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Blasmusik

14.08.2008 12:02 Uhr

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Abgasanlagen

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asp befragte die Hersteller von Tuning-Abgasanlagen nach ihren Produkten, deren Marken- und Baureihenbezug, ihren Vertriebsschienen, Marketingunterstützungen für Werkstätten und Autohäuser sowie nach konkreten Ansprechpartnern.

Die Aussichten für die Kfz-Branche sind düster: Spritpreis hoch, Kon-junktur lahm, politische Entscheidungen lobbygesteuert und von kurzer Halbwertzeit, Neuwagenabsatz an Pri-vatkunden nicht der Rede wert, auch bei Reparatur und Service wird kräftig ge-spart. Andererseits ist die Branche seit vielen Jahren großen Kummer gewohnt. Das Stichwort lautet Umsatzrendite.

Ebenfalls seit Jahren vermeldet der Tunerverband VDAT stets neue Rekorde beim Gesamtumsatz der Teilbranche. Wie passen diese Extreme zusammen?

Anachronistisches Betätigungsfeld

Zur Erklärung dieses Phänomens müsste vermutlich ein Psychologe herangezogen werden, doch die menschliche Psyche ist nicht Thema dieses Fachmagazins. Statt dessen Informationen und Tipps zu einem Betätigungsfeld, das in mehrerlei Hinsicht anachronistisch wirkt. Anachronistisch, weil es sowohl bei der Fertigung als auch beim Einbau noch um echte Handwerksleistungen geht. Und anachronistisch, weil Spritverbrauch und CO2-Emission The-men der Stunde sind. Anders formuliert: Wenn schon teurer Sprit zu CO2 verbrannt und als Abgas in die Umwelt geblasen wird, dann mit Stil durch einzeln angefertigte und angepasste Edelstahl-Abgasanlagen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die Rede ist von Tuning-Abgasanlagen.

Wobei auch Stil relativ ist. In der Rea-lität deutscher Landstraßen und Auto-bahnen reicht das Spektrum vom aufgesetzten Endrohr im Ofenrohr-Design bis zum extremen Understatement in Form von Anlagen, die vom Fächerkrümmer bis zum dezenten Doppelendrohr aus handgeformtem Edelstahl bestehen. Die folgende Übersicht widmet sich Letzteren.

Das Geschäft mit Tuning-Abgasanlagen muss seit Jahren ein sehr erfolgreiches sein. Anders sind die Vielzahl solcher An-lagen, selbst unter Kleinwagen aus koreanischer Produktion, und die gewachsene Zahl ihrer Hersteller nicht zu erklären.

asp befragte die Hersteller nach ihren Produkten, deren Marken- und Baureihenbezug, ihren Vetriebsschienen und Marketingunterstützungen für Werkstätten und Autohäuser sowie nach konkreten Ansprechpartnern für ebensolche Fragen. Heraus kam eine Übersicht, die vermutlich nicht vollständig ist, jedoch Überraschungen beinhaltet (vgl. Tabelle Seite 12). Überraschung Nummer eins: Etablierte Abgasanlagenspezialisten wie Bosal, Eberspächer und Tenneco (Walker) haben diesbezüglich so gut wie nichts zu bieten. Ralf Meisel, Leiter Marketing und Pro-duktmanagement bei Bosal Deutschland, fasste die Situation quasi stellvertretend für seine Kollegen der anderen Großserienhersