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Valeo: "Es ist kurz vor zwölf"

10.09.2025 14:30 Uhr | Lesezeit: 4 min
Valeo
Valeo-Deutschland-Chef Schwab: "Ich trete mit jedem chinesischen Anbieter in den Wettbewerb – solange die Rahmenbedingungen die gleichen sind."
© Foto: Valeo

Nullwachstum, Investitionsabwanderung und globale Konkurrenz gefährden den industriellen Kern. Werksschließungen oder Verlagerungen seien bei ausbleibender Profitabilität nur eine Frage der Zeit, sagt Valeo-Deutschland-Chef Schwab.

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Die IAA 2025 soll Glanz verbreiten – und wird zugleich zum Gradmesser für die Sorgen einer Branche. In München zeigen die großen Zulieferer, was technologisch möglich ist, während gleichzeitig die Angst wächst, den Anschluss zu verlieren. Besonders die Konkurrenz aus China drängt mit Macht nach Europa.

Valeo demonstriert in den Messehallen neue Elektromotoren ohne seltene Erden, leistungsstarke Inverter und Ladegeräte, die Strom auch zurück ins Netz speisen können. Zusammen mit innovativer Kühlung soll das Reichweite und Ladezeiten verbessern. Hinzu kommen Software- und Sensorsysteme ("Brain"), Lichttechnologien ("Light") und wiederaufbereitete Bauteile. Mit den Neuheiten verbindet Valeo-Deutschlandchef Holger Schwab eine Botschaft: Europa darf die Transformation nicht allein anderen überlassen, die hiesigen Zulieferer haben weiterhin technologische Stärken.

Doch die Schau in München kann die strukturellen Probleme nicht überdecken. Laut einer Studie der globalen Strategieberatung von PwC ist der Weltmarktanteil deutscher Zulieferer auf 23 Prozent gesunken – so niedrig wie zuletzt 2005. Gleichzeitig haben sich chinesische Anbieter in zwei Jahrzehnten von drei auf zwölf Prozent gesteigert, begünstigt durch eine lückenlose Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zur Fahrzeugmontage. Für die deutsche Industrie ist das ein Warnsignal: Die Gefahr, bei der Transformation ins Hintertreffen zu geraten, ist greifbar.

Bürokratie als Bremsklotz

Valeo beobachtet diese Entwicklung mit wachsender Sorge. "Ich trete mit jedem chinesischen Anbieter in den Wettbewerb – solange die Rahmenbedingungen die gleichen sind", erklärt Schwab. Das ist jedoch nicht mehr der Fall.

Hohe Energiepreise, steigende Löhne, wachsende Bürokratie und der Fachkräftemangel setzen der Branche massiv zu – und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit, warnt der Valeo-Deutschland-Chef. Der Zulieferer-Riese mit weltweit 106.600 Beschäftigten und 155 Werken spürt den Druck längst selbst. Besonders ins Gewicht fallen die Kosten: Strompreise liegen hierzulande zwei- bis dreimal höher als im Ausland, Krankheitsausfälle und Lohnkosten steigen, während das Wachstum stagniert. "So kann das auf Dauer nicht funktionieren", so die klare Botschaft


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Auch der ZDK schlägt Alarm

Mit seiner Kritik an der wachsenden Bürokratie steht der Valeo-Deutschland-Chef nicht allein. Auch der ZDK hat das Thema längst auf die Agenda gesetzt. Neben steigenden Kosten belasten vor allem immer neue Dokumentations-, Berichts- und Regulierungspflichten die Autohäuser, lautet die Kritik auf Seiten des Verbands. Dies wiederum binde Personal, das dann im Verkauf oder in der Werkstatt fehlt.


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Während Europa unter eigenen Hürden leidet, profitieren chinesische Anbieter von billiger Energie, schnellen Genehmigungen und aggressiven Exportstrategien. Viele Hersteller sourcen längst global und vergeben selbst sicherheitskritische Aufträge nach Asien. "Damit wandert nicht nur ein Auftrag ab, sondern auch Know-how", warnt Schwab. "Es ist kurz vor zwölf."

Verpflichtender Mindestwertschöpfungsanteil

Schwab fordert ein industriepolitisches Signal: Jedes in Europa verkaufte Auto soll einen verbindlichen Mindestanteil an europäischer Wertschöpfung enthalten. Nur so lasse sich Verdrängung durch Billigimporte verhindern, betont er, „kein Protektionismus, sondern Fairness“. Valeo wirbt dafür in der Branche und bei Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Ziel sei ein "Level Playing Field" mit fairem Wettbewerbsbedingungen. Denn China ist längst systemischer Wettbewerber – und wenn sicherheitskritische Fertigung dorthin wandert, "geht nicht nur ein Auftrag verloren, sondern auch Know-how", warnt Schwab.

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Bekenntnis zum Standort Deutschland

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bekennt sich Valeo klar zum Standort Deutschland. Rund 7.400 Beschäftigte arbeiten hierzulande an 18 Standorten, darunter Entwicklungszentren in Erlangen (E-Antriebe) und Bietigheim-Bissingen (Fahrassistenzsysteme, Wischer) und hochmoderne Produktion in Wemding (Lidar, Radar, Kameras). Die Nähe zu den OEMs sei ein Vorteil, sagt Deutschland-Chef Schwab – aber längst kein Selbstläufer mehr. Während Wettbewerber ins Ausland abwandern, investiert Valeo weiter, etwa in nachhaltige Energieanlagen. Effizienz, Technologie und Standortbindung sollen die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Nun sieht Schwab die Politik am Zug: Ohne bessere Bedingungen drohe ein schleichender Substanzverlust.


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