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E-Fahrzeugwert: Batteriedaten sind der neue Kilometerstand

23.10.2023 10:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
.11. Allianz Autotag
11. Allianz Autotag mit Claudia Bechstein (l.) als neuer Moderatorin. Den thematischen Einstieg in die internationale Veranstaltung lieferten von Seiten der Allianz Versicherungs-AG (v.l.) AZT-Chef Christoph Lauterwasser, Vorstandsvorsitzender Frank Sommerfeld und Schadenvorständin Lucie Bakker.
© Foto: Presse + PR Pfauntsch

E-Fahrzeuge als große Unbekannte für einen Versicherer als Risikoträger. Die Allianz fordert deshalb ein Zertifikat über den Batteriezustand zur Ermittlung des Werts von Elektroautos, ein Frühwarnsystem zur Brandvermeidung sowie geeignete Diagnose- und Reparaturlösungen für Hochvoltbatterien, um Schadenkosten zu senken und ein Recycling zu erleichtern.

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Die E-Auto-Batterie bestimmt künftig den Wert eines Fahrzeugs wie früher die Kilometerlaufleistung – gesicherte Aussagen über den Zustand des Akkus können Autofahrerinnen und Autofahrer aber derzeit kaum treffen, da die Daten nicht auf dem Display angezeigt werden. Durch den neuen EU Data Act sollen diese und viele weitere Fahrzeugdaten auf Wunsch der Halterinnen und Halter bald schnell und einfach zur Verfügung stehen.

Welche Chancen das neue EU-Gesetz für Autobesitzerinnen und -besitzer, innovative digitale Unternehmen und auch der Verkehrssicherheit eröffnet, diskutierten Experten in der vergangenen Woche auf dem 11. Allianz Autotag im Allianz Zentrum für Technik (AZT) in Ismaning.

Je stärker der Akku, desto höher der Fahrzeugwert

Der Ersatz einer Batterie eines Elektrofahrzeugs kostet laut AZT-Chef Christoph Lauterwasser zwischen 13.000 und rund 46.000 Euro – "sie ist damit die teuerste Komponente des elektrischen Antriebs". Ihr Zustand bestimme über die Alltagstauglichkeit und den Wert eines Fahrzeugs. "Bei Elektrofahrzeugen sind die Batteriedaten der neue Kilometerstand. Negative Einflüsse auf den Akku können schnell zu einem gesteigerten Kapazitätsverlust von bis zu 20 Prozent führen“, ergänzte Frank Sommerfeld, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG. Langfristig führe dies zu einem "deutlich erhöhten Wertverlust des Fahrzeugs". Dieser könne je nach Hersteller und Modell bis zu 25 Prozent betragen, in Einzelfällen auch darüber.

Aus einer Vielzahl von Untersuchungen und Langzeit-Tests wisse man heute, dass sich beispielsweise zu häufiges Schnellladen, lange Standzeiten, hohe Umgebungstemperaturen, ein zu niedriger Ladezustand sowie das Nichteinhalten der Ladeempfehlung zwischen 10 und 80 Prozent ungünstig auswirken. Werde ein Fahrzeug zudem in das Stromnetz integriert (Car2Grid) und erfahre damit zusätzliche Lade- und Entladezyklen, "hat das ebenfalls Einfluss auf die Lebensdauer, ohne dass das Fahrzeug bewegt wird", so Lauterwasser.

Unklarer Batteriezustand hemmt GW-Markt für E-Autos

Beim Fahrzeugverkauf kann die Unsicherheit über den Zustand der Batterie ein erhebliches Hindernis für einen werthaltigen Verkauf darstellen. Sommerfeld wörtlich: "Auch weil die so wichtigen Batteriedaten häufig fehlen, kommt der Gebrauchtmarkt für E-Fahrzeuge nicht in Schwung. Den genauen Zustand und damit auch den Wert der Batterie zu kennen, ist wichtig für alle, die ein Elektrofahrzeug kaufen oder verkaufen möchten." Die Allianz fordere deshalb beim Verkauf oder Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs die Bereitstellung geeigneter Batteriedaten zur Vorlage eines unabhängigen Zertifikats über den Zustand der Batterie. "Nur damit lässt sich sicherstellen, dass in Zukunft der Gebrauchtwagenhandel datenbasiert und korrekt abwickelt werden kann“, so Sommerfeld.

