Fahrbericht Nissan Micra: Der süße Zwilling

30.09.2025 07:56 Uhr | Lesezeit: 2 min
Nissan hat den Micra zurück geholt
© Foto: Nissan

Mit dem Nissan Micra kehrt ein fast schon ikonischer Kleinwagen-Name auf die Autobühne zurück. Komplett neu eingekleidet, mit vollelektrischem Antrieb und der Technik des Konzernbruders Renault 5.

Fortsetzung folgt - das hat Nissan immer gesagt, wenn es sich um ihr ikonisches Stadtauto Micra handelte. Seit den frühen 1980er-Jahren steht der Japan-Mini für günstige Verlässlichkeit und eine gewisse Portion Charakter, Charme und Unbeschwertheit. Doch mit der Zeit verließ Nissan nicht nur der Mut, sondern auch das Fingerspitzengefühl für Form und Fantasie. Der Micra wurde zunehmend zur grauen Maus im Kleinwagensegment.  

Jetzt haben die Macher aus Yokohama ihre Frühform wieder entdeckt. In sechster Generation und nach über sechs Millionen verkauften Micras kommt der kleine Klassiker komplett neu eingekleidet, mit vollelektrischem E-Antrieb und zu Preisen ab knapp 28.000 Euro zu uns. Der Micra ist ab Anfang 2026 der Auftakt zu einer neuen E-Offensive von Nissan. Ihm folgen wird der neue Leaf, der vollelektrische Juke sowie ein komplett neues E-Auto im A-Segment.  

Elektrische Micra: Neues Statement

Der elektrische Micra ist alles andere als ein profanes, weiteres Fortsetzungsmodell. Nissan hat entschieden, aus dem vertrauten Namen wieder ein Statement zu machen. Zunächst ausschließlich für den europäischen Markt konzipiert, ist der Fünftürer mit seinen 3,97 Metern ein typischer Kleinwagen. Entworfen im Nissan Design Europe Studio in London zeigt sich der Micra moderner, charismatischer und selbstbewusster – abgeschmeckt mit einer schönen Prise Nostalgie. Oder wollen wir es Retrocharme nennen?  Diesen Charakterzug teilt er sich mit seinem Bandnachbarn Renault 5 E-Tech, der ebenfalls auf der Konzernplattform AmpR Small aufbaut und mit dem der Micra gemeinsam im französischen Werk ElectriCity in Douai produziert wird. Eine typische Win-Win-Gemeinschaft. Renault kann die Produktionskosten aufteilen und Nissan – derzeit finanziell nicht unbedingt auf Rosen gebettet – kommt günstig an eine anerkannt gute Elektro-Plattform.  

Enge Verwandtschaft zum Franzosen

Die enge Verwandtschaft zum Franzosen lässt sich bereits an der Silhouette mit den leicht ausgestellten Kotflügeln und der seitlichen Fensterlinie ablesen. Die Dachpartie wurde komplett vom R5 übernommen. Front und Heck des Micras sind hingegen völlig neu gestaltet und geben dem Japaner einen eigenständigen Charakter. Die scheinbar grinsende Micra-Front, mit niedlichen, aus LED-Streifen modellierten Kulleraugen, die zum Willkommensgruß einladend blinken, bedient dabei - wie der ewige Mini - das kindliche Klischee eines süßen Stadtmobils.  Wie passend für ein Auto aus dem Land des Lächelns. Auch am Heck formen die Lichtstreifen einen Kreis, verbunden durch eine waagerechte Leiste mit dem Firmennamen in großen Buchstaben. Wem es gefällt, bestellt sich den kompakten Fünftürer für 900 Euro extra im Zweifarben-Design mit schwarzem oder grauem Dach. Insgesamt gibt es 14 verschiedene Farbkombinationen. 

Im künftigen Leben des Micra spielt der R5 die alles entscheidende Rolle. Denn technisch sind beide absolute Zwillinge. Keine so schlechte Nachricht für den Micra, schließlich ist der R5 aktuell „Car oft he Year 2025“. Neben der optischen Differenzierung liegen die Unterschiede im Kleingedruckten: Beim Nissan gibt es vorerst nur zwei, statt drei Leistungsstufen und weil der Micra dem Wind etwas weniger Widerstand leistet, sind die Reichweiten geringfügig besser. Konkret bedeutet das: Der Micra parkt mit zwei unterschiedlich großen Lithium-Ionen-Batterien in den Preislisten.  


Nissan Micra

Nissan Micra Bildergalerie

Die Einstiegsversion "Engage" für 27.990 Euro hat einen 40 kWh-Akku, kommt mit 90 kW/122 PS und verspricht eine elektrische Reichweite von 317 Kilometern. Die größere 52 kWh-Batterie startet in der Ausstattungslinie "Advance" ab 29.990 Euro, ist immer 110 kW/150 PS stark und surrt damit laut Nissan bis zu 416 Kilometer weit.  An einer 11-kW-Wechselstrom-Ladestation (AC) braucht dieser rund 4,5 Stunden, um sich von 10 auf 100 Prozent aufzufrischen, der kleinere Akku ist eine Stunde schneller fertig. Das DC-Schnellladen wird mit 80 kW oder 100 kW bei der größeren Batterie erledigt, in beiden Fällen sind die Energiespender nach etwa 30 Minuten zu rund 80 Prozent gefüllt. Besonders praktisch und immer dabei ist die „Vehicle-to-Load-Technologie, also die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens zum Betreiben von Lautsprechern, E-Grills oder zum Auffüllen von Fahrrad-Akkus.  

So, die Zahlen sind im Kasten, Türen auf. Der Radstand von 2,54 Metern sorgt vorne für ordentlich Platz, größere Mitfahrer stoßen hinten allerdings mit Knien und Füßen schnell an ihre Grenzen. In den Kofferraum, bei dem man zunächst über eine üppige Ladekante stolpert, passen 326 Liter, mit umgeklappten Rücksitzlehnen sind es 1106. Optisch ist auch hier alles R5. Von den beiden digitalen Displays über die Anordnung des Cockpits samt Mittelkonsole, bis hin zum abgeflachten Lenkrad mit seinen überfordernden vier Lenkstockhebeln. Selbst die Graphiken übernimmt Nissan. Etwas mehr Wille zur Eigenständigkeit hätte dem Micra gutgestanden. Aber das kostet eben. So beschränken sich die Unterschiede auf Farben und Muster sowie die Art der Steppnähte.  

Zentrale Touch-Display

Je nach Ausstattung ist das zentrale Touch-Display sieben oder 10,1-Zoll groß, das Infotainment integriert Google-Dienste wie Google Maps, Google Assistant oder Google Play. Hier stehen im Menü allein 70 Apps zum Download zur Verfügung. Für fünf Jahre sind die Dienste kostenfrei. Apple CarPlay und Android Auto sind kabellos verfügbar. Natürlich fahren auch zahlreiche digitale Assistenten serienmäßig mit oder sind optional verfügbar, über eine Smartphone-App lässt sich der Micra vorklimatisieren, Ladevorgänge sind planbar, zur Basisausstattung zählen unter anderem eine Klimaautomatik, die Wärmepumpe oder der schlüssellose Smart-Key. 

Wie gut die Gene des Technikspenders sind, merkt man spätestens beim Fahren. Zunächst sind da die auffällig leisen Wind- Abrollgeräusche. Folge einer aufwendigen Dämmung, besonders auch in den Radkästen. Die Federung, irgendwo im angenehmen Bereich zwischen Komfort und Sport, wird den meisten gefallen. Ein Highlight in dieser Klasse ist dabei die Mehrlenker-Hinterachse, die den Micra bei schnellen Richtungswechseln stabil durch die Kurven führt und wellige Straßen souverän ausfedert, ohne nachzuschwingen. Das jederzeit prognostizierbare und verlässliche Handling des Micra ist bemerkenswert. Drei Fahrmodi stehen zur Wahl:  Komfort, Sport und Eco. Leistungsmäßig zählt die von uns gefahrene Topversion eher zu den Schwachstromern im Lande. Doch, weil Micra auf sein Gewicht achtet (rund 1,5 Tonnen), kommen die 110 kW/150 PS recht unbeschwert in Fahrt. Das reicht allemal, um ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern, das dem des Micra in nichts nachsteht. 

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