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In Feierlaune

17.12.2010 12:02 Uhr

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GVA Jahrestagung 2010

Deutschlands Autoteilehandel hat derzeit gut lachen. Die Geschäfte entwickeln sich prächtig, die Umsätze steigen deutlich. Und das obwohl bei den meisten Teilehändlern auch im Jahr der Finanzkrise keine Krisenstimmung herrschte.

Den Blick über den Tellerrand zu wagen und nach vorne zu richten, um sich rechtzeitig auf kommende Marktentwicklungen einzustellen, ist Ziel des Kongresses, den der Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA) alljährlich im Herbst in Hannover veranstaltet. In diesem Jahr fiel der Blick nach vorn besonders leicht, denn das Geschäftsjahr 2010 verlief für Teilehandel- und -industrie erfreulich positiv, mit teilweise zweistelligen Zuwachsraten beim Umsatz mit Pkw-Ersatzteilen. „Diesen Erfolg kann man angesichts der Tatsache, dass 2009 für unsere Mitglieder kein Krisenjahr war, gar nicht hoch genug bewerten“, zeigte sich GVA-Präsident Hartmut Röhl zufrieden. Bei den regelmäßig durchgeführten Mitgliederbefragungen des Verbands gaben kürzlich 94,4 der Industrie- und 92,6 Prozent der Handelsmitglieder an, dass sie für 2010 von deutlich steigenden Umsätzen gegenüber 2009 ausgehen. Im Schnitt vermeldeten die GVA-Mitglieder zum Ende des 3. Quartals 2010 neun Prozent Umsatzwachstum. Selbst im vermeintlichen Krisenjahr 2009 legte der Umsatz der GVA-Mitglieder gegenüber 2008 zwischen 0,9 und 1,2 Prozent zu. Freilich sagt die Durchschnittszahl wenig über die Schwankungen innerhalb der Branche aus. Denn vor allem auf den Bereich Lkw spezialisierte Mitglieder erlitten im Jahr 2009 teilweise dramatische Umsatzeinbußen von 30 Prozent und mehr. „Erfreulich ist, dass Mitglieder, die so starke Einbußen hinnehmen mussten, in diesem Jahr deutlich zweistellige Wachstumsraten erzielen und damit das Umsatzniveau 2008 deutlich übersteigen“, freute sich Röhl.

Erfolgreiche Lobbyarbeit

Grund zur Freude gibt es für den Verband und seine Mitglieder auch angesichts der politischen Entwicklungen. Die Verabschiedung der „Service“-GVO (Nr. 461/2010) zum 1. Juni sei ein Erfolg, den man durch geschlossenes Auftreten „als David gegen den Goliath Automobilhersteller“ erreicht habe. Daraus könne man für andere wettbewerbspolitische Projekte der Branche lernen, meinte Hartmut Röhl. Einen Seitenhieb an die Adresse der Markenhändlerverbände konnte sich der GVA-Präsident in einem Pressegespräch nicht verkneifen. Die Verbände des Freien Teilemarkts hätten in der GVO-Diskussion allein auf Sacharbeit gesetzt und versucht, nicht nur die hohe Politik sondern vor allem die mit der sachlichen Umsetzung betrauten ausführenden Beamten bei Parlament und Kommission zu überzeugen. Die Vertreter der Fahrzeughandelsverbände hätten offensichtlich zu lang darauf vertraut, dass sie das Thema GVO im Sinne des Handels schon einvernehmlich mit den Automobilherstellern regeln können und sich mit ihren Forderungen nach Schutzrechten für Handelsbetriebe ansonsten nur an die vermeintlich Großen im politischen Spiel gewandt. „Ich denke, das Ergebnis zeigt, dass unsere Strategie die bessere war“, sagte der Präsident.

Grund zur Entspannung gibt es trotz der erfreulichen Entwicklung allerdings nicht. So haben laut Röhl am 17. November die Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten im Fachausschuss „Technical Committee on Motor Vehicles“ (TCMV), in dem die technischen Details und Spezifikationen der Euro 5/6 Verordnung zu Ab-gasgrenzwerten und Reparaturinforma-tionen beraten wer-den, den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Zusatz zur Verordnung angenommen, der dem freien Reparaturmarkt die eindeutige Identifizierung von Ersatzteilen erleichtern und einen Zugang zu den elektronischen Servicehandbüchern und den Arbeitswerten der Fahrzeughersteller ermöglichen soll. Ob die Regelung tatsächlich die gewünschten Erleichterungen beim Informationszugang bringt, wird sich erst in der Praxis zeigen. Hier müsse der GVA auf jeden Fall am Ball bleiben, so Röhl.

