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16.12.2008 12:02 Uhr
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Elektrohydraulische Betriebsbremse (EHB)

Fahrzeuge mit elektrohydraulischer Betriebsbremse (EHB), allen voran die seit 2002 gebaute Mercedes-Benz E-Klasse (W211), stehen verstärkt in den Werkstätten freier Betriebe. Eine Zusammenfassung der Servicebesonderheiten dieser Bremse.

Die elektrohydraulische Betriebsbremse (EHB) ist heute weiter ver-breitet als es ihr Rückbau aus der Mercedes-Benz E-Klasse (W211) anlässlich des Facelifts im Jahr 2006 vermuten lässt. Ein Rückruf von E-Klasse und SL (R230) sowie anhaltender Druck aus dem Taxigewerbe ließen Hersteller Daimler vermutlich keine andere Wahl. Daimler-Fahrzeuge mit EHB sind neben Mercedes-Benz E-Klasse der Baujahre 2002 bis 2006 und SL der auf der E-Klasse basierende CLS, der SLR McLaren sowie sämtliche Maybach-Modelle. Bei Toyota kommen die Baureihen Prius I und II sowie die Lexus-Modelle GS 460, GS 450h, LS 460, LS 600h/hL und RX 400h hinzu.

Sieht man von der Ausnahme Toyota/Lexus ab, endet nach vier bis fünf Jahren die Markentreue von Servicekunden. Die Fahrzeuge werden dann mehrheitlich von freien Betrieben gewartet und instandgesetzt. Aktuell trifft das vor allem auf den inzwischen bis zu sechs Jahre alten W211 zu. Für Werkstätten wichtig: Seine mar-kenintern Sensotronic Brake Control (SBC) genannte EHB führt ein Eigenleben, das vor Servicearbeiten, selbst vor einem eigentlich simplen Bremsbelagwechsel, deaktiviert werden muss.

Keine hydraulische Verbindung

Doch zunächst einige Worte zu Aufbau und Funktion. Technisch ist die EHB nur zwischen Hydraulikaggregat und Rad-bremsen mit einer konventionellen Bremse vergleichbar. Der Hauptunterschied zum mechanisch-hydraulischen System ist der Entfall der hydraulischen Verbindung zwischen Betätigungseinheit und Radbremsen. Pedaldruck und -betätigungsgeschwindigkeit werden sensorisch erfasst und gemeinsam mit anderen Sig-nalen vom Steuergerät zur radselektiven Berechnung des Bremsflüssigkeitsdrucks genutzt. Druckaufbau und -freigabe übernimmt ein Hydraulikaggregat mit elektrischer Hochdruckpumpe, Druckspeicher (150 ± 10 bar) und vier Radmodulatoren. Ein Unterdruck-Bremskraftverstärker ist somit überflüssig. Trennung von Betätigung und Druckerzeugung sowie elektronische Regelung erlauben die Integration zusätzlicher Funktionen, die sich inzwischen auch über die ESP-Funktion darstellen lassen. Hinzu kommt der Selbsttest des Systems durch Anlegen der Bremsbeläge an die -scheiben. Auslöser des Selbsttests können sein: Fahrzeugentriegelung per Fernbedienung, Öffnen von Türen oder Heckdeckel, Drehung des Zündschlüssels in Stellung 1 oder Lösen der Parkbremse. Dieses Eigenleben muss vor Beginn von Service-Arbeiten unterbunden werden. Anderenfalls besteht durch selbsttätig und unerwartet ausfahrende Radbremskolben und unter Hochdruck austretende Bremsflüssigkeit Verletzungsgefahr für Gliedmaßen, Haut und Augen. Entsprechende Hinweise liegen EHB-Ersatzteilen bei.

Möglichkeiten der Deaktivierung

Zur Deaktivierung des EHB-Selbsttests existieren mehrere Möglichkeiten:

manuelle Methode

drei funktionsspezifische Kleintester

zahlreiche markenübergreifende vollwertige Diagnosegeräte

Mercedes-Benz-spezifisches Diagnose-gerät Star-Diagnosis

Im Fall manueller Deaktivierung dürfen nur Arbeiten an den Radbremsen ausgeführt werden, Hydraulikaggregat und Betätigungseinheit (Pedalmodul) sind tabu. Die Arbeitsschritte am Beispiel der Bremsbelag-Erneuerung:

Elektronik schlafen legen

Fahrzeug zum Anheben durch Tragarme vorbereiten (noch nicht anheben)

