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Mischen possible?

23.03.2012 12:02 Uhr

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Kälteöle für R134a und R1234yf

Klimaanlagen, speziell deren Kompressoren, benötigen Schmiermittel. Unterschiedliche Einsatzbedingungen,u. a. abhängig vom Kompressorantrieb, erfordern ebenso unterschiedliche Schmiermitteleigenschaften. Deshalb sollten die Kälteöle PAG, POE und PAO keinesfalls verwechselt oder vermischt werden. Eine Sensibilisierung.

Eigentlich sind regelmäßige Servicearbeiten an Fahrzeugklimaanlagen ein gutes Geschäft für Werkstätten und Autohäuser mit entsprechend weitergebildeten Mitarbeitern, passender Aus-rüstung und angemessenem Stundenverrechnungssatz. Doch was sich seit etwa zwei Jahren vor allem im Zusammenhang mit der EU-Richtlinie 2006/40/EG abspielt, kann Werkstattprofis die Lust am Service vergehen lassen. Es geht um das künftige Kältemittel, also zunächst um R744 (Koh-lendioxid, CO2) und später um R1234yf. Es geht um die Rolle der so genannten Deutschen Umwelthilfe (DUH), die in regelmäßigen Abständen Kampfschriften veröffentlicht. Es geht um das von Anfang an unglückliche und bis heute nicht ver-besserte Auftreten des Verbands der Au- tomobilindustrie (VDA). Und es geht um das temporäre kommunikative Abtauchen der Kältemittelproduzenten DuPont und Honeywell, deren inzwischen anzuzweifelnde Lieferfähigkeit eingeschlossen.

Mit der Mercedes-Benz B-Klasse hätte längst das erste Fahrzeug mit R1234yf-Befüllung unterwegs sein sollen. Nach diesem wird der Subaru XV wohl bald die zweite nach 2010 typgeprüfte Baureihe sein, bei der das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) das alte Kältemittel R134a stillschweigend duldet. Das alles kann man sich gut auf dem afrikanischen Kontinent, auch in Südamerika und vielleicht noch in einem Mittelmeeranrainerstaat vorstellen, aber nicht in Deutschland. Doch genau hier spielt sich die Tragikomödie ab.

Dass der Umgang mit dem neuen Käl-temittel für Werkstätten und Autohäuser kein wirkliches Problem darstellt, haben die Beteiligten am ersten echten Klima-service an einem Fahrzeug mit R1234yf-Befüllung, vollzogen im Herbst 2011 an einem Subaru XV, bewiesen (vgl. Beitrag „Selbstversuch“ in asp 11/2011). Folglich lauten die Probleme mit dem neuen Kältemittel Akzeptanz und Verfügbarkeit.

Grobe Fehler beim Kälteöl

Irgendwann werden die Kältemittelproduzenten lieferfähig sein, zuerst natürlich in Richtung Erstausrüstung, später auch in den Ersatzteilmarkt. Doch während sich das eine Problem löst, verschärft sich ein anderes: das Problem der Kälteöl-Zuordnung und des Umgangs mit ihm beim Klimaanlagenservice. Bereits jetzt führen falsche Informationen und ebensolche Routinen zu groben Fehlern. Vermutlich lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, wer manchen Klimaservice-Vollautoma-ten beibrachte, die entnommene Ölmenge plus Zugabe in den Kältemittelkreislauf zurückzugeben. Soll eine Klimaanlage gewartet werden, gibt es zunächst keinen Grund dafür, das Kälteöl zu erneuern oder auch nur zu ergänzen. Die genannte Vor-gehensweise von Vollautomaten überfüllt Klimaanlagen vollautomatisch mit Öl, bei jedem Service etwas mehr.

20 s nur Niederdruckseite öffnen

Dabei ist es relativ einfach, das Öl in der Klimaanlage zu belassen. Wird während der ersten 20 Sekunden des Absaugvorgangs zunächst nur die Niederdruckseite geöffnet und die Hochdruckseite geschlossen gehalten, bis der Anlagendruck abgebaut ist, verbleibt die gesamte Ölmenge in der Klimaanlage. Diese Soll-Ölmenge ist ein Kompromiss zwischen Kompressor- und Anlagenhersteller. Der eine will zur Schmierung des Kompressors eine mög-lichst große Menge, der andere würde gern auf Öl verzichten, denn Öl behindert die Wärmeübertragung in Verdämpfer und Kondensator. Weil Anlagendruck und Leistungsaufnahme mit steigender Ölmenge zunehmen, lautete bisher die Empfehlung, manuelle Servicegeräte einzusetzen oder Automaten manuell zu betreiben. Damit wird auch vermieden, versehentlich falsches Kälteöl in die Anlage zu geben.

Kälteöle schmieren nicht nur, sondern dichten auch ab. Auch deshalb existieren unterschiedliche Ölsorten, und zwar

Polyalkylenglykol (PAG)

Polyolester (POE) und

Polyalphaolefin (PAO).

Kälteölsorten sind nicht mischbar

Während in Klimaanlagen mit mechanisch angetriebenem Kompressor meist PAG-Öl zirkuliert, benötigen solche in Hybrid- und Elektrofahrzeugen, also mit elektrisch an- getriebenem Kompressor, POE-Öl. Diese Ölsorten sind nicht mischbar, auch wenn gelegentlich anderes behauptet wird. Die Begründung am Beispiel elektrisch angetriebener Klimakompressor: Kommt das korrekte und nicht hygroskopische POE-Öl mit dem nicht korrekten und hygros-kopischen PAG-Öl in Berührung, entsteht zunächst eine Mischung mit verminderter Isolierfähigkeit, was bei einem elektrisch angetriebenen Kompressor unangenehme Folgen haben kann, denn hier sind Drei-Phasen-Wechselspannungs-Motoren mit gut 200 Volt (z. B. Toyota) oder knapp 300 Volt (z. B. Lexus) am Werk. „Zudem neigt eine Mischung aus beiden Ölsorten zur Hydrolyse, also zur Verbindungsspaltung durch Reaktion mit Wasser. Die Ölmischung zersetzt sich und verliert ihre Schmiereigenschaften. Der Säuregehalt steigt, wodurch Materialien im Kältemittelkreislauf angegriffen werden können“, erklärt Christian Puhl, Produktmanager Industrieöle bei Fuchs Europe Schmierstoffe in Mannheim. Zu den angeblichen Universalölen, die meist der Sorte PAO zuzurechnen sind, hat der Produktmanager eine eigene Meinung: „Das Mischen funktioniert nicht wirklich. Zwar sind die Auswirkungen hier nicht so drastisch wie beschrieben, doch verbleiben zwei ver-schiedene Ölphasen mit der Folge Mangelschmierung.“

Angesichts des künfti-gen Kältemittels R1234yf scheint das Problem nicht kleiner zu werden. Nach Christian Puhls Einschätzung ist das neue Kältemittel diesbezüglich kritischer als R134a und zudem längst nicht in allen Details ausgetes-tet. So geht das niedrige Global Warming Potential von R1234 yf mit verminderter chemischer Stabilität einher. Folglich sind auch die Wechselwirkungen mit anderen Substanzen, hier Öl, intensiver. Trotz Zu- gabe von Additiven wird der Säuregehalt steigen. Wie das in den Griff zu bekommen ist, weiß ver-mutlich niemand.

Folglich liegt das Problem in diesem speziellen Fall nicht beim Öl selbst, sondern in dessen Vermischung mit Kältemittel und Wasser. Um so wichtiger ist es bei diesem Kältemittel, das richtige Kälteöl zu ver-wenden – und das Gebinde aufzuheben, um auf Nummer sicher zu gehen und ggf. gegenüber einem Kunden die korrekte Vorgehensweise belegen zu können.

Apropos Gebinde: Dessen gewöhnliche Füllmenge ist nur geringfügig größer als der Ölinhalt einer üblichen Pkw-Klimaanlage: 250 Milliliter. Als grobe Einschätzung gilt: Zwischen Öl- und Kältemittelfüllmenge liegt der Faktor 3 bis 4.

Bei Pkw viel Kälteöl im Umlauf

Davon lagern bei einer funktionstüchtigen Klimaanlage rund 50 Prozent im Kompressor, 20 Prozent im Verdampfer und jeweils zehn Prozent in Flüssigkeitsbehälter, Kon-densator und Saugschlauch. Die Werte sind stark gerundet, denn im Gegensatz zu Industrie- befindet sich in Pkw-Klimaanlagen relativ viel Öl im Umlauf. Exterten gehen von rund fünf Prozent aus.

Sollte eine Ölvermischung oder eine andere Verunreinigung der Klimaanlage eingetreten sein, empfiehlt sich das Spülen des Systems. Am besten mit Kältemittel und einer speziellen Spülvorrichtung, die spezialisierte Händler oder Werkstattausrüster im Programm haben.

