Sie bemerken bei Ihren Kunden einen Trend zum Kauf von Gebrauchtreifen, noch dazu im Internet? Gegen eine gebrauchte (und funktionsfähige) Heckleuchte ist nichts einzuwenden, jedoch Verschleißteile kauft man nicht gebraucht. Dieser Grundsatz gilt erst recht im Internet und für Reifen, die sich laut Gesetzgeber für die jeweilige Jahreszeit "eignen" müssen. Die Quasi-Pflicht zur Umrüstung hat einen Nebeneffekt: Autofahrer suchen nach billigen Lösungen und glauben sie im Internet zu finden. "Der Wunsch nach einem möglichst kostengünstigen Satz M+S-Reifen ist verständlich, doch wer Gebrauchtreifen im Internet kaufen will, sollte sich dabei der Risiken und Nebenwirkungen bewusst sein", warnt auch Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Mit diesen nachvollziehbaren Argumenten können Sie Ihren preissensiblen Kunden gegenüber treten: Erstens sollten Winterreifen vor ihrer letzten Saison mindestens vier Millimeter Profiltiefe aufweisen, obwohl der Gesetzgeber nur 1,6 Millimeter Mindestprofiltiefe vorschreibt. Darunter sind Griffkanten vergrößernde Lamellen nicht mehr vollständig vorhanden. Doch wie lässt sich die Profiltiefe per Internet prüfen? Darüber hinaus härtet die Gummimischung von Reifen schneller aus, wenn diese nicht sachgemäß gelagert werden. Das gilt selbst für noch nie montierte Reifen mit voller Profiltiefe. Sachgemäß heißt: kalt und trocken. Wie wurden die Reifen gelagert, die nun per Internet zum Verkauf stehen? Zudem sind Reifenseitenwände extrem empfindlich. Kontakt mit Bordsteinkanten bekommen ihnen nicht gut. Doch Seitenwandschäden sind nicht mit bloßem Auge erkennbar und entsprechende Diagnosegeräte sind weder weit verbreitet noch werden sie derzeit neu angeboten. Wer weiß, wie die Reifen im Einsatz behandelt wurden? Als letztes Argument gilt, bei so genannten UHP- und Runflat-Reifen ist die Montage derart kompliziert, dass Schäden an Wulst und Innerliner auftreten können. Bei gebrauchten, also montierten und wieder demontierten Reifen, kann auf entsprechende Schäden gewettet werden. Tipp: Solche Reifen nur neu kaufen. (pd)
Reifenhandel: Gebrauchtreifen-Kauf mit Risiken und Nebenwirkungen
Autofahrer fühlen sich von allen Seiten zur Kasse gebeten; nicht nur der Kraftstoff ist teurer geworden. Vor diesem Hintergrund ist deren Überlegung, Verschleißteile günstiger einzukaufen und eventuell sogar zu Gebrauchtteilen zu greifen, durchaus nachvollziehbar. Zumal das Internet scheinbar tolle Angebote enthält – scheinbar.