Lichttest 2013
Die dunkle Jahreszeit naht. Wie jedes Jahr fordern im Herbst Banner an Brücken und Pfeilern über verkehrsreichen Straßen die Autofahrer auf, am jährlichen Licht-Test teilzunehmen. Doch nicht nur die Autofahrer sind gefordert, auch viele Marken- und freie Werkstätten müssen sich jetzt auf die Aktion vorbereiten.
Mehrere Wochen werden die Brücken-Spannbänder die Autofahrer dazu auffordern, das kostenlose Angebot wahrzunehmen und die Lichtanlage ihrer Fahrzeuge überprüfen zu lassen. Die Aufschrift der Banner wirbt auch für die Website www.licht-test.de, auf der man einen Kfz-Innungsbetrieb in seiner Nähe finden kann, der den Lichttest durchführt. Der Präsident der Deutschen Verkehrswacht (DVW) Kurt Bodewig, Bundesminister a.D., sieht im gemeinsamen Pilotprojekt der Verkehrswachten und des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) einen wichtigen Schritt für die Verkehrssicherheit: „Sie hilft den Verkehrsteilnehmern, Mängel an den lichttechnischen Einrichtungen ihrer eigenen Fahrzeuge zu erkennen. Auch nach 57 Jahren seit Einführung des Licht-Testes ist er damit unverändert für die Sicherheit im Straßenverkehr sehr wichtig.“
Doch nicht nur die Sicherheit steht bei dieser Aktion im Zentrum des Interesses, denn nebenbei erhält die Verkehrswacht aus den in der Praxis gewonnenen Daten einen Überblick über die Ausfallquoten von Beleuchtungs-Einrichtungen an Pkw. Diese nehmen in der Mängelstatistik nach wie vor einen der vorderen Plätze ein. Konkret bedeutet dies, dass beim letzten Licht-Test 2012 die Beleuchtung im Frontbereich bei 13 Prozent der Fahrzeuge teilweise ausgefallen war. Bei 9,4 Prozent der Fahrzeuge funktionierte kein Scheinwerfer richtig. Die rückwärtige Beleuchtung schnitt im Vergleich zum Frontbereich jedoch besser ab. Dennoch ist die Mängelquote mit zehn Prozent im Hinblick auf die Verkehrssicherheit weiterhin zu hoch. Fünf Prozent der Pkw kamen mit einem defekten Bremslicht zur Aktion.
Während des Aktionszeitraums im Monat Oktober wird auch dieses Jahr der Licht-Test in den rund 37.800 Kfz-Meisterbetrieben der Innungen stattfinden. Als Service werden dabei von den Kfz-Profis kleine Mängel sofort und kostenlos behoben. Lediglich notwendige Ersatzteile und umfangreichere Einstellarbeiten müssen bezahlt werden. „Nahezu 10 Millionen kostenlose Überprüfungen mit einem Zeitaufwand zwischen zehn und 15 Minuten werden so jährlich im Oktober geleistet“, fasst ZDK-Präsident Robert Rademacher die Leistung der Kfz-Betriebe zusammen. „Dies entspricht einem geldwerten Betrag in dreistelliger Millionenhöhe.“ Die Zahl der Licht-Tests lässt erahnen, wie wichtig er für Werkstätten vor dem Hintergrund der Kundenbindung sein kann, denn die Aktion eignet sich auch bestens für die lokale Öffentlichkeitsarbeit. „Die Möglichkeiten sind vielfältig, da die Werkstattbetreiber Kunden direkt ansprechen können“, weiß Claudia Weiler vom ZDK, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „So kann zum Beispiel auf fällige Services oder Werkstattaktionen, Paketpreise und saisonale Angebote wie Reifen- oder Urlaubschecks aufmerksam gemacht werden, um weitere Anreize für den Weg in den Kfz-Meisterbetrieb zu geben.“
Ein entscheidendes Argument für die Kundenansprache ist dabei auch die nach wie vor hohe Mängelquote der Lichtanlagen, die im vergangenen Jahr bei Pkw 34,2 Prozent und bei Nutzfahrzeugen 35,2 Prozent betrug. Damit hat sich die Mängelquote seit Einführung des Licht-Tests im Jahr 1956 bis heute kaum verändert. Das weiß auch die Polizei. Sie führt deshalb speziell im Aktionsmonat Oktober verstärkt Verkehrskontrollen durch, bei der sie besonders auf die Fahrzeugbeleuchtung achtet. Fahrzeug-Halter jedoch, die den etwa 10 bis 15 Minuten dauernden Check der Lichtanlage in der Werkstatt durchgeführt und die Prüfplakette mit der Aufschrift „Licht-Test 2013“ erhalten haben, können damit rechnen, bei Fahrzeugkontrollen schnell durchgewinkt zu werden. Werkstatt-Unternehmer sollten daher jetzt ihre Kunden mit Hilfe von Marketingmaßnahmen, wie Kundenmailings, Anschreiben, Banner, Plakate, Flyer im Verkaufsraum, Anzeigen in der lokalen Presse, Radiospots u. a. über die Vorteile des Licht-Tests informieren. „Der ZDK unterstützt die Werkstätten mit begleitender Medienarbeit“, sagt Claudia Weiler.
„Werkstätten, die an der Licht-Test-Aktion teilnehmen möchten, können über ihre zuständigen Innungen beim ZDK Werbemittel bestellen.“ Die Vorbereitungen hierzu laufen bereits auf Hochtouren, da der Licht-Test die größte jährliche Sicherheitsaktion in Deutschland ist – sowohl was die Medienresonanz als auch was die Beteiligung angeht. Fast 40.000 Aktionsposter und etwa eine halbe Million Kundenflyer mit Gewinnspiel gehen an die rund 37.800 Kfz-Meisterbetriebe. „Auch auf Facebook wird geworben“, so Claudia Weiler. „Ob Rateaufgaben, kreative Ideen, Plakettenbörse für Sammler oder Wissenswertes – Mitmachen lautet hier die Devise auf der Facebook-Fanpage“ (www.facebook.com/lichttest). Dass die Fans dort auch mitmachen, beweist übrigens der Licht-Test-Slogan 2013 „Gutes Licht ist unsre Pflicht“. Er geht auf die Beiträge der Fans zurück.
Werkstätten müssen gerüstet sein
Kfz-Meister-Werkstätten, die den jährlichen Licht-Test durchführen wollen, müssen nach Auskunft des ZDK jedoch mehrere Voraussetzungen erfüllen. Die betreffen vor allem die technische Ausrüstung der Werkstatt. Zuallererst ist hier eine absolut ebene Standfläche für die Fahrzeuge notwendig. Daneben weist der ZDK darauf hin – selbst wenn es für Kfz-Profis profan klingen mag und das notwendige Prüfgerät zur Standardausstattung jedes Kfz-Betriebes gehört – dass ein einwandfrei funktionierendes sowie baumustergeprüftes Schweinwerfer-Einstellgerät vorhanden sein muss. „Auch die notwendigen Kenntnisse, wie Scheinwerfer fachmännisch eingestellt werden, müssen bekannt sein“, erklärt Claudia Weiler. „Hier ist vor allem der richtige Reifendruck von Bedeutung, damit das Fahrzeug eben steht.“ Die notwendigen Korrekturen sind hier stets nach Herstellervorgabe vorzunehmen. Ist die Normallage über den Reifendruck nicht herzustellen, muss auch das Fahrwerk insbesondere die Stoßdämpfer auf Schäden untersucht werden. Hier hilft übrigens gelegentlich auch der Blick in den Kofferraum – denn viele haben schlicht zuviel geladen. Auch der richtige Winkel beziehungsweise Position der Scheinwerfer in Bezug zur Fahrzeugnormlage muss bekannt sein. Diese ist besonders bei den hellen Xenonscheinwerfern zu beachten. Die hier übliche automatische Leuchtweitenregulierung ist daher auf korrekte Funktion zu überprüfen. Bei der Scheinwerferverstellung selbst ist schließlich noch die richtige Positionierung von Fahrzeug und Prüfgerät einzuhalten.
Maßgeblich für die Licht-Prüfung ist die StVZO. Sie gibt vor, welche Bestandteile der Fahrzeugbeleuchtung auf Funktion und richtige Einstellung überprüft werden müssen. Am Personenkraftwagen werden in Bezug auf die Grundfunktion und Einstellung acht Beleuchtungspunkte kontrolliert: Im Einzelnen sind dies: Fern- und Abblendlicht, Nebel-, Such- und andere erlaubte Zusatzscheinwerfer, Bremslichter, Schlusslichter, Begrenzungs- und Parkleuchten, Warnblinkanlage, Fahrtrichtungsanzeiger und die Nebelschlussleuchte.
Lichttest seit 57 Jahren erfolgreich
Im Jahr 2006 wurde der Licht-Test auch für Nutzfahrzeuge eingeführt. Hier gibt die StVZO ebenfalls vor, was im Rahmen des Licht-Tests kontrolliert werden muss. Zu den beim Pkw üblichen Prüfpunkten, die auch beim Lkw durchgeführt werden, kommen hier jedoch noch die Rückfahrscheinwerfer und Seitenmarkierungsleuchten hinzu. „Wer hierüber mehr Informationen benötigt, kann beim ZDK Merkblätter anfordern, die die einzelnen Prüfpunkte auflisten“, rät Claudia Weiler.
Für Werkstätten, die den Licht-Test anbieten, ist es auch besonders wichtig, alle Mitarbeiter auf die kommende Aktion einzustimmen, da mit einem deutlichen Plus an Arbeit gerechnet werden muss. „Speziell Urlaubsplanungen sollten hierauf abgestimmt sein“, sagt Robert Pollner, Mitgeschäftsführer der Firma R&R Kfz Reparatur GmbH in Maisach-Überacker. „Auch empfiehlt es sich vor allem jüngere und noch unerfahrene Mitarbeiter in die Bedienelemente der Leuchtweitenregulierung verschiedener Fahrzeugtypen einzuweisen, um Kunden kompetent in ihrer Bedienung beraten zu können.“
Auch Bernd Zentgraf, Diplom-Ingenieur und Inhaber der Firma Zentgraf-Sportwagenservice in Gauting bei München weiß, dass gute Vorbereitung auf die Licht-Test-Aktion sehr wichtig für ein positives Kunden-Feedback ist. „Als freie Werkstatt checken wir deshalb vorab unser Lager, ob die nötigen Ersatzteile für die Licht-Test-Aktion auch vorhanden sind, um sofort kleine Mängel beheben zu können.“ Maßgeblich für den Ersatzteilvorrat sind hier für den erfahrenen Kfz-Profi aus Gauting die im Kundenstamm beziehungsweise dem Kundenarchiv gelisteten Fahrzeuge.
An Millionen von Fahrzeugen wird jährlich im Oktober die Fahrzeugbeleuchtung korrigiert. Obwohl die Aktion unbestritten eine hohe Bedeutung für die Verkehrssicherheit hat, ist sie gleichzeitig Image-Kampagne und Kundenkontaktprogramm. Es wundert daher nicht, dass der prestigeträchtige Licht-Test von namhaften Unternehmen, wie Suzuki International Europe, Fuchs Europe Schmierstoffe, Osram, aber auch vom ADAC und dem Zentralverband der Augenoptiker unterstützt wird. Schirmherr ist Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer.
Marcel Schoch