Zu den Verunreinigungen zählt auch die Vermischung unterschiedlicher Käl-temittel. War diese Möglichkeit bislang so gut wie ausschließlich bei aus „üblich verdächtigen Ländern“ heimkehrenden Fahrzeugen gegeben, ist die Wahrscheinlichkeit, ein solches Fahrzeug in die Werkstatt oder in das Autohaus zu bekommen, durch das neue Kältemittel heute deutlich größer geworden – sei es durch Unwissenheit oder durch absichtliche Vermischung.

Peter Diehl

▶ VDA und Kältemittelproduzenten: unglückliches Auftreten, temporäres kommunikatives Abtauchen

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Ersatzteile und Unterstützung

Die diesjährige Thermo-Management-Kampagne von Behr Hella Service rückt das Thema Klimaanlagenwartung in den Vordergrund. „Viele Autofahrer vergessen, dass nicht nur ABS, ESP oder Airbag zur Sicherheit beitragen; eine gut funktionierende Klimaanlage ist von ebenso großer Bedeutung. Aus diesem Grund sollen Fahrer mit dem Motto ‚Denken Sie an Ihre Sicherheit! Jetzt zum Klima-Check!‘ dafür sensibilisiert werden, die Klimaanlage im Fahrzeug regelmäßig warten zu lassen“, erklärt eine Mitteilung des Anbieters. Zur Verkaufsunterstützung werden Poster, Flyer, ein Füllmengen-Handbuch und eine 1,5 Meter hohe, aufklappbare Infosäule angeboten. Letztere soll das Außen-Spannband mit Pinguin-Motiv im Innenraum ergänzen. Derzeit umfasst das diesbezügliche Produktsortiment von Behr Hella Service rund 6.000 Artikel.

Behr Hella Service GmbH, www.hella.de/amc

▶ Kälteölmenge: Kompressorhersteller wollen viel, Anlagenhersteller am besten gar nichts

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Schnelltest im Internet

Neben einem Paket mit Thekenflyern und Postern sowie individuell konfigurierbaren Maßnahmen zur Verkaufs-förderung hat Klimaservice-Trainer Andreas Lamm einen Online-Schnelltest für Klimaanlagen mit R 134a-Befüllung entwickeln lassen. Hierzu benötigt die Werkstatt die Manometer des Servicegeräts, Lufttemperatur-Messgerät und Klemmzangen-Temperaturfühler. Wörtlich: „Mittels Messung von Hoch- und Niederdruck, Ausström- und Kältemitteltemperaturen können je nach Klimasystem Funktionskontrolle, Kältemittelfüllmengentest, Filtertrockner- und Filterdrosselprüfung durchgeführt werden.“ Am Ende des kostenlosen Tests steht ein Protokoll mit Maßnahmenempfehlung.

Lamm und Schrader

Partnerschaftsgesellschaft

www.klimacheck.com/onlinetest

▶ Zuordnung Kompressorantrieb: PAG-Öl für mechanisch, POE-Öl für elektrisch angetriebene Verdichter

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Reinigungsmittel und Öl

Werkstattchemie-Spezialist H. Heinzer verweist auf seine Produktpalette zur Diagnose und Reinigung von Klimaanlagen, bestehend aus dem Diagnosewerkzeug A/C 600 („Klimaglas“) sowie den Spülgeräten „Flushset“ und A/C 600/2. Neu im Programm ist ein Adaptersatz, „der den Anschluss des Klimaspülgeräts A/C 600/2 an alle auf dem Markt befindlichen Klimasysteme ermöglicht“ (Originalton). Ein weiteres Produkt des Anbieters ist das Kälteöl „Frigi Quiet“, welches zu allen anderen Kälteölen kompatibel sein soll und bereits vorab mit einem grün fluoreszierenden Farbstoff zur Lecksuche mittels UV-Licht versetzt wurde.

BG Products Deutschland/Österreich

H. Heinzer GmbH

www.bgprod.de

Produkte

Klimaservice und Fensterheber

Ein technisches und ein Füllmengen-Handbuch, Thekenaufsteller, Flyer, Poster, Spiegelanhänger und Aufkleber sind Bestandteile des Klima-Check-Pakets 2012 von Valeo Service. Hinzu kommen einige Giveaways, u. a. Werkstatthandschuhe, sowie Technikbroschüre und Poster zum Thema Fensterheber. Explizit weist der Anbieter auf zwei Sprays hin: zur Klimaanlagendesinfektion und zur Überdeckung unangenehmer Gerüche in Fahrzeuginnenräumen.

Valeo Service Deutschland GmbH, www.valeoservice.de

▶ Neues Kältemittel R1234yf: niedriger WP-Wert bringt verminderte chemische Stabilität mit sich

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