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Fahrbericht Lamborghini Temerario: Der neue Spielkamerad

25.07.2025 09:58 Uhr | Lesezeit: 2 min
Lamborghinis neuer Supersportwagen Temerario zaubert aus durchschnittlichen Fahrern talentierte Racer.
© Foto: Lamborghini

Lamborghinis neuer Supersportwagen Temerario zaubert aus durchschnittlichen Fahrern talentierte Racer. Sein Paket aus hochkarätiger Renntechnik, Elektrifizierung und unbändiger Kraft machen süchtig. Eine legale Droge für wenige Glückliche, die es sich leisten können.

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Nucleus accumbens ist ein gefräßiges Monster. Das Belohnungssystem in unserem Gehirn braucht ständig neue Nahrung. Aber es ist auch spendabel. Wird es mit Rauschmitteln gefüttert, sendet es Botenstoffe aus, die zu Glücksgefühlen führt und uns motiviert, Handlungen zu wiederholen. Also, zurück ans Steuer des Temerario und noch eine Runde drehen auf dem Racekurs in Estoril. 

Okay, der Autor ist beim Schreiben dieser Zeilen zugegebenermaßen noch ein wenig berauscht und konzentriert sich deshalb zunächst auf die Fakten. Der Lamborghini Temerario, benannt nach einem spanischen Kampfstier, oder direkt übersetzt auch der Tollkühne, der Draufgänger, rollt in diesen Tagen in aller Ruhe als Nachfolger des Huracán aus den heiligen Hallen in Sant´Agata Bolognese. Dort hat man sich mit der Ablösung des erfolgreichsten Lambos der Geschichte Zeit gelassen und lässt sie sich auch bei der Produktion. Nur rund 25 Temerarios werden pro Tag gebaut, schon jetzt, ein knappes halbes Jahr vor Markteinführung, beträgt die Wartezeit gut 15 Monate. Bei einem Basispreis von 307.500 Euro.  

Temerario: 20 Zentimeter kürzer

Mit 4,71 Meter ist der Temerario etwa 20 Zentimeter kürzer als der große Bruder Revuelto. Aber auch graziler und in seiner Designsprache – obwohl sofort als Lambo zu erkennen – mehrheitsfähiger und nicht mehr so provozierend. Während der Revuelto seine Chefrolle mit einem aufwendigen Monocoque aus Carbonfasern untermauert, fährt der neue Einstiegs-Lambo mit einem ausgeklügelten Alu-Spaceframe-Chassi vor. Das besteht aus 50 Prozent weniger Teilen als noch beim Huracán, ist leichter und auch deutlich steifer, weil viel weniger Schweißnähte nötig waren. 

Den entscheidenden Paradigmenwechsel aber leistet sich Lamborghini beim Antrieb. Nach mehr als 20 Jahren hat der Zahn der nachhaltigen Zeit den grandiosen V10-Sauger des Huracán dem Scheiterhaufen der grünen Bewegung übergeben. Er wird ersetzt von einem komplett neu entwickelten, doppelt aufgeladenen Vierliter-V8, unterstützt von einem Ensemble aus insgesamt drei E-Motoren und einer 3,8 kWh starken, auch extern aufladbaren Batterie. Wir sprechen hier also von einem Plug-In-Hybriden. 


Lamborghini Temerario

Lamborghini Temerario Bildergalerie

Jeder E-Motor leistet 110 kW (Dauerleistung 60 kW), beim System-Urknall entladen sich 676 kW/920 PS auf alle vier Räder. Der Huracan musste noch mit 640 PS für Dopamin-Ausschüttung sorgen. Zwei der elektrischen Motoren sitzen an der Vorderachse, einer steckt zwischen Verbrenner und Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und fungiert dort als ein Art "Lückenfüller", indem er das Turboloch und dem V8 zum Ansprechverhalten und der Linearität eines V10-Saugers verhelfen soll. 

Kurzzeitig, genau genommen für elf Kilometer, kann sich der Temerario still und leise rein elektrisch aus dem Staub machen. Zur Gesamt-Performance steuert der Biturbo-V8 588 kW/800 PS bei. Für bessere Laufruhe hat Lamborghini unter anderem leichte, enorm stabile Pleuel aus Titan spendiert. So konditioniert, lässt sich neue Achter in groteske Drehzahlbereiche von über 10.000 Umdrehungen hochjubeln. Wenn andere Turbos schlappmachen, dreht der neue Motor erst richtig auf. Zwischen 9.200 und 9.700 Touren erreicht er ein Power-Plateau, auf dem für einige Sekunden "der Spaß erst richtig anfängt," wie Entwicklungschef Rouven Mohr mit leuchtenden Augen referiert.  

Elektrifizierte Vorderachse

Der heimliche Star im neuen Team ist für Mohr aber die elektrifizierte Vorderachse, bestehend aus zwei Axial-Elektromotoren mit intergeriertem Torque Vectoring für mehr Agilität und Stabilität in Kurven. „Sie ist der Dirigent des gesamten Orchesters“ so Mohr. Baugleich mit der Vorderachse im Revuelto ist sie im Temerario deutlich fahraktiver ausgelegt. Während die Drehmomentverteilung beim großen Bruder eher neutral und Richtung Allrad geht, ist sie beim Temerario tendenziell eher auf Heckantrieb konditioniert.  

"Der Temerario ist unser neuer Spielkamerad" sagt Entwicklungschef Rouven Mohr, "er will immer mehr ". In Zahlen ausgedrückt heißt das: Nach 2,7 Sekunden wird die 100 km/h-Marke pulverisiert, die Spitze liegt bei 343 km/h – das sind nahezu Werte eines Formel 1-Boliden. In einem Straßensportwagen! 

Das Ganze erleben privilegierte Glücksritter in einer zum Huracán spürbar luftigeren Umgebung, die nun auch Großgewachsenen humane Platzverhältnisse bietet, ihnen aber nicht erspart, sich in die nur 1,20 Meter flach Flunder akrobatisch einzufädeln. Vieles im Mikrokosmos Temerario kennen wir bereits vom Revuelto. Die Displays inklusive ihrer Graphiken, zwischen denen sich der Content von einem zum anderen Bildschirm swipen lässt, die Drehregler, den ikonischen Starterknopf unter roter Kappe. Vier unterschiedliche Sitze lassen sich konfigurieren, dazu drei Rad-Designs, über 400 Karosseriefarben und Sonderlackierungen, zig Carbonteile und unzählige Möglichkeiten zur Individualisierung.

Personalisierungsprogramm "AD Personam"

Neun von zehn Lambo-Kunden nutzen das Personalisierungsprogramm "AD Personam" zum Individualisieren ihrer Autos und zahlen durchschnittlich über 50.000 Euro dafür. Wem die Auswahl zu schwer fällt, bestellt direkt das Leichtgewicht-Paket „Alleggerita“, das den fahrfertig rund 1,9 Tonnen schweren Temerario mit einer Reihe von Leicht- und Aerodynamikelementen um bis zu 25 Kilo erleichtert. Preis der Diät: 41.500 Euro. 

Die Lambo-Philosophie „Feel like a pilot“ schießt dir beim Einstieg direkt in die Blutbahn. Wie gesagt, man sinkt tief, wenn man hier einsteigt. Das neue Lenkrad sieht aus, wie direkt von der Rennpiste verpflanzt. Links ein Rotor, mit dem sich 13! Fahrmodi anwählen lassen, jeder kann sich seinen Temerario so auf Taste legen, wie es für ihn passt. Erstmals bieten die Italiener einen Driftmodus an, mit dem auch Semibegabte in drei Stufen den kontrollierten Querverkehr erlernen können.

Gesamtpaket aus Renntechnik, Hybridisierung, Gänsehautsound und Kraft 

Das Gesamtpaket aus Renntechnik, Hybridisierung, Gänsehautsound und enormer Kraft führt zu einem Fahrerlebnis, das Drogenbeauftragte beunruhigen müsste. Es macht süchtig. Das besondere Talent dieses Hochleistungssportlers liegt nicht nur darin, dass er beschleunigt, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Das können andere auch. Ebenso die enorme Spreizung zwischen Alltagskomfort und Pisten-Performance kriegen Konkurrenten wie Porsche, Ferrari oder McLaren hin.  

Es ist vielmehr, dass der Temerario jeden gut aussehen lässt. Immer auf Linie, immer am Gas, immer kontrolliert. Obwohl das Auto schwer ist, fühlt es sich leicht an. Von den ganzen Regelsystemen, die den Boliden auf Kurs halten, von dem Vectoring, dem Brems- und ESC-Eingriffen, bekommt der Fahrer so gut wie nichts mit. Außer, dass der Bursche seine Balance hält. Kurve für Kurve, Runde für Runde. Als wenn jemand am Joystick Regie führt. Rein in die Kehren, Curbs räubern, Gasgeben und wieder raus. Der außergewöhnliche Grip der exklusiv entwickelten Sport-Reifen hilft natürlich enorm. Und auch die Bremsen, die zupacken wie Bud Spencer zu seinen besten Zeiten lassen das Selbstvertrauen Meter für Meter ein Stückchen mehr in den Himmel wachsen.  

Einige werden bedauern, dass der Temerario nicht mehr so ein respektloser Rabauke ist wie einst der Huracán. Für die meisten aber dürfte der stürmische Jungbulle die Traditionsmarke Lamborghini auf ein neues Level heben. Leider gilt das auch für den Preis. 


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