Weltmarktführer Kiekert in der Krise: "Insolvenzantrag ist unabwendbarer Schritt"

23.09.2025 15:54 Uhr | Lesezeit: 3 min
Werksgelände der Kiekert AG in Heiligenhaus
Werksgelände der Kiekert AG in Heiligenhaus
© Foto: picture alliance / blickwinkel/H. Blossey | H. Blossey

Die Kiekert AG meldet Insolvenz an. Trotz eines Auftragsbestands von zehn Milliarden Euro hat der chinesische Investor seine finanziellen Verpflichtungen nicht erfüllt. Vorstand und Insolvenzverwalter setzen nun auf eine Restrukturierung, um den Geschäftsbetrieb zu sichern.

Die Kiekert AG ist zahlungsunfähig. Der Weltmarktführer für Kfz-Schließsysteme hat am Dienstag ein vorläufiges Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Wuppertal beantragt. Ziel sei die geordnete Fortführung des Geschäftsbetriebs unter dem Schutz des Insolvenzrechts und eine anschließende Restrukturierung, teilte das Unternehmen mit. Rechtsanwalt Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck & Partner wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. 

Der operative Geschäftsbetrieb an allen deutschen Standorten läuft den Angaben zufolge regulär weiter, die Löhne und Gehälter der rund 700 Mitarbeitenden seien bis einschließlich November gesichert. Internationale Kiekert-Standorte und -Werke bleiben vom Verfahren unberührt. 

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"Der Insolvenzantrag ist ein unabwendbarer Schritt, um die Zukunftsfähigkeit der Kiekert-Gruppe zu sichern", erklärte Vorstandschef Jérôme Debreu. "Die Kiekert AG hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich restrukturiert und auf der Kundenseite erheblich an Vertrauen gewonnen – davon zeugt ein Auftragsbestand von zehn Milliarden Euro. Die Insolvenz ist die Konsequenz daraus, dass der chinesische Gesellschafter keine weiteren Mittel bereitgestellt und seine finanziellen Verpflichtungen im dreistelligen Millionenbereich nicht erfüllt hat." 

Debreu betonte, dass das internationale Management-Team bereit sei, alle Wachstumschancen zu nutzen und das Unternehmen von Einschränkungen zu befreien: "Wir werden eng mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter zusammenarbeiten, um eine erfolgreiche Restrukturierung sicherzustellen und Kiekert als verlässlichen Partner in der Automobilindustrie zu erhalten 'back home'." 

"Die Beschäftigten haben alles gegeben" 

Auch Betriebsrat und Gewerkschaft zeigten sich besorgt, betonten aber die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung. Hakan Civelek von der IG Metall Velbert erklärte: "Für uns steht jetzt das Wohl der Beschäftigten im Mittelpunkt." Betriebsratsvorsitzender Uwe Höhndorf ergänzte: "Die Beschäftigten haben alles gegeben und waren bereit, ein millionenschweres Sanierungspaket mitzutragen. Das Problem liegt beim Gesellschafter." 

Die Kiekert AG, gegründet 1857 in Heiligenhaus, beschäftigt weltweit rund 4.500 Mitarbeitende und liefert Schließsysteme für jedes dritte Auto weltweit. Seit 2012 gehört das Unternehmen zu einer Gruppe chinesischer Automobilzulieferer.


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