Continental wird Aumovio: "Schlagkräftiger agieren"

08.12.2025 08:23 Uhr | Lesezeit: 2 min
Aumovio
Enno Straten ist Managing Director der Aumovio Aftermarket GmbH in Frankfurt am Main.
© Foto: Aumovio

Der Automotive-Bereich von Continental wurde abgespalten und als Spin-off unter dem Namen Aumovio an die Börse gebracht. Wir haben mit dem Aftermarket-Chef Enno Straten gesprochen, was das für Auswirkungen auf die Produkte hat.

asp: Herr Straten, warum hat sich Continental dazu entschieden, den Automotive-Bereich in ein neues Unternehmen mit dem Namen Aumovio zu überführen?

E. Straten: Das Spin-off und die Selbstständigkeit von Aumovio wurden vollzogen, weil sie uns ermöglichen, schlag-kräftiger, fokussierter und schneller zu agieren. Die Eigenständigkeit eröffnet Aumovio deutlich schlankere Entscheidungswege und einen stärkeren Fokus auf unsere Kerntechnologien. Damit können wir in dynamischen Zeiten schnell reagieren und Entscheidungen in der notwendigen Geschwindigkeit treffen. Aus diesem Grund haben wir unsere Organisation neu ausgerichtet.

asp: Welche Bereiche umfasst Aumovio?

E. Straten: Es gibt eine klare strategische Ausrichtung: Aumovio umfasst alles an Produkten im Automotive-Bereich, wo Continental bislang als Zulieferer tätig war, auch im Aftermarket-Bereich. Continental bestand früher aus drei Einheiten: Der Reifenbereich, der das Kerngeschäft von Continental bildet und dort verbleibt, sowie der Bereich ContiTech für Gummiprodukte. Der Bereich für Mobilitätstechnologien ist nun in Aumovio aufgegangen. Bei uns findet sich alles, was Continental seit Ende der 1980er-Jahre dazugekauft hat, wie beispielsweise die Marken ATE und VDO.

asp: Ändert sich durch Aumovio die Aufstellung im Aftermarket-Bereich?

E. Straten: Nein, alle drei Bereiche Continental, ContiTech und Aumovio haben jeweils einen eigenen Bereich für Originalausrüstung (OE) und einen eigenen Aftermarket-Bereich. Das war schon vorher so und wird auch so bleiben. Hier gibt es nur wenige Änderungen durch das Spin-off von Aumovio. Die größte Veränderung ist, dass wir wieder unsere Marken ATE und VDO stärker in den Fokus rücken - das sind starke Marken, die bei den Kunden sehr beliebt sind und häufig nachgefragt werden. Einige Produkte hatten wir zwischenzeitlich unter dem Continental-Label vermarktet, eine strategische Entscheidung, die sich im Nachhinein nicht als optimal erwiesen hat. Das nehmen wir jetzt zurück. ATE kennen die Kunden als starke Bremsenmarke, VDO vertrauen sie als Marke für Sensoren und Produkte. Zukünftig werden wir alle Aftermarket-Produkte unter diesen beiden Marken bündeln. Bremsenprodukte hießen immer ATE und bleiben ATE. Produkte, die unter dem Continental-Label vertrieben wurden, werden nun auch wieder unter der VDO-Marke angeboten.

asp: Gibt es Änderungen im Vertrieb oder bei den Ansprechpartnern?

E. Straten: Hier kann ich Entwarnung geben: Alle Ansprechpartner und Bezugsquellen bleiben erhalten. Auch die Garantieleistungen für gekaufte Produkte bleiben bestehen, wie auch die Rahmenbedingungen. Was sich im Zuge der Selbstständigkeit von Aumovio ändert, ist die Geschäftseinheit. Neben der Aumovio SE gibt es nun auch die Aumovio Aftermarket GmbH, die die Continental Aftermarket und Services GmbH ersetzt. Es ändert sich somit der Firmenname auf der Rechnung.


""Die Marken ATE und VDO sind bei Kunden sehr beliebt und werden häufig nachgefragt." "

Enno Straten, Aumovio


asp: Welche Produktbereiche sollen zukünftig zu Aumovio hinzukommen?

E. Straten: Jeder Zulieferer mit einem starken OE-Geschäft freut sich auch über ein starkes Aftermarket-Geschäft. Wir wollen das weiterentwickeln und unsere Produktpalette mit neuen Lösungen ergänzen. Im Bremsenbereich wollen wir mit ATE weiterhin nahezu 100 Prozent abdecken und für alle Fahrzeugtypen passende Lösungen anbieten. Bei VDO erweitern wir unser Portfolio aktuell um Radarsysteme und Sensoren.

asp: Stichwort Bremse: Warum hat Aumovio ein Werk für Trommelbremsen in Italien verkauft?

E. Straten: Das ist eine wirtschaftliche Abwägung der OE-Kollegen, die ich als Aftermarket-Chef nicht kommentieren werde. Nur so viel: Wir schauen natürlich immer, was ins Portfolio passt, und setzen Entscheidungen dann schnell um. Für den Aftermarket haben wir übrigens nur sehr wenige Teile aus diesem Werk bezogen.

asp: Sind Veränderungen der ehemaligen Continental-Standorte durch die Ausgründung geplant?

E. Straten: Da ich den Aftermarket verantworte, kann ich nicht zu Planungen der OE-Abteilung Auskunft geben. Im Aftermarket haben wir aber ein sehr gesundes Setup und wollen das so fortführen und erweitern. Es wird natürlich immer Portfolio-Überprüfungen geben. Dabei prüft man möglicherweise, ob sich ein Bereich noch profitabel gestalten lässt und ob es genügend Nachfrage gibt.

asp: Hat der langsame Hochlauf der E-Mobilität Auswirkungen auf das Geschäft?

E. Straten: Das ist richtig, der Hochlauf der E-Mobilität gestaltet sich viel langsamer als angenommen. Ich sehe das jedoch aus zwei Gründen nicht als kritisch an. Was heute im OE-Bereich vom Band geht, ist für den Aftermarket erst in sieben bis acht Jahren interessant. Die Entwicklungen kommen bei uns also verzögert an. Und wie es aussieht, werden Länder wie die USA wahrscheinlich noch etwas länger für den Hochlauf der E-Mobilität brauchen, also sind hier weiterhin Teile für Verbrenner gefragt. Außerdem ist unser Portfolio zum größten Teil unabhängig von der Antriebsart. Bremsen benötigt man beispielsweise auch in E-Autos, aufgrund der Rekuperation der Fahrzeuge dann sogar mit anderen Anforderungen.

asp: Ist die Wiederaufbereitung von Teilen für Aumovio ein Geschäftsfeld?

E. Straten: Bei der Wiederaufbereitung ist die Frage nach der Wirtschaftlichkeit sehr wichtig. Die Teile müssen per se einen hohen Wert haben, sonst lohnt sich die Wiederaufbereitung nicht. Es müssen auch die nötigen Größenordnungen erreicht werden. Wir schauen uns genau an, bei welchen Produktkategorien sich das lohnt oder ob es nicht eher eine Aufgabe spezialisierter Aufbereiter ist. Bremssättel sind aus unserer Sicht ideale Kandidaten für die Wiederaufbereitung. Bei anderen Produkten lohnt sich das eher nicht.

asp: Wie entwickelt sich der Aftermarket aus Ihrer Sicht?

E. Straten: Der Markt zeigte sich 2025 solide und stabil. Es war kein Rekordjahr, aber auch kein schlechtes Jahr. Zu denken gibt mir, dass es heute leider viele Werkstätten gibt, die Nachfolgeprobleme haben und ihren Betrieb aufgeben. Eine positive Entwicklung für uns ist hingegen das steigende Fahrzeugalter, denn ältere Autos brauchen auch immer viele Ersatzteile.


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