SP-X/Köln. Der Autojahrgang 1996 rückt in den Kreis der anerkannten Klassiker. Viele der damals neu vorgestellten Modelle erreichen demnächst die magische 30-Jahre-Grenze und qualifizieren sich damit für das H-Kennzeichen. Manches, was vor wenigen Jahren noch als alltagstauglich, pragmatisch oder preiswert galt, avanciert nun zum Objekt automobiler Nostalgie mit Wertsteigerungspotenzial.
Die Modelle dieses Jahres spiegelten den Zeitgeist wider. Reduktion, Minimalismus und clevere Konzepte prägten das Fahrzeugangebot vor drei Jahrzehnten. Hochdachkombis wie Citroën Berlingo, Peugeot Partner oder Mazda Demio erfüllten den Wunsch nach Raum bei kompaktem Format. Kombis von Audi, Mercedes, Opel oder VW boten sich als funktionale Familienfahrzeuge mit zurückhaltendem Design an.
Die Literzahl der Kofferraumgröße galt als knallharte Währung von Autotestern. Kleinwagen wie Ford Ka, Citroën Saxo oder Renault Twingo hingegen kombinierten eigenständiges Styling mit erschwinglichen Preisen und adressierten eine neue urbane Käuferschicht.
Über 80 Neuvorstellungen gab es 1996
1996 galt zudem als besonders vielfältiges Modelljahr. Über 80 Neuvorstellungen erreichten die Showrooms. Darunter waren zahlreiche Baureihen, die heute als erschwingliche Klassiker mit Wertsteigerungspotenzial gehandelt werden. Alltagstaugliche Spaßmacher wie der Mercedes SLK mit Klappdach, der offene Porsche Boxster oder der BMW Z3 könnten zu den gefragten Klassikern avancieren.
Weniger als Anlageobjekt, dafür aber als emotionale Zeitkapseln, gelten einst populäre Familien-Vans wie Renault Espace, Opel Sintra, Seat Alhambra oder Toyota Picnic, mit denen sich Nostalgiker in ihre unbeschwerte Kindheit zurückbeamen können.
Modelle, die längst in Vergessenheit geraten sind
Neben vielen klangvollen Namen gab es auch viele Modelle, die längst in Vergessenheit geraten sind. Clarus, Baleno, Palio oder Primavera etwa standen für ein preisgetriebenes Importangebot, das zur damaligen Konsumstimmung passte. Sparen war angesagt – nicht nur im Zuge der Euro-Vorbereitungen, sondern auch beim Autokauf. Marken wie Kia, Suzuki, Fiat und Hyundai profitierten von der Nachfrage nach bezahlbaren Neuwagen.
Einige andere Fahrzeuge schrieben damals bereits Zukunftsgeschichte. Der Audi A3 brachte als erster Premium-Flair in die Kompaktklasse. Der erste Skoda Octavia kombinierte großzügiges Raumangebot mit bewährter VW-Technik und leitete damit den Imagewandel der Marke ein. Der VW Passat B5 setzte mit seiner eleganten Linienführung ein gestalterisches Statement. Und der Subaru Legacy Outback erwies sich als früher Vorbote des aufkommenden Crossover-Segments.
Technik und Komfort im Mittelpunkt
In der Oberklasse standen Technik und Komfort im Mittelpunkt. Sicherheitsfeatures wie ESP waren zunächst ausschließlich hier verfügbar, während ABS und Airbags allmählich auch in der Mittelklasse Einzug hielten. Parallel dazu sank die Zahl der Verkehrstoten deutlich. 1996 lag sie bei 8.758 – noch weit über dem heutigen Niveau, aber bereits deutlich unter dem Höchststand der Nachwendezeit.
Auch emotional hatte das Jahr einiges zu bieten. Der Jaguar XK8 debütierte als Coupé und Cabrio mit stilistischer Eleganz. Honda präsentierte die fünfte Generation des Prelude mit Allradlenkung. Chrysler brachte mit der zweiten Generation der Viper GTS ein muskulöses Statement auf Rädern. Und dann gab es noch einige echte Endorphin-Booster wie der unfassbar elegante Volvo C70. Peugeot konterte mit dem zweitürigen 406 Coupé in Pininfarina-Couture – ein Design, das nach Ansicht mancher Fachjournalisten stilistische Parallelen zum Ferrari 456 GTA erkennen ließ.
1996 war ein Jahr der Vielfalt, des Wandels und der Übergänge. Manche Modelle verschwanden leise, andere entwickelten sich zu Ikonen. Für Oldtimerfreunde von heute beginnt nun ein neues Kapitel – mit Fahrzeugen, die lange unterschätzt wurden und jetzt echtes Klassikerpotenzial entfalten könnten.