Rückblick 2025, Ausblick 2026: Elektromobilität im Übergang

23.12.2025 14:47 Uhr | Lesezeit: 2 min
VW ID.Polo Vorserie
Günstige Einstiegsmodelle wie der neue elektrische VW Polo sollen der E-Mobilität zum Durchbruch verhelfen.
© Foto: VW

Ein Rückblick ohne Durchbruch und ein offener Ausblick auf das Mobilitätsjahr: Die Elektromobilität kommt voran, doch Verbrenner bleiben präsent. Ob 2026 zum Wendepunkt wird, entscheidet sich auch an den politischen Rahmenbedingungen, meinen Experten aus Wissenschaft und Industrie.

Von Hanne Schweitzer

Zwischen ambitionierten politischen Zielen, hohen Investitionen der Industrie und einer weiter verhaltenen Nachfrage hat sich der deutsche Automarkt 2025 im Spannungsfeld der Transformation bewegt. Aus Sicht von Branchenexperten blieb der Durchbruch der Elektromobilität aus, auch wenn sich der Markt spürbar dynamisierte.

Die Marktentwicklung unterstreicht diese Einschätzung. Von Januar bis November wurden in Deutschland 490.368 rein elektrische Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Zuwachs von 41,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil lag mit 18,8 Prozent bei knapp jedem fünften Neuwagen, nachdem er 2024 noch bei 13,5 Prozent gelegen hatte. 


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Diese Entwicklung ordnet Professor Stefan Bratzel als Jahr der Bewegung, nicht der Zäsur ein. "Wir haben eine deutliche Dynamisierung und mittlerweile einen moderaten Markthochlauf. Die Technologie ist gesetzt, aber der Massenmarkt ist noch nicht erreicht", sagt der Leiter des Center of Automotive Management.

Auch aus Sicht des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) blieb der Durchbruch aus. "Wir erreichen noch immer nicht die CO2-Flottengrenzwerte", betont Imelda Labbé, Präsidentin des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), verweist aber zugleich darauf, dass Maßnahmen wie Steuervorteile, die Förderung sowie der Masterplan Infrastruktur und das Durchleitungsmodell dem Hochlauf Impulse geben könnten.

Elektroautos: "Nachfrage bleibt zurück"

"Die Nachfrage bleibt bislang hinter den Erwartungen und politischen Zielen zurück, auch weil die Rahmenbedingungen nicht ausreichend Schritt halten", sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Die Industrievertreterinnen sehen Defizite bei der Ladeinfrastruktur und hohe Kosten für öffentlichen Ladestrom als zentrale Hemmnisse. Auch die Automobilprofessoren Stefan Bratzel und Paolo Tumminelli verweisen auf strukturelle Bremsfaktoren, außerdem auf hohe Fahrzeugpreise sowie Unsicherheiten bei Restwerten und Nutzung.

Stark gewichtet wird von mehreren Seiten die politische Verunsicherung, die die Zurückhaltung der Verbraucher verstärkt. Bratzel sieht in der anhaltenden Debatte um das Verbrenner-Aus und mögliche Flexibilisierungen einen zentralen Belastungsfaktor für Kaufentscheidungen. "Der Vorschlag einer gewissen Flexibilisierung verstärkt die Unsicherheit der Verbraucher, ändert aber insgesamt wenig an der Marktrealität", sagt er.

VDIK-Präsidentin Imelda Labbé kritisiert in diesem Zusammenhang zusätzliche regulatorische Anforderungen aus Brüssel. "Die neuen Hürden, die die EU Kommission nun aufbaut mit Blick auf spezifische Flottenziele, europäische Fertigung, grünen Stahl und die Verwendung von E-Fuels, fördert den freien Wettbewerb nicht und ist realitätsfremd."

Hoffnung auf günstigen Elektroautos

Aus Sicht des VDA kann eine Anpassung der europäischen Vorgaben zwar grundsätzlich zur gewünschten Planungssicherheit beitragen. VDA-Präsidentin Hildegard Müller warnt jedoch davor, dass dieses Ziel bislang verfehlt werde. "Die EU hatte versprochen, sich die Realitäten anzuschauen, zu analysieren und darauf aufbauend Flexibilisierungen und Anpassungen vorzunehmen. Das ist nicht passiert – Brüssel enttäuscht mit seinem vorgelegten Entwurf."

Ein breiter Konsens besteht bei der Bedeutung günstiger Einstiegsmodelle. Bratzel sieht Fahrzeuge unterhalb der Preisschwelle von 25.000 Euro als entscheidenden Hebel für den Massenmarkt. Auch Labbé betont, dass bezahlbare Modelle der Elektromobilität Schwung verleihen könnten – allerdings nur, wenn Ladeinfrastruktur und Strompreise mitziehen. Professor Paolo Tumminelli stimmt dem Grundsatz zu, gewichtet die Bedeutung kompakter, stadttauglicher Fahrzeuge jedoch stärker und verweist auf die bislang fehlende Passung vieler Modelle zum privaten Nutzungsalltag.


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"China bleibt konsequent elektrisch"

Unterschiedlich fallen die Einschätzungen zur Rolle chinesischer Hersteller aus. Professor Tumminelli sieht chinesische Hersteller strategisch auf einen langfristigen Marktausbau ausgerichtet: "China bereitet sich langfristig auf die Eroberung der Westlichen Märkte vor. Nicht nur hinsichtlich des Produktdesigns und des Preis-Leistungsverhältnis setzen die chinesischen Hersteller neue Maßstäbe, sondern sie bauen zugleich auf User Experience und Kundenservice."

Auch Bratzel rechnet kurzfristig mit wachsenden Marktanteilen chinesischer Marken, insbesondere im E-Segment. Verstünden europäische Hersteller die Lockerung der europäischen Vorgaben als Einladung, wieder stärker auf Verbrenner zu setzen, drohe ein Zeitverlust bei der Elektromobilität, warnt Bratzel. "China bleibt konsequent elektrisch – das ist der eigentliche strategische Unterschied." Der VDA ordnet die Entwicklung zurückhaltender ein und betont die Bedeutung offener Märkte und gleicher Wettbewerbsbedingungen.

Leichte Erholung des Gesamtmarkts erwartet

Für das Jahr 2026 rechnen die Experten überwiegend mit einer leichten Erholung des Gesamtmarkts. "Für das kommende Jahr rechnen wir mit einem Anstieg der Neuzulassungen für E-Autos, wenn die Bundesregierung auf die vom VDIK geforderten Nachbesserungen am Förderrahmen eingeht", sagt Imelda Labbé.

Der VDA prognostiziert für 2026 rund 2,90 Millionen Pkw-Neuzulassungen und damit ein leichtes Plus. Für Elektro-Pkw (BEV) erwartet der Verband 693.000 Neuzulassungen, was einem Zuwachs von 30 Prozent entspräche – allerdings nur bei zügiger und transparenter Umsetzung der angekündigten Förderung. Andernfalls drohe ein Abwarten vieler Käufer. Hingegen meint Tumminelli: "Die nun beschlossene Prämienregelung ändert nichts. Nicht der Kauf, sondern die tatsächliche Nutzung von E-Fahrzeugen sollte gefördert werden."


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