Eine vollelektrisch schwenkbare Anhängerkupplung auf Knopfdruck war bislang nur als Premium-Ausstattung von Neuwagen in der Erstausrüstung erhältlich. Der Hersteller ACPS Automotive bietet mit der Oris E3 nun auch ein entsprechendes Modell zur Nachrüstung an, das für Fahrzeuge von Audi, BMW, Mercedes-Benz sowie für verschiedene Modelle aus dem Volkswagen-Konzern erhältlich ist. Weitere Hersteller sollen folgen.
Zwei Schritte mehr
Wir haben uns die Schritte für den Einbau der Anhängerkupplung erklären lassen. Laut Norbert Bay, Key Account Manager bei ACPS Automotive Services GmbH in Mönchengladbach, ist der Einbau der vollelektrisch schwenkbaren Anhängerkupplung Oris E3 kein Hexenwerk. "Eine elektrisch schwenkbare Anhängerkupplung einzubauen ist genau so einfach wie eine abnehmbare oder starre, es sind nur zwei einfache Schritte zusätzlich erforderlich", erklärt Bay. Für freie Werkstätten sei der Einbau dadurch sehr attraktiv, da ein hoher Deckungsbeitrag winke. Alle benötigten Teile befinden sich zudem im Set der Anhängerkupplung.
Es empfiehlt sich zuerst ein Blick in die Einbauanleitung, denn je nach Fahrzeugmodell können sich einige Schritte für den Einbau unterscheiden. Meistens erfolgt der Einbau immer nach demselben Schema: In den allermeisten Fällen muss zunächst der Stoßfänger am Heck des Fahrzeugs demontiert werden. Manchmal muss ein zusätzlicher Ausschnitt in der Heckschürze gemacht oder eine entsprechend vorbereitete Heckschürze nachgerüstet werden, was aber Ausnahmen sind. Der Stoßfänger-Innenteil wird nun durch den Querträger der Anhängerkupplung ersetzt. Es gibt dann fahrzeugspezifische Befestigungspunkte, die vom Hersteller vorgegeben sind, oder die Anhängerkupplung wird über sogenannte Seitenschwerter innerhalb der Längsholme befestigt. Die Anhängerkupplung wird dann mit den mitgelieferten Materialien und den vorgeschriebenen Drehmomenten angebracht.
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Als Nächstes folgt der fahrzeugspezifische Elektrosatz, also die Anbindung der Anhängerkupplung an die Fahrzeugelektronik. Der Elektrosatz stammt nicht von ACPS Automotive selbst, sondern wird von etablierten Herstellern wie Jaeger Automotive und anderen Anbietern bezogen. Bei der vollelektrischen Oris E3 ist der Elektrosatz immer im Lieferumfang dabei, da ein zusätzliches Steuergerät notwendig ist, welches die Schwenkbewegung der Kupplung überwacht, weil die Steckdose im Kugelhals integriert ist. Meistens ist die Anbindung im Heck des Fahrzeugs bereits entsprechend vorbereitet und jeder Arbeitsgang wird anhand von Piktogrammen in der Anleitung Schritt für Schritt erklärt, auch die Farben und Positionen der Kabel.
- Ausgabe 9/2025 Seite 022 (545.0 KB, PDF)

Position des Steuergeräts
Auch die Position des Steuergeräts, das für die Anhängerkupplung notwendig ist, wird gezeigt. Die meisten Fahrzeuge lassen sich mit fahrzeugspezifischen Steckern am Heck adaptieren. Auch für die Anbindung des CAN-Busses gibt es oft schon einen Stecker. Wenn das nicht möglich ist, muss mit Kabelklemmen gearbeitet werden, die aus dem Erstausrüster-Bereich stammen. "Werkstätten müssen keine Angst davor haben, einen Elektrosatz einzubauen. Es sind im Grunde genommen immer dieselben Schritte", sagt Bay. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel: Wenn man Pech hat und das Auto nicht für den Betrieb mit Anhängerkupplung im Auslieferungszustand konfiguriert wurde, muss man bei einigen Fahrzeugen den Elektrosatz nach vorne ins Fahrzeug zur Zentralelektrik verlegen und dafür Teile des Fahrzeugs wie die Seitenschweller- oder Türschweller-Verkleidung demontieren. "Das ist zwar ein Mehraufwand, aber handwerklich absolut machbar - jede freie Werkstatt bekommt das hin", ergänzt Bay.
Auch die Steckdose direkt im Kugelhals der Anhängerkupplung muss verbunden werden. Bei der Oris E3 ist alles fahrzeugspezifisch vorkonfektioniert - im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen. Dort hängt es von der Größe des Karosseriedurchlasses ab, ob eine vorverkabelte Steckdose verwendet werden kann (meistens entfällt das Bohren von Löchern). Ist der Durchlass jedoch zu klein, müssen die Kabel durchgeführt und in der Steckdose eingepinnt werden.
""Eine elektrisch schwenkbare Anhängerkupplung einzubauen, ist kein Hexenwerk.""
Norbert Bay, ACPS Automotive
Anlernen geht auch automatisch
Als Nächstes muss das Steuergerät der Anhängerkupplung an das CAN-Bus-System des Fahrzeugs angelernt werden, damit auch der Blinker oder das Bremslicht des Anhängers oder des Fahrradträgers funktionieren und Assistenzsysteme unterstützt werden. Auch Warnmeldungen im Cockpit müssen angezeigt werden können. Es gibt Fahrzeuge, bei denen das Anlernen Plug and Play funktioniert. Bei anderen Fahrzeugen muss dem Zentral-Steuergerät im Fahrzeug zunächst gesagt werden, dass ein neues Steuergerät eingebaut wurde. In dem Fall spricht man von Codierung. Für die Codierung benötigt man ein Diagnosegerät wie etwa von Hella Gutmann oder Bosch oder direkt vom Fahrzeughersteller.
Als letzten Schritt muss noch der Schalter im Kofferraum installiert werden, mit dem sich die Anhängerkupplung ausklappen lässt. Um eine sichere Nutzung der Oris E3 für den Endanwender zu gewährleisten, sind ab Werk bereits drei Sicherheitsabfragen der Anhängerkupplung eingebaut, die erfüllt werden müssen, bevor sie in Betrieb genommen werden kann. Für einen erfahrenen Kfz-Mechatroniker sollte der Einbau der Oris E3 in dreieinhalb bis vier Stunden erledigt sein. "Ich empfehle Werkstätten immer, einen halben Tag Zeit für den Einbau zu nehmen", erklärt Bay.