Fahrertürfenster öffnen und während der Arbeiten offen lassen

elektrische Verbraucher ausschalten, Zündschlüssel abziehen

Türen und Heckdeckel schließen und Fahrzeug für mindestens 30 Sekunden verriegeln (nach 30 Sekunden ist der Nachlauf des EHB-Systems beendet)

Fahrzeug für mindestens 15 Sekunden entriegeln (nach 15 Sekunden ist der EHB-Selbsttest beendet), Bremspedal nun nicht mehr betätigen

Fahrzeug verriegeln (um Zusteigen zu vermeiden) und Schlüssel sicher auf-bewahren (unbeabsichtigtes Entriegeln muss ausgeschlossen sein); Achtung: "Keyless-Go"-Karten außerhalb der Reichweite des Empfängers/Senders aufbewahren; Motorhaube bereits zu-vor entriegeln, späteres Entriegeln löst die Alarmanlage aus

Fahrzeug anheben; 15 Sekunden nach dem Verriegeln können die Bremsbeläge erneuert werden

Zur Kalibierung des EHB-Systems ist nun die so genannte Belag-Anlege-Routine auszuführen:

Fahrzeug so weit absenken, dass Räder noch drehen und das Zündschloss oder die Start-Stopp-Taste zugänglich sind

Fahrzeug entriegeln

Zündung durch das geöffnete Fenster der Fahrertür einschalten

Zündung wieder ausschalten und fünf Sekunden warten

Zündung erneut einschalten und wäh-rend der Arbeiten eingeschaltet lassen

hinteres linkes Rad mindestens drei Sekunden zügig und gleichmäßig vor-wärts drehen und dann anhalten

innerhalb einer Minute nach dem hinteren auch das vordere Rad zügig und gleichmäßig vorwärts drehen, bis es selbsttätig abgebremst wird

Bremsleuchten blinken dreimal

Das EHB-System erkennt über die ABS-Sensoren diese Aufforderung zum Start der Belag-Anlege-Routine, bestätigt das durch dreimaliges Blinken der Bremsleuchten und legt innerhalb von rund 50 Sekunden mehrfach die Bremsbeläge an die Bremsscheiben. Weitere Schritte:

Fahrzeug vollständig absenken

Zündung aus- und einschalten, dann Motor starten

Bremspedal fünf- bis zehnmal betätigen und Probefahrt unternehmen

Bei einer Fehlermeldung im Display die Belag-Anlege-Routine wiederholen oder ein Diagnosegerät einsetzen.

Einfacher funktioniert die Deaktivierung über funktionsspezifische Kleintester, die in die OBD-Steckdose gesteckt und nur eingeschaltet werden. Anbieter sind Con-tinental Teves, Diasoft Electronic (Lieferant von Continental Teves) und TRW. Natürlich beherrschen die Funktion auch der markenspezifische Star-Diagnosis-Tester und inzwischen nahezu alle mar-kenübergreifenden Diagnosegeräte.

Toyota-EHB weniger kompliziert

Was ist mit Toyota und Lexus und der bei diesen Marken Electronically Controlled Brake System (ECB) genannten Bremse? Der Aufbau ist der SBC ähnlich, vorherige Maßnahmen sind nicht nötig. "Weil wir auf besondere Schmankerl wie Trocknen der Bremsscheiben verzichten, gibt es für den Belagwechsel keine besonderen Vor-sichtsmaßnahmen", erklärt ECB-Fachmann Dirk Breuer. Nur beim Entlüften der Bremse braucht man den markenspezifischen Intelligent-Tester. "Dirk Breuer: "Meines Wissens gibt es kein Ritual oder Käbelchen als Alternative." Peter Diehl

Pkw-Baureihen mit EHB

EHB-taugliche Diagnosegeräte

Anwendungsgebiet

Anbieter

Diagnosegeräte

Kontakt

markenspezifisch

Daimler

Toyota

Star-Diagnosis-Tester

Intelligent-Tester

über Markenbetriebe

über Markenbetriebe

markenübergreifend1

Continental Teves

Diasoft Electronic

TRW Automotive

Kleingerät ATE SBS2

Kleingerät SBC 01

Kleingerät Easycheck

www.contiteves-am.com

www.diasoftelectronic.net

www.trw-eos.de, www.trwauto.de

Marken

Baureihen

Lexus

GS 460, GS 450h, LS 460, LS 600h/hL, RX 400h

Maybach

57, 57S, 62, 62S, Landaulet

Mercedes-Benz

E-Klasse (W211 vor Facelift), CLS, SL (R230), SLR McLaren

Toyota

Prius I, Prius II

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