Displays. "Bis zu 28 verschiedene Funktionen kann eine Scheibe heute haben", erläutert Bernd Zimmermann, verantwortlich für das operative Geschäft beim Autoglas-Spezialisten Carglass.
Trend zu immer größeren Glasflächen
Auch der Trend zu immer größeren Glasflächen hält an – nicht nur bei Extrembeispielen wie der 2,85 Quadratmeter großen Frontscheibe des Tesla Model X, sondern auch in vielen Serienfahrzeugen. Während eine Standard-Frontscheibe rund 12,8 Kilogramm wiegt, bringt die gewölbte Variante beim Tesla 32,8 Kilogramm auf die Waage.
In den vergangenen sechs Jahren hat der Anteil an Scheiben mit Sonderfunktionen deutlich zugenommen. Mehr als die Hälfte der in Europa verbauten Autogläser verfügen mittlerweile über Geräuschdämmung, ähnlich viele über Hitzeschutz. Stark gestiegen ist auch der Anteil an beheizbaren Scheiben und Head-up-Display-Varianten. Besonders stark zugelegt haben aber die Vorbereitungen für Fahrerassistenzsysteme: Nahezu alle neuen Fahrzeuge sind heute mit ein bis drei Frontkameras ausgerüstet, die in speziellen Gehäusen hinter der Windschutzscheibe verbaut sind. Die Sensoren liefern die Daten für Funktionen von der Verkehrsschilderkennung bis hin zum Level-3-Autopiloten. In Zukunft wird kein Neuwagen mehr ohne Kamera auskommen.