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Continental: Siegeszug des Sensors

05.07.2012 14:10 Uhr
Continental: Siegeszug des Sensors
Durch Fortschritte in der Fahrzeugelektronik soll die Verkehrssicherheit wesentlich erhöht werden. Dennoch soll letztlich kein Fahrer das Steuer gänzlich aus der Hand geben
© Foto: Continental

Skeptiker warnen vor einer schleichenden Entmündigung des Fahrers, die Industrie schwärmt vom "selbstdenkenden Fahrzeug" - immer mehr Mini-Computer sollen für Sicherheit, Komfort und Unterhaltung im Auto sorgen. Im Conti-Testzentrum werden sie auf Herz und Nieren geprüft.

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Am Südrand der Lüneburger Heide soll das Auto der Zukunft Gestalt annehmen. Zwischen stillen Nadelwäldern und grünen Wiesen testet die weltweite Nummer zwei der Zulieferer neue Systeme bis zur Serienreife. Das 42 Hektar große "Contidrom" ist heute aber mehr als nur eine private Rennstrecke. Mal quietschen Reifen und heulen Motoren - dann schnurrt fast geräuschlos ein E-Mobil vorbei. Zur "Techshow" zeigen die Continental-Entwickler alles, was aus ihrer Sicht die Mobilität von morgen ausmacht.

"Fahren Sie ruhig geradeaus weiter", ermuntert Bernd Hartmann den Fahrer, während der dunkle BMW mit Tempo 80 bedrohlich auf das immer näher kommende Hindernis zuhält. Nur noch wenige Meter trennen den Wagen auf dem Werksparcours bei Wietze (Landkreis Celle) von der Kollision, man möchte beinahe die Tür aufreißen und hinausspringen. Als das Lenkrad im letzten Moment herumgerissen wird, weicht das Auto wie von Geisterhand gesteuert aus. Ein lautes Piepsignal, auch das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP bremst automatisch an. Eng, aber sicher umkurvt der Wagen die Barriere auf der Fahrbahn.

Der Notlenkassistent – er funktioniert über einen Radarsensor und eine 3-D-Stereokamera - ist nur eines von vielen Projekten, das die Hannoveraner für eine spätere Serienfertigung fit machen. Der Siegeszug der Mini-Computer, die dem Fahrer Entscheidungen abnehmen, sei jedoch kein Selbstzweck, erklärt Hartmann, als das Auto mit den durchgeschüttelten Passagieren zum Stehen kommt: "Den Anfang muss nach wie vor der Mann oder die Frau hinterm Steuer machen. Erst wenn es wirklich brenzlig wird, greift die Elektronik zusätzlich ein."

Unachtsamkeit ist Unfallursache Nummer 1

Unfälle verhindern helfen, ohne den Menschen völlig zu entmündigen - in diesem Spannungsfeld bewegen sich alle Autobauer und Zulieferer, die auf neuartige Assistenzsysteme setzen. Beim größten europäischen Hersteller Volkswagen will Forschungsleiter Jürgen Leohold Systeme, die bisher nur in Oberklasse-Limousinen à la VW Phaeton oder Audi A8 zum Einsatz kamen, auch bei sogenannten Volumenmodellen voranbringen. Was die Wolfsburger etwas pathetisch als "Demokratisierung von Innovationen" beschreiben, treibt auch die Conti-Entwickler auf dem Testgelände um. Falsches Fahrverhalten und Unachtsamkeit seien für mehr als 90 Prozent aller Verkehrsunfälle in der EU verantwortlich, sagt Ralf Lenninger, Forschungschef für Innenausstattungen: "Wir haben 40 Quellen der Fahrerablenkung identifiziert. Mit der heutigen Technik können wir helfen, dass es weniger Blindflug im Auto gibt.

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