Im Rahmen eines großen Händler-Events präsentierte Kärcher nicht nur die aktuellen Erfolgszahlen, sondern auch die neue Farbgebung in Anthrazit für die Profi-Geräte. Hintergründe eines gewagten Farbspiels.
Es gibt Produkte, die sind vor dem geistigen Auge unweigerlich mit einer Farbe verbunden. Ein Ferrari ist rot, die Nivea-Dose ist blau und der Dampfstrahler ist gelb. Die Reinigungsgeräte der Firma Kärcher sind weltweit in dieser Farbe bekannt. Am Stammsitz in Winnenden tragen die Mitarbeiter „Gelb im Herzen“, man sagt sogar, es fließt gelbes Blut in ihren Adern. Auf den ersten Blick umso erstaunlicher, dass das Unternehmen jetzt die zweite umfassende Farbumstellung in der Unternehmensgeschichte vollzieht (1974 Wechsel von Hammerschlagblau auf Gelb) und alle Geräte, die für den professionellen Einsatz vorgesehen sind, von Gelb auf Anthrazit umgestaltet. Auf den zweiten Blick erkennt man dahinter den Zusammenhang mit der „Strategie 2020“, einem Konzept zur Unternehmensentwicklung, das seit 2010 umgesetzt wird. Bereits damals wurde das Geräteprogramm für die gewerbliche Gebäudereinigung auf die neue Farbe umgestellt, jetzt ziehen alle anderen Geräte aus der Professional-Serie nach. Alle Geräte für den privaten Gebrauch (Home + Garden) bleiben indes gelb.
Gute Gründe
Was zunächst Fragen aufwirft, wird bei genauer Betrachtung der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens deutlicher. Ziel der „Strategie 2020“ ist die Fokussierung auf den Kunden: „Die ganzheitliche Befriedigung der Bedürfnisse unserer Kunden steht im Mittelpunkt. Ein wichtiger Schritt ist dabei die neue Farbgestaltung, die ihnen die Orientierung bei der Geräteauswahl erleichtert“, erklärt Hartmut Jenner, Vorsitzender der Kärcher Geschäftsführung. Hintergrund: Bei reiner Betrachtung der technischen Daten kommt es zu Überschneidungen im High-End-Bereich der Geräte für die private Nutzung und den Einsteigergeräten für die professionelle Nutzung. Die sind aber wesentlich robuster und langlebiger ausgelegt. Die farbliche Trennung soll dem Kunden die Orientierung und den Händlern die Kaufberatung erleichtern. Viele Kunden, etwa aus dem Hotelgewerbe, verlangten außerdem Geräte, die sich unauffälliger in die Umgebung integrieren, statt eines knallgelben Staubsaugers auf dem Hotelflur.
Sauberkeit verkaufen
Ein weiterer Grund für den Farbwechsel ist das Erscheinungsbild der Maschinen. Die gelben Geräte neigten leider zu starker Verschmutzung schon nach kurzer Zeit im harten Einsatz. Sauberkeit verkaufen mit unansehnlichen Maschinen ist jedoch nicht im Sinne der Dienstleistungsunternehmen. Die neue Farbe ist wesentlich unempfindlicher gegen Schmutz, was nicht nur die optische Erscheinung verbessert, sondern auch die Gerätereinigung erleichtert. Ein weiterer praktischer Nutzen ergibt sich aus dem Farbwechsel dank einer farbunterstützten Benutzerführung. Alle Bedienelemente, die für den Umgang mit der Maschine notwendig sind, heben sich gelb von den anthrazitfarbenen Gehäusen ab, alle Wartungs- und Serviceelemente sind hellgrau. Dies bringt für den Anwender mehr Sicherheit bei der Bedienung und gleichzeitig mehr Schutz für die Maschine, weil Fehlbedienungen minimiert werden.
Keine farblichen Ausnahmen
Da Kärcher nicht gleich zu Beginn der Umstellung Ausnahmen bilden will, erscheinen auch alle Maschinen und Geräte aus dem Bereich Autowäsche künftig in edlem Anthrazit. Dies betrifft unter anderem Portalanlagen für Pkw und Lkw, freistehende Technikschränke im SB-Bereich, Bedienterminals, Zentralsauger-Anlagen sowie Wasseraufbereitungsanlagen und weitere Kärcher-Produkte.
Auf Erfolgskurs
Marktforschungsergebnisse und die positive Umsatzentwicklung im Segment der gewerblichen Gebäudereinigung, wo der Farbwechsel schon 2010 vollzogen wurde, bestätigen: „Der Farbwechsel ist die richtige Entscheidung und wird von unseren Kunden gewünscht“, so Markus Asch, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung und verantwortlich für den Bereich „Professionell Products“ und somit auch für den Farbwechsel. Hartmut Jenner präsentierte zur Bestätigung die neuesten Unternehmenszahlen. So konnte der Umsatz von 2009 bis 2012 um 48 % gesteigert werden und nähert sich stark der 2-Milliarden-Schwelle. Die Geräteverkäufe nahmen im gleichen Zeitraum um 68 % zu (10,8 Mio.), ebenso die Zahl der Mitarbeiter um 37 % auf aktuell 9.450. Mit der Fortführung der „Strategie 2020“ und den Geräten im neuen Gewand liegt Kärcher weiter auf Erfolgskurs und rechnet auch 2013 mit weiterem Wachstum. Dieter Väthröder