Die Konstruktion von Reifen und das Zusammenspiel der eingesetzten Materialien ist komplex. Dennoch arbeiten Reifenhersteller bereits seit geraumer Zeit daran, den Reifen "grüner" und nachhaltiger zu machen. Continental plant bis 2030 einen Anteil von über 40 Prozent nachwachsender und wiederverwerteter Materialien in seinen Reifen, spätestens 2050 sollen alle Reifen aus nachhaltigen Materialien bestehen. Pirelli möchte in einem Produkt schon in diesem Jahr mehr als 70 Prozent biobasierte und recycelte Materialien verwenden.
Diese Zahl soll bis 2030 auf über 80 Prozent steigen, mit der Vision, 100 Prozent nicht-fossile Materialien zu erreichen. Michelin spricht davon, Reifen ab 2030 zu 40 und ab 2050 zu 100 Prozent aus vollständig biologisch erzeugten oder recycelten Materialien zu produzieren. Kumho Tire hat laut eigenen Angaben erfolgreich einen Reifen entwickelt, der zu 80 Prozent aus nachhaltigen Materialien besteht, und möchte bis 2045 nur noch Produkte entwickeln, die aus nachhaltigen Materialien bestehen.
- Ausgabe 05/2025 Seite 018 (802.5 KB, PDF)

Kautschuk-Alternativen
Da Naturkautschuk einen großen Anteil im Reifen hat, ist es naheliegend, eine Alternative dazu zu finden. Naturkautschuk lässt sich bislang nicht durch synthetische Stoffe ersetzen, denn er bietet eine unübertroffene Reißfestigkeit. Als Alternative zum Kautschukbaum setzt Continental beispielsweise auf Kautschuk aus Löwenzahn. Bei Bridgestone hat man die Guayule-Pflanze entdeckt, ein hitzebeständiger, hölzerner Strauch, der in den südwestlichen Wüstengebieten Amerikas wächst. Pirelli hingegen fördert seit Jahren die Entwicklung einer verantwortungsvollen Lieferkette für Naturkautschuk.
Doch es gibt noch weitere natürliche Stoffe, die sich in der Reifenproduktion einsetzen lassen. Rayon-Zellulose lässt sich beispielsweise für die Festigkeit der Reifenkarkasse verwenden. Rayon stammt aus Wäldern und Hartholzplantagen und sorgt für eine hohe Festigkeit und Stabilität. Auch Füllstoffe wie Silika sind für den Reifenbau essenziell und tragen dazu bei, Eigenschaften wie Grip, Rollwiderstand und Laufleistung zu optimieren. Viele Reifenhersteller wie Continental, Bridgestone, Pirelli, Hankook oder Falken haben angekündigt, Reishülsen als Ausgangsmaterial für nachhaltig hergestelltes Silika zu verwenden, das aus der Asche von Reishülsen gewonnen wird.
Reifen: Nachhaltige Rohstoffe für die Produktion

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Das ist energieeffizienter als wie mit herkömmlichen Materialien wie Quarzsand. Reishülsen haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie weder für Mensch noch Tier essbar und damit ein Abfallprodukt sind, das in riesiger Menge verfügbar ist. In der Reifenproduktion kommen auch rohölbasierte Füllstoffe zum Einsatz: Öle und Harze machen Reifenmischungen flexibel und verbessern so die Haftungsfähigkeit des Materials. Sie lassen sich durch pflanzliche Öle wie beispielsweise Rapsöl und Harze oder aus Reststoffen der Papier- und Holzindustrie ersetzen.