Das Gleiche gilt laut Lucie Bakker für die Abwicklung von Unfallschäden. Die Schaden-Vorständin der Allianz Versicherungs-AG ist davon überzeugt, dass "nur ein kontinuierliches Monitoring den Nutzerinnen und Nutzern eine laufende Transparenz zum Zustand der Batterie ermöglichen" könne. Sollte die Batterie bei einem Unfall schwer beschädigt worden sein, könne eine Zustandsermittlung und damit der Nachweis über den korrekten Zeitwert geführt werden. Dies gelte insbesondere dann, wenn aufgrund der Beschädigung eine Diagnose des Batteriezustands nicht mehr durchführbar ist. Bakker: "Sollen im Sinne der Nachhaltigkeit zum Beispiel einzelne Batteriemodule noch weiter verwendbar bleiben, müssen deren Lebensdauerverbrauch und deren chemische Zusammensetzung bekannt sein."

Einfacher Zugriff auf Batteriedaten gefordert

Die künftigen Regularien des EU Data Acts ermöglichen es, "dass unsere Kundinnen und Kunden auf die von ihnen erzeugten Daten einfach zugreifen können. Dies wird künftig die Schadenbeurteilung, insbesondere die Schadenanalyse bei Akkus, deutlich verbessern", sind Bakker, Lauterwasser und Sommerfeld überzeugt. Ein idealer Prozess zur Schadenbewertung sei auch die Kombination von mechanischer Analyse des Batteriegehäuses und elektronischer Diagnose des Batteriezustands. Durch die Diagnose und damit verbundene Reparaturoption bei Batterien entstünden nämlich "wesentliche Vorteile für die Kundinnen und Kunden – sowohl im Sinne der Reparaturkostenreduktion und verbesserter Typklassen, als auch der Nachhaltigkeit der Produkte über den Lebenszyklus des Fahrzeugs hinweg". Frank Sommerfeld forderte daher für die Allianz unmissverständlich, "dass die wesentlichen Fahrzeugdaten für die Batteriediagnose, Zeitwertbestimmung und Batterieprognosemodelle durch die Fahrzeughersteller kontinuierlich bereitgestellt werden“.

Frühwarnsystem bei Brandrisiken

Durch geeignete Sensoren, die beispielsweise CO2 und Wasserstoff erkennen, sowie eine geeignete Datenanalyse könnte künftig im bordeigenen System der Batteriezustand laufend überwacht werden, so die Verantwortlichen des Münchner Versicherers auf dem Autotag in Ismaning. Dies ermögliche Elektrofahrzeugen – analog zum eCall –, Insassen bzw. Halter frühzeitig vor potenziellen Brandrisiken zu warnen. "Ein insbesondere für die Schadenprävention großer Vorteil, da potenziell schadhafte Zellen frühzeitig erkannt werden können. Aber auch nach einem Verkehrsunfall führt eine solche Überwachung zu Verbesserungen, zum Beispiel beim Einsatz der Feuerwehr oder Rettungsdienste, beim Abschleppen, Abstellen oder in der Obhut der Werkstätten“, sagte Sommerfeld. Als Grundvoraussetzung für solche Warnsysteme sind seiner Ansicht nach deshalb künftig "internationale, einheitliche Standards für die bereitgestellte Information, Datenübertragung und geeignete Reaktionen sowie Regularien für die Verantwortung der Datenübertragung" zu schaffen.

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