Eine Entscheidung forderte der GVA-Präsident außerdem in der Frage des Designschutzes für sichtbare Kfz-Ersatzteile wie Motorhauben, Kotflügel, Außenspiegel, Scheiben, Scheinwerfer und Rückleuchten. „Die Bundesregierung ist hier in der Pflicht, wie die sie tragenden Parteien es in der Opposition vehement gefordert hatten, mit einem klaren Bekenntnis für die europaweite Einführung der Reparaturklausel die Blockadesituation im EU-Ministerrat zu durchbrechen“, erklärte Röhl in Richtung Union und FDP.

Branchenlösung für alle Daten

Zugang zu technischen Informationen war auch das Thema von Hans-Werner Drees, Hella, und Ulrich Zehnpfennig von TecDoc. Nach der Verschmelzung der Unternehmen TecDoc und Teccom zur künftigen TecAftermarket, soll eine übergreifende Branchenlösung entstehen, in der alle technischen Informationen gebündelt und einheitlich aufbereitet dem Markt kostenpflichtig zur Verfügung gestellt werden. Wesentlich für den Erfolg des Systems mit dem Arbeitstitel TecRMI (Repair and Maintenance Information) ist dabei der Zugriff auf Daten der Automobilhersteller, beispielsweise der VIN-Nummer, ohne die eine genaue Fahrzeugidentifikation und damit exakte Teilverbauinformationen kaum verfügbar sind. Außerdem soll TecRMI statische und tagesaktuelle Service- und Reparaturinformationen bereitstellen und die Kodierung von Komponenten über einen zentralen und standardisierten Zugang von Hersteller-Portalen ermöglichen (Steuergeräte Flashen). Mit dem Projekt wollen die Initiatoren, zu denen alle namhaften Unternehmen der Teileindustrie gehören, ein Datenangebot mit allen verfügbaren Datenquellen in einheitlicher Struktur aus einer Hand schaffen.

Bis zur praktischen Verwirklichung einer solchen Branchenlösung dürften angesichts der Komplexität allerdings noch drei bis vier Jahre vergehen – vorausgesetzt, das Projekt ist überhaupt zu finanzieren. Denn eine ähnliche Konzeptidee ist vor einigen Jahren an den hohen Investitionskosten gescheitert.

Dass ohne Investitionen die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen, egal ob Werkstatt, Autohaus oder Teilehändler gefährdet ist, war Thema der Kongressvorträge in diesem Jahr. Ein Schwerpunkt dabei: Das Internet als Geschäftsfeld und Mittel zur Kundenfindung und -bindung. Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des E-CommerceCenter Handel (ECC) Institut für Handelsfoschung aus Köln, befasste sich in seinem Vortrag mit der Macht der Verbraucher im Internet. Gerade soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und andere, so Hudetz, würden das Käuferverhalten radikal verändern, was sich auch für Händler gravierend auswirken könne. So manche missachtete Kundenbeschwerde über schlechten Service habe sich in sozialen Netzwerken zu einer Lawine entwickelt, die der betroffenen Firma schweren Schaden zugefügt habe. Den GVA-Mitgliedern riet Hudetz, sich auf so genannte Multichannel-Käufer, die sowohl stationär als auch via Internet einkaufen, einzustellen und die Kommunikation des eigenen Unternehmens auch auf diese neuen Kanäle auszurichten.

Marktplatz Internet

Immerhin, so Hudetz, würden schon heute rund elf Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes (ohne den Food-Bereich) im Internet realisiert – Tendenz steigend. In dieselbe Kerbe hieb später Helmut Wolk, Geschäftsführer Wolk aftersales experts GmbH. Seine Mahnung: das Thema On-linehandel werde von vielen Firmen nach wie vor unterschätzt. Dabei gebe es zahlreiche Beispiele, wie man auch mit ein-fachen Shoplösungen Zusatzumsatz ge-nerieren könne. Dabei seien die reinen Online-Umsätze derzeit zwar noch ver-gleichsweise gering, allerdings steige ihr Anteil sukzessive, im Reifenbereich mittlerweile schon auf bis zu sechs Prozent des Gesamtumsatzes. Bedrohlich für Teilehändler, aber auch für Werkstätten und Autohäuser sei der Umstand, dass häufig Quereinsteiger via Internet Rosinen picken und den angestammten Anbietern Umsätze abjagen. Für die Zukunft geht Helmut Wolk davon aus, dass auch einfache Ser-viceleistungen zunehmend über Onlinelösungen nachgefragt werden und ähnlich der Schadensteuerung im Unfallreparaturgeschäft auch Reparatur- und Servicearbeiten über Internet gesteuert würden. fs ng

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