Folierungen sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Das erste folierte Auto datiert auf das Jahr 1952, wobei es sich damals um keine Flächenbeklebung, sondern um eine einfache Beschriftung in Schwarz-Weiß handelte. Farbige Vinylfolien gibt es seit 1964, mit druckaktiver Kleberbeschichtung seit 1972, per Digital- statt Siebdruck erzeugte Folien seit den 1990er Jahren. Letzteres gilt als Meilenstein, denn die Digitaltechnik erlaubt auch die wirtschaftliche Herstellung von kleinen Auflagen bis hin zu Einzelstücken. Heute trifft man relativ häufig auf Fahrzeuge mit folierten Karosserien. Geleaste Kommunal- und Behördenfahrzeuge, die nach dem Leasingzeitraum als Gebrauchte vermarktet werden müssen, sind Beispiele hierfür. Hinzu kommen Taxen - auch Hellelfenbein ist kein sexy Farbton - und zahlreiche Privatfahrzeuge, insbesondere aus dem Luxus- und Sportwagenbereich. Hierbei dominieren matte Töne wie Schwarz, Grau, Weiß, Silber, Gold und nicht zuletzt helles Grün, was an die Lackierung von Fahrzeugen der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA) erinnert und auf einem BMW X6 oder Porsche Cayenne irritierend aussieht. Doch genau das ist vermutlich die Absicht der Besitzer.
Nettopreise bis rund 2.000 Euro
Was für Folierung statt Lackierung einer Fahrzeugkarosserie spricht, ist u. a. der Preis. Die Folierung eines mittelgroßen Pkw mit unifarbener Folie kostet nicht mehr als netto 1.500 Euro, bei Digitaldruckfolie sind es ca. 2.000 Euro. Lackierungen sind um den Faktor 5 teurer und schlagen beim Neutralisieren erneut mit dem gleichen Betrag zu Buche, denn hierfür bedarf es einer weiteren Lackierung. Neutralisieren lautet der Fachbegriff der Folienkleber für das Entfernen der Folie. Ist der Leasingzeitraum beendet oder hat der Privatbesitzer die Freude am Farbton verloren, muss die Folie entfernt werden. Das wird dort erledigt, wo der Gebrauchtwagen vermarktet und zuvor aufbereitet werden soll, also zu großen Anteilen in Autohäusern und Werkstätten. Was auch deshalb interessant ist, weil es für das Aufbringen der Folierung eigene Spezialisten außerhalb der Kfz-Branche gibt, Werbetechniker beispielsweise.
Während das Aufbringen der Folie auf die Karosserie eines mittelgroßen Pkw meist zwei volle Tage in Anspruch nimmt, rechnet man für das Entfernen der Folie mit drei bis vier Stunden. Vorausgesetzt, das richtige Hilfsmittel steht zur Verfügung. Das Hilfsmittel wird gebraucht, weil die Folie zum Abziehen erhitzt werden muss. Die Idealtemperatur hierfür beträgt ca. 70 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur löst sich der Folienkleber sehr leicht von Lack. Welches Hilfsmittel eignet sich hierfür am besten?
Tapetenlöser einfachster Ausführung
Erwärmen auf 70 Grad Celsius - hierfür kommen Lackierkabinen, Infrarotstrahler, Heißluftpistolen oder Induktionsheizgeräte in Frage. Wägt man Energieund Zeitaufwand, Arbeitsbedingungen und -geschwindigkeit ab, erscheint kein Hilfsmittel als ideal. Erfahrene Kleber empfehlen vielmehr einen Tapetenlöser einfachster Ausführung aus dem Baumarkt. Mit Wasserdampf betrieben, erwärmt er die Folie dort, wo gerade gearbeitet wird, auf einer Fläche, die einen schnellen Arbeitsfortschritt erlaubt, und ohne zugleich den Mitarbeiter aufzuheizen. Bleiben Reste des Klebers zurück, lassen sich diese mit einer Radierscheibe problemlos entfernen. Nach einer Lackaufbereitung erscheint der Gebrauchtwagen wie neu.
Literatur
Die Hauptuntersuchung
Thema: Paragraf 29 StVZO (HU, SP, AU)Auflage: 22., angepasste und erweiterte Auflage 2014Besonderheiten: neue AU-Richtlinie, geänderte HU-Bremsen-, SP- und Vorgaben-Richtlinien, Neufassung der HU-Scheinwerfer-Prüfungsrichtlinie, neue EU-Richtlinien 2014/45/EU (regelmäßige technische Überwachung) und 2014/47/EU (technische Unterwegskontrolle von Nfz)Verlag: Springer Fachmedien MünchenKontakt: www.springer-automotive-shop.deISBN: 978-3-89059-093-6Preis: 48,00 Euro (plus MwSt.)
- Ausgabe 02/2015 Seite 14 (300.8 KB, PDF)