Kurzfassung
Die Autos werden teurer. Das sorgt für mehr Umsatz, aber nicht für mehr Rendite. Es gibt weniger Wartungs- und Reparaturaufträge, und im Gebrauchtwagenbereich verliert der Markenhandel an Marktanteil. Die Anzahl der Betriebe und Mitarbeiter ist leicht rückläufig.
Der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) blickt mit gemischten Gefühlen auf das Autojahr 2019 zurück. Zwar legte der Gesamtumsatz der Autohäuser und Werkstätten um vier Prozent auf rund 186 Milliarden Euro zu, die Rendite verharrte aber bei 1,3 Prozent im vorläufigen Durchschnitt. "Bei den Ertragserwartungen sind wir ja seit einigen Jahren sehr bescheiden geworden", konstatierte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski am 12. Februar in Berlin. Von der aus Verbandssicht notwendigen Drei vor dem Komma sei man nach wie vor deutlich entfernt. Karpinski betonte: "Die Anforderungen der Hersteller und Importeure an die Autohäuser steigen nicht zuletzt aufgrund der Transformation hin zur Elektromobilität." Druck auf die Erträge habe es außerdem wegen des gesunkenen Serviceumsatzes sowie des leichten Rückgangs bei den privaten Neuzulassungen gegeben.
Neuwagen-Boom ist auch Last
Der oberste Branchenvertreter stellte klar, dass der Neuwagen-Boom 2019 mit 3,6 Millionen Einheiten und einem Wachstum von fünf Prozent nur auf den ersten Blick positiv sei. Viele Hersteller und Importeure hätten ihre Händler insbesondere zum Jahresende gedrängt, wegen der Verschärfung der CO2 -Flottengrenzwerte zahlreiche Tageszulassungen vorzunehmen. "Insofern schleppt der Handel einen Teil dieses Wachstums als zusätzliche Last mit in dieses Jahr", so Karpinski. Diese Tendenz drohe sich auch im neuen Jahr fortzusetzen.
Laut ZDK erwirtschaftete die Branche 2019 mit neuen Pkw rund 73,4 Milliarden Euro - 10,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Verantwortlich dafür sei in erster Linie der um 7,9 Prozent gestiegene durchschnittliche Neuwagenpreis (33.580 Euro), hieß es.
Gebrauchtwagen-Verluste
Bei gebrauchten Pkw musste der Markenhandel im vergangenen Jahr Einbußen hinnehmen: Rund 54,5 Milliarden Euro bedeuten ein Minus von 4,8 Prozent. Hauptgrund: Der Marktanteil der Vertragsbetriebe schrumpfte von 51 auf 46 Prozent. Dagegen konnte der freie Handel seinen Anteil um fünf Punkte auf 21 Prozent ausbauen. Unter dem Strich gab es nach dem Einbruch 2018 im vergangenen Jahr einen Umsatzsprung von knapp 63 Prozent auf rund 14,8 Milliarden Euro. Das lag auch an dem um 24 Prozent höheren Durchschnittspreis (9.780 Euro) der über diesen Vertriebsweg gehandelten Gebrauchtwagen.
Weniger Umsatz im Service
Kräftige Umsatzverluste meldete der ZDK bei Wartungs- und Reparaturaufträgen. So sackten die Erlöse um knapp elf Prozent auf rund 30 Milliarden Euro ab. Die Reparaturhäufigkeit sei seit Jahren rückläufig, so der Verband. Hinzugekommen sei eine im vergangenen Jahr niedrigere Wartungshäufigkeit. Außerdem sei die durchschnittliche Schadenssumme bei den 2019 angefallenen Unfallschäden deutlich gesunken.
Konzentration setzt sich fort
Rückläufig war auch die Anzahl der Betriebe in der Branche: um 150 Firmen beziehungsweise 0,4 Prozent. Aktuell weist der ZDK 36.600 Kfz-Unternehmen in Deutschland aus, davon sind 15.030 fabrikatsgebunden und 21.570 frei. Bei den Markenbetrieben gab es 170 Firmen weniger (minus 1,1 Prozent), im freien Sektor 20 Firmen mehr. Die Anzahl der Mitarbeiter schrumpfte um 0,5 Prozent auf 439.000.
Kampf um den Nachwuchs
Die positive Tendenz mit steigenden Ausbildungsverträgen konnte sich im vergangenen Jahr nicht fortsetzen. Autohäuser und Werkstätten schlossen 2019 mit 22.800 jungen Menschen Ausbildungsverträge zum Kfz-Mechatroniker ab, das waren 2,6 Prozent weniger als im Jahr davor. Im Ausbildungsberuf Automobilkaufmann/-frau wurden wenig mehr als 5.300 Nachwuchskräfte eingestellt (minus 2,4 Prozent 2018). Insgesamt bildet das Kfz-Gewerbe 92.950 junge Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen aus. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 0,4 Prozent weniger.
- Ausgabe 03/2020 S.10 (151.2 KB, PDF)