Oldtimer-Studie: Ein Milliardenmarkt

05.10.2025 08:02 Uhr | Lesezeit: 3 min
Oldtimer sind in einem Showroom ausgestellt.
Ihre Liebe zum Fahrzeug lassen sich Oldtimerfans einiges kosten – das ist die gute Nachricht.
© Foto: Dietmar Winkler/asp

Eine Classic-Studie von Wolk & Nikolic bescheinigt dem Markt für Old- und Youngtimer auch künftig ein großes Marktpotenzial. Der Fachkräftemangel und teilweise schlechte Teileversorgung sind aber eine Herausforderung.

Der Markt für Young- und Oldtimer bleibt für Kfz- sowie K&L-Betriebe weiterhin interessant. Das Potenzial für entsprechend spezialisierte Werkstätten wächst in den kommenden Jahren. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie, die das Marktforschungsunternehmen Wolk & Nikolic zusammen mit den Verbänden VDA, VDIK, ZDK und weiteren Partnern der Automobilwirtschaft durchgeführt hat. Für die Studie hatten die Initiatoren insgesamt 2.254 Interviews mit Halterinnen und Haltern von Old- und Youngtimern durchgeführt. Im Rahmen einer Branchenbefragung flossen zudem die Antworten von 103 Autohäusern und Freien Werkstätten mit Classic Engagement ein sowie von 38 Branchenexperten, darunter Vertreter aus dem Handel sowie Kfz-Sachverständige.

Das gesamte Marktpotenzial für Oldtimer (Reparatur, Wartung, Karosserie/ Lack, Reifen) liegt bei ca. 3,5 Milliarden Euro. Hinzu kommen ca. 4,5 Milliarden Euro für den Bestand an Youngtimern. Durchschnittlich geben Halter von Oldtimern 2.200 Euro pro Jahr für Wartung, Reparatur Restaurierungsarbeiten und Karosserie & Lackarbeiten an ihren Fahrzeugen aus. Damit liegen die Ausgaben pro gefahrenen Kilometer bei Oldtimern über 90 Cent.

Auch wenn der Zuwachs bei den etwa 1,45 Millionen zugelassenen Oldtimern (Pkw 30 Jahre und älter) im letzten Jahr etwas geringer ausfällt, sei die Branche laut Wolk & Nikolic optimistisch: "Der Markt bleibt in den nächsten fünf bis sieben Jahren stabil und verändert sich weiter hin zu preiswerteren Volumenfahrzeugen. Die weitere Entwicklung ist auch abhängig von der politischen Debatte und der Teileversorgung", so Wolk & Nikolic-Geschäftsführer Zoran Nikolic.

Teile-Verfügbarkeit als Herausforderung

Die je nach Fabrikat teilweise sehr schlechte Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist eine große Herausforderung für Classic-Werkstätten. Dies gilt insbesondere für Elektronik- und Karosserieteile. Die Verfügbarkeit von Wartungsteilen sehen 87 Prozent der befragten Werkstätten aber weiterhin als gut oder sehr gut an. Die Teileverfügbarkeit ist stark abhängig vom Fabrikat: Die Marken Porsche, Mercedes, VW und BMW werden von den Werkstätten bezüglich der Teileversorgung mehrheitlich noch als gut oder sehr gut beurteilt.

Die Studie zeigt noch weitere Herausforderungen für die Branche. So sind Fahrzeughalter im Schnitt bereits über 60 Jahre alt. Es kommen aber auch jüngere Fans mit Autos der 1990er- und 2000er-Jahre nach. Dadurch wird die Szene jünger und digitaler. Aufmerksamkeit brauche in Zukunft das Thema Fachkräftemangel, wie die Befragung zeigt: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, muss vor allem der Wissenstransfer neu organisiert werden, ältere Betriebsinhaber müssen Unternehmensnachfolge und Know-how-Erhalt frühzeitig organisieren.


Drei Fragen an Markus Tappert, Leiter TÜV SÜD Serviceline ClassiC

asp: Wie entwickelt sich der Classic-Markt?

M. Tappert: Grundsätzlich ist der Oldtimermarkt ein additiver Markt und wächst weiter, die Zuwachsrate flacht aber ab. Die nächsten Jahre dürften spannend werden: Fahrzeugen der 1960er-Jahre und früher kommen vermehrt auf den Markt, da ihre Besitzer das Autofahren altersbedingt aufgeben werden, gleichzeitig interessiert sich der Nachwuchs für Klassiker der 1990er und Youngtimer aus den frühen 2000ern.

asp: Wie gravierend ist das Problem mangelnder Ersatzteilverfügbarkeit?

M.  Tappert: In erster Linie trifft es die Besitzer selbst. Im Rahmen der Hauptuntersuchung wird es aber auch für uns interessant. Wenn sicherheitsrelevante oder abgas- und geräuschrelevante Komponenten nicht mehr verfügbar sind, kann das dazu führen, dass ein Fahrzeug nicht mehr auf öffentlichen Straßen betrieben werden darf. Mit steigender Komplexität der Fahrzeuge ab Ende der 1980er-Jahre wird dieses Thema immer relevanter werden. Aktuell berichten uns bereits vereinzelt Kunden, dass selbst für Youngtimer wichtige Bauteile nicht mehr verfügbar sind. 

asp: Trifft der Fachkräftemangel, der laut Studie den Werkstätten zu schaffen macht, auch die ClassiC-Sparte von TÜV SÜD?

M. Tappert: Es wird auch bei uns eine der Herausforderungen werden, das Wissen unserer langgedienten Kollegen in die jüngeren Generationen zu transferieren. Wir bei TÜV SÜD Autoservice besitzen ein Netzwerk von engagierten Classic-Experten, darunter auch viele junge Kollegen, die oftmals selbst einen Klassiker in der Garage stehen haben. Darüber hinaus passen wir unser Aus- und Weiterbildungsprogramm stetig an und halten den Kontakt zu den Experten in der Szene.




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