Energieeffizienz bei Waschanlagen
Die Betriebskosten einer Waschanlage hängen vor allem vom Strom- und Wasserverbrauch ab. Die Hersteller arbeiten deshalb verstärkt an immer effizienteren Lösungen, um die Betriebskosten der Autowaschanlagen zu reduzieren.
Laut Statistischem Bundesamt führen deutsche Haushalte pro Jahr über 3,5 Milliarden Wäschen durch. Allerdings zu Hause mit der Waschmaschine – und leider nicht in den Waschstraßen und Portalen zur Autowäsche. Die müssen sich mit 230 Millionen Durchgängen pro Jahr begnügen.
Es herrscht Verdrängungswettbewerb. Wer hat die schonendsten Bürsten? Wo geht es am schnellsten? Wer hat die haltbarste Wachsversiegelung? Trotz softer Waschmaterialien und sanfter Chemie ist es schwierig, notorische Handwäscher als Neukunden zu gewinnen. Also versucht man mit großem Aufwand die vorhandenen Waschkunden vom Wettbewerb abzuziehen und an sich zu binden.
Zur Wettbewerbssituation kommt noch der Kostendruck, den steigende Betriebskosten verursachen. Der Faktor Energie wird hier oft vernachlässigt. Dabei lohnen sich unter betriebswirtschaftlichen Aspekten gerade beim Stromverbrauch Einsparungen. Und weil auch Wasser immer teurer wird, zählt jeder Tropfen. Vor diesem Hintergrund suchen die Waschanlagen-Hersteller intensiv nach neuen Lösungen, um den Verbrauch und damit die Kosten zu senken.
Sparpotenzial Trocknung
Dabei zeigt sich, dass sich die größten Stromverbraucher in der Waschanlage in der Trocknung, den Hochdruckpumpen und der Wasserrückgewinnung befinden. Ein trockenes Auto ist – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – für den deutschen Kunden wichtig als Indiz für eine gut funktionierende Waschanlage. Deshalb feilen die Hersteller an immer effizienteren Gebläseeinheiten, die mit weniger Leistung bessere Trocknungsergebnisse erzielen.
So ermittelt Anlagenhersteller WashTec mittels einer 3D-CAD-Simulation die optimale Luftströmung seiner Gebläse, um den Wirkungsgrad zu erhöhen. Das Ergebnis: 15 Prozent weniger Energie bzw. 15 Prozent mehr Leistung. Je nachdem, was der Kunde bevorzugt.
Anbieter Christ führt hingegen die zustellbaren Seitengebläse näher an das Fahrzeug heran und kann die Motorleistung deshalb um rund zwei Kilowatt reduzieren. Durch das OptiAir-System folgt außerdem das Dachgebläse exakt der Fahrzeugkontur, so dass auch hier die Gebläseleistung entsprechend reduziert werden kann. Für seine Waschstraßen hat Christ die Greenline-Trocknerkombination entwickelt, deren Kombination von energieoptimierten Gebläsen und drei textilen Trocknerwalzen bis zu 30 Prozent Energie einspart.
Sparpotenzial Hochdruck-Vorwäsche
Weiteres Einsparpotenzial findet sich bei der Hochdruck-Vorwäsche. Wolfgang Dietsch von WashTec erklärt: „Ein Druck von 70 bar ist zur Vorwäsche nicht nötig, bietet aber einen optischen Effekt, der vom Kunden wahrgenommen wird, ist also eher ein Vermarktungsaspekt.“ Eine Reduzierung auf völlig ausreichende 16 bar brächte dagegen sieben Prozent Energieeinsparung.
Weniger Strom verbraucht auch der Direktantrieb der Waschbürsten, den Christ auf der letzten Automechanika vorstellte. Je nach Waschmaterial lassen sich durch die elektronische Steuerung und den Verzicht auf ein Getriebe 10 bis 30 Prozent Energie einsparen, verspricht der Hersteller.
Wasser kostet Energie
Zu den großen Stromverbrauchern der Waschanlage zählt auch die Wasserrückgewinnungsanlage. Rund 90 Prozent des Brauchwassers einer Portalanlage wird von einer Filteranlage aufbereitet und spart entsprechend Frischwasser. Diese Wasserersparnis erkaufen die Anlagenbetreiber allerdings mit einem hohen Energieaufwand. Normalerweise ist in einem Filtersystem eine ungeregelte Pumpe am Werk, die für das Filtern des Wassers und das Rückspülen der Filter sorgt. Dabei läuft sie konventionell immer mit gleicher Leistung. Die notwendigen niedrigen Fließgeschwindigkeiten für den Filtervorgang werden durch eine mechanische Drosselung des Wasserstroms erzielt. Das ist energetisch etwa so sinnvoll wie Gas geben und gleichzeitig Bremsen.
Deshalb hat sich WashTec seiner AquaX-Wasserrückgewinnungsanlage gewidmet und setzt in der neuen AquaX2 eine elektronisch geregelte Pumpe ein, die die Pumpenleistung bedarfsgerecht zur Verfügung stellt. So können beim Rückspülen 37 Prozent, beim Filterprozess sogar 73 Prozent Energie eingespart werden, stellt WashTec in Aussicht. In einer durchschnittlich ausgelasteten Waschanlage könnte so das System den Stromverbrauch um über 4.000 Kilowattstunden pro Jahr senken.
Um unbemerkte Frischwasserzufuhr in den Brauchwasserkreislauf – etwa durch defekte oder verschmutzte Ventile – zu verhindern, setzt Christ bei seiner Wasseraufbereitungsanlage Fontis-5 einen elektronischen Kontaktwasserzähler ein. Der Sensor berechnet das Verhältnis von Frischwasserzufuhr zur aufbereiteten Brauchwassermenge und gibt bei einer Grenzwertüberschreitung eine Störmeldung aus. Dies verhindert den ungeregelten Frischwasserzulauf und damit unliebsame Überraschungen bei der Wasserrechnung.
Sparwille noch ausbaufähig
Neben der Waschanlage selbst birgt auch die Waschhalle einige Einsparpotenziale. Vor allem im Winterbetrieb ist eine automatische Steuerung von Licht, Heizung und Hallentoren sinnvoll. Sie ermöglicht bei geringem Kostenaufwand hohe Energieeinsparungen. WashTec hat seit Längerem eine solche Steuerung im Angebot, die aber kaum nachgefragt wird. Experte Dietsch kommentiert: „Der Wille zur Energieeinsparung ist bei unseren Kunden nicht so groß, wie wir erhofft haben.“
Dabei kann der Betreiber mit einfachen Mitteln selbst die Energiebilanz verbessern. Eine Überprüfung der Waschprogramme auf unrentable Abläufe ist ein erster Schritt. So benötigen Heißwachsprogramme durch den notwendigen Heißwasserboiler unnötig viel Energie, die für die neuen Schaumwachse nicht mehr gebraucht wird. Eine automatische Steuerung der Hallentore und -heizung sowie der Beleuchtung kostet wenig, spart aber deutlich Energiekosten. Eine energiesparende Wasserrückgewinnung ist eine größere Investition, allerdings steigen bei älteren Anlagen die Betriebskosten durch zunehmenden Reparaturaufwand, so dass sich eine solche Ausgabe schneller rechnet. Bei der geplanten Neuanschaffung einer Waschanlage sollten Betreiber dagegen alle Möglichkeiten ausschöpfen und eine energieoptimierte Ausstattung bevorzugen. Vor dem Hintergrund steigender Rohstoffpreise liegt künftig ein Teil des Gewinns im Sparen. Dieter Väthröder