Vor zehn Jahren trug man der Tatsache Rechnung, dass sicherheitstechnische Funktionen zunehmend von Elektronik, Software und elektronischer Sensorik beeinflusst werden, die genauso wie mechanische Komponenten Verschleiß, Alterung und anderen Einflüssen unterliegen", sagt Harald Hahn, Vizepräsident des Bundesverbands der Hersteller und Importeure von Automobil-Service Ausrüstungen (ASA) und Leiter des ASA-Fachbereiches Diagnose. Damit stiegen aber auch die Anforderungen an die periodische Fahrzeugüberwachung. In Konsequenz wurde zum Juli 2012, mit dem Inkrafttreten der 47. Änderungsverordnung der straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften (insbesondere der StVZO), die Nutzung der elektronischen Fahrzeug-Schnittstelle zentraler Bestandteil für die Hauptuntersuchung (HU). Bereits im Vorfeld wurde daher die FSD (Fahrzeugsystemdaten GmbH) in Dresden, einem Non-Profit-Unternehmen aller Prüforganisationen unter Aufsicht des Bundesverkehrsministeriums, beauftragt, für einheitliche Prüfdaten und Prüfvorgaben zu sorgen. Sie werden entweder von den Fahrzeugherstellern geliefert beziehungsweise in enger Abstimmung mit dem Fahrzeughersteller erstellt (Benehmprozess). Gleichzeitig wurde für die neue HU von der FSD der sogenannte HU-Adapter entwickelt - ein elektronisches Werkzeug, das Daten aller sicherheitsrelevanten und im Fahrzeug verbauten Systeme auslesen kann.
OBD-Stecker als Schnittstelle
"Um die bei der Erstellung und auch späteren Bereitstellung der Daten entstehenden Kosten abzufangen, wird deshalb zurzeit von jeder HU ein Euro abgezweigt", ergänzt Harald Hahn hierzu noch. Der HU-Adapter nutzt als Datenschnittstelle den OBD-Stecker des Fahrzeugs. In einer ersten Ausbaustufe wird er seit dem 1. Juli bei der HU bei allen Prüforganisationen eingesetzt. Dabei wird mit dem HU-Adapter zurzeit lediglich eine Verbauprüfung der sicherheitsrelevanten Systeme durchgeführt. Gleichzeitig wird noch auf Grundlage der ebenfalls zum 1. Juli 2012 wirksam gewordenen Bremsenrichtlinie die Bremswirkungsprüfung anhand von Bezugswerten durchgeführt. Dabei nutzt der HU-Adapter eine zusammen mit dem ASA-Verband definierte Schnittstelle (sogenannter asa-livestream), um Daten zum Bremssystem mit dem Bremsenprüfstand austauschen zu können. Danach wird in der zweiten Ausbaustufe Funktion und Wirkung (zum Beispiel: Stellglieder lichttechnischer Einrichtungen) und in der dritten und letzten Ausbaustufe ihr Zustand (zum Beispiel System ready oder andere Daten) geprüft. "Der Einsatz des HU-Adapters erfolgt zudem für die verschiedenen Fahrzeugklassen zeitlich versetzt", erklärt Harald Hahn. "Gestartet wurde mit den Pkw-Klassen und den davon abgeleiteten Kleinst-Lkw. Dann werden die Nutzfahrzeuge der Klassen M2, M3 und N2 und N3 folgen. Den Abschluss bildet schließlich die Klasse O der Anhänger."
Da der HU-Adapter den Werkstätten nicht zur Verfügung steht, fragen sich viele Werkstattbetreiber in diesen Monaten zu Recht, wie sie das Fahrzeug des Kunden für eine HU qualitativ hochwertig vorbereiten können und was im Falle eines Nicht-Bestehens für die Wiedervorführung gemacht werden muss. Hier schwingen auch immer gleich die Fragen mit, ob klassische Mehrmarkentools Ähnliches oder Gleiches leisten können wie der HU-Adapter und woher letztlich die Daten für die Fahrzeuge komme.
Gesetzliche Grundlage
Hier verweist Harald Hahn auf die 47. Verordnung zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften und speziell auf die Anlage VIIIe, 3.3. Aus ihr geht deutlich hervor, dass "andere Stellen mit amtlicher Anerkennung, die ebenfalls zur Durchführung von HU und/oder SP anerkannt sind oder Untersuchungen nach der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6. Mai 2009 über die technische Überwachung der Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhänger (siehe: 2009/40/EG; ABL. L 141 vom 6. Juni 2009, S. 12), die durch die Richtlinie 2010/48/EU (siehe auch: ABL. L 173 vom 8. Juli 2010, S. 47) geändert worden ist, durchführen, die Vorgaben ebenfalls auf Anfrage zu einem nicht diskriminierenden Entgelt erhalten müssen."
Dies gilt in gleicher Weise auch für die Lieferung von Vorgaben an anerkannte Prüfstützpunkte zur Vorbereitung von Fahrzeugen auf erforderliche Nachuntersuchungen bei nichtbestandener HU. Harald Hahn verweist hier ausdrücklich darauf, dass dies die gesetzliche Grundlage für die Werkstatt ist, diese Daten nutzen zu können, ohne dass dafür zwingend der HU-Adapter verwendet werden muss.
Um jedoch das Problem nachhaltig in den Griff zu bekommen, arbeitet zurzeit der ASA-Verband in einem Arbeitskreis zusammen mit der FSD, dem ZDK und den Prüforganisationen an einer Lösung, wie die Werkstätten unter anderem über Mehrmarkentools Zugriff auf diese Daten bekommen können. Hierzu wurde zwar bereits in der Vergangenheit eine Lösung vorgestellt - sie muss jedoch noch in den nächsten Monaten mit allen beteiligten Organisationen weiter diskutiert und ausgearbeitet werden, bevor sie endgültig marktreif ist und umgesetzt werden kann.
In diesem Zusammenhang weist Harald Hahn, der auch Geschäftsführer der AVL Ditest GmbH in Fürth ist, auf einen aktuellen Test hin. Dieser hat bestätigt, dass Mehrmarkentools im Vergleich zum HU-Adapter in nichts nachstehen. "Ganz im Gegenteil - Mehrmarkentools haben in der Regel eine größere Abdeckung", sagt Harald Hahn. "Die Diagnosetiefe ist dabei so groß, dass auch eine detaillierte Fehlersuche mit anschließender Reparatur problemlos durchgeführt werden kann."
Verbesserte Qualität
Werkstattbetreiber können sich also beruhigt zurücklehnen und gelassen in die Zukunft blicken. Mit den derzeit verfügbaren Diagnose-Werkzeugen lassen sich Fahrzeuge qualitativ hochwertig auf die HU vorbereiten. Mit der demnächst zu erwartenden Freigabe beziehungsweise Zugriff auf die gleichen Daten, wie sie beim HU-Adapter verwendet werden, wird sich sogar zukünftig die Qualität der HU-Vorbereitung weiter steigern lassen.