Toyota bZ4X im Test: Die späte Reife

28.11.2025 07:19 Uhr | Lesezeit: 2 min
Toyota bZ4X (2025)
Die Beschleunigung des 1,9 Tonnen schweren Stromers erfolgt weniger per Schlag-in-den-Nacken-Kick sondern harmonisch.
© Foto: Toyota

Bislang war Toyotas erstes E-Auto in Deutschland kein großer Hit. Vor allem Reichweiten und Ladezeiten enttäuschten und konnten mit der Konkurrenz kaum mithalten. Jetzt folgt das Facelift und mit ihm auch ein deutliches Update des Antriebs. So hätte der bZ4X von Anfang an kommen müssen.  

Der Name allein ist natürlich nicht schuld daran, dass sich Toyotas erster Vollelektriker bei uns eher mühsam durch seine Premierenjahre wurschtelte. Aber welche liebenden Eltern nennen ihr Kind auch schon nach einer kryptischen Formel?  bZ4X. Das steht für Beyond Zero, die Größe des Toyota RAV4 und die Art des Fahrzeugs, also einem Crossover – und hört sich reichlich unsexy an. 

Während der Stromer in Norwegen zum Bestseller avancierte, verkaufte Toyota seit Mitte 2022 in Deutschland nur knapp 10.000 Einheiten. Vor allem die ersten Versionen mit noch einphasigem Laden wurden zur nervigen Geduldsprobe, zudem waren weder Preise noch   reale Reichweiten zugkräftige Verkaufsargumente.

Toyota bZ4X ist deutlich aufpoliert

Drei Jahre später präsentiert Toyota den bZ4X nun in wesentlichen Punkten überarbeitet. Optisch aufpoliert, technisch auf den Stand gebracht. Ein Update, das sich wie ein Neustart anfühlt. Der Einstiegspreis beträgt jetzt 42.990 Euro, es wird drei Ausstattungsvarianten geben: Comfort und Teamplayer, die um 90 beziehungsweise 500 Euro teurer werden, sowie die Topversion Lounge, die sich um selbstbewusste 3.000 Euro verteuert.

Äußerlich hat Toyota den Crossover einmal glattgezogen und auf den aktuellen Familienlook getrimmt. Vor allem die Front, die Toyotas „Hammerhead-Gesicht“ erhält. Die Scheinwerfer sind nun schmaler, eingerahmt von dünnen Leuchtleisten für Tagfahrlicht und Blinker, der Hauptscheinwerfer wandert in den neuen Stoßfänger. Die bislang unlackierten und kratzempfindlichen Verkleidungen um die Radhäuser präsentieren sich fortan hochglänzend schwarz.

Zusammen mit den aerodynamischen Optimierungen am Unterboden verbessert sich der Cw-Wert von 0,29 auf 0,27.   Der Kofferraum bleibt mit 450 Liter unverändert. Das Glasdach hat jetzt keinen Mittelsteg mehr, optional wird es später ein Solardach geben, das zusätzliche Kilometer Reichweite bringt.

Häufig kritisiert wurde der Innenraum für seine Mischung aus Nüchternheit und einer nicht immer intuitiven Bedienlogik. Hier setzte Toyota ebenfalls an. Zwar bleibt die grundlegende Designsprache eher kühl und technisch, doch Materialien, Haptik und Bedienung zeigen sich sichtbar aufgewertet. Der zentrale Touchscreen-Bildschirm wächst auf 14 Zoll (vorher 12,3 Zoll), wurde von der Mittelkonsole getrennt und ragt weniger dominant hervor. Die Temperaturanzeige im Monitor lässt sich über Drehregler einstellen, ebenso gibt es einen Drehknopf für die Lautstärke der Audioanlage.

Das Infotainment startet schneller, reagiert flüssiger und versteht komplexere Sprachbefehle, auf der neu gestalteten, schlankeren Mittelkonsole sind zwei induktive Ladeflächen für Handys immer serienmäßig an Bord. Toyota hat außerdem die Assistenzsysteme harmonisiert, etwa die adaptive Geschwindigkeitsregelung und die Spurführung. Beide Systeme agieren nun weniger abrupt und lassen dem Fahrer mehr Kontrolle.

Toyota bz$X: Update der Antriebstechnik

Einen deutlichen Sprung nach vorne verspricht vor allem das Update der Antriebstechnologie. Bislang gab es nur eine Batterievariante, jetzt sind zwei zur Wahl. In der Basis hat der Stromspeicher 57,7 kWh und soll mit Frontantrieb und 18 Zoll-Rädern 444 Kilometer weit kommen. Die Version mit 73,1 kWh-Batterie schafft laut Toyota bis zu 569 km.

Der kleinere Akku kommt mit einer Leistung von 123 kW/167 PS und dürfte für alle interessant sein, denen es mehr um Effizienz als um maximale Power geht. Gekoppelt mit dem größeren Akkupaket beträgt die Leistung in der Frontantriebsversion 165 kW/224 PS und als Allradler 252 kW/343 PS. Bei der AWD-Version verdoppelt sich die Anhängerlast auf nun 1.500 Kilo. 

In der Basisversion fließt Wechselstrom dreiphasig mit 11 kW, in der höheren Launch-Ausstattung kann auch mit 22 kW geladen werden. Am Schnelllader bleibt es bei maximal 150 kW. Die neue Batterievorkonditionierung dürfte allerdings Ladezeiten deutlich verkürzen, vor allem im Winter, wo der bZ4X früher bei kalter Witterung zu abrupten Ladeabfällen tendierte, zeigt das neue Modell ein stabileres Profil. Der Schnellladebereich zwischen 20 und 60 Prozent – entscheidend auf Langstrecken – bleibt ab sofort weitgehend konstant. Die Software erkennt jetzt die Art der Ladesäule und passt das Ladeprofil dynamischer an.

Zur Optimierung des Energieverbrauchs hat Toyota zudem die E-Achsen sowie den Inverter überarbeitet und die Reibungsverluste im gesamten Antriebsstrang reduziert. Die nun vierstufige Rekuperation (fast bis zum Stillstand) lässt sich besser an den Fahrstil koppeln und feinfühliger einstellen.

Dynamischer Toyota bZ4X

Genug der Zahlen, ran ans Lenkrad. Auf der ersten Testrunde begleitet uns die frontgetriebene Version mit großem Akku und 224 PS. Auffällig schon nach wenigen Metern, wie leise der bz4X geworden ist. Doppelverglasung in den vorderen Türen sowie zusätzliches Dämmmaterial, vor allem in den Radkästen, haben unliebsame Fahr- und Reifenabrollgeräusche gut im Griff.

Auch die Abstimmung des Fahrwerks hat Toyota grundlegend angepackt und neu definiert. Hinten sind die Dämpfer nun etwas weicher, vorne etwas straffer. Für ein direkteres Einlenkverhalten wurden zudem die Buchsen an der Vorderachse härter ausgelegt. Alles Maßnahmen zusammen bringen eine Qualität ins Auto, die Handling und Komfort spürbar verbessern. Die Beschleunigung des 1,9 Tonnen schweren Stromers erfolgt weniger per Schlag-in-den-Nacken-Kick sondern harmonisch.

Laut Datenblatt spurtet der Stromer in 7,4 Sekunden auf Tempo hundert und schafft maximal 160 km/h. Das Fahrgefühl selbst ist Toyota-typisch geblieben: ruhig, kontrolliert, unaufgeregt – ein Alltagsfreund, weitgehend ohne sportliche Ambitionen. Genau darin liegt auch die Stärke dieses Modells, das sich nicht in den Vordergrund drängen will, sondern seinen Zweck erfüllt.

Fazit Toyota bZ4X

Umstieg ins Topmodell. Die Allradversion mit zusätzlichem E-Motor an der Hinterachse ist nochmal aus ganz anderen Kabeln gewickelt. Das Drehmoment wird in Bruchteilen von Sekunden auf die Räder mit dem besten Gripp verteilt, neu abgestimmte Fahrmodi sollen laut Toyota verbesserten Gripp auf matschigem Untergrund oder tief verschneiten Pisten bieten.

Die volle Leistung fällt - na klar – noch einmal deutlich nachhaltiger über den Crossover her. Insgesamt eher untersteuernd abgestimmt, bedient das Doppelmotor-Modell die Instinkte derjenigen, die Power vor Effizienz setzen. Allein die 20 Zöller an unserem Testwagen kosten über 30 Kilometer an Reichweite – und natürlich auch etwas Komfort. 

In Summe wirkt der überarbeitete bZ4X wie ein Auto, das jetzt den Zustand erreicht, den viele schon beim Debüt erwartet hätten. Die nächste Chance, diese Form zu bestätigen hat Toyota bereits im Frühjahr. Dann startet der bZ4X Touring. Mit kryptischen Namen aber wahrscheinlich reifer Leistung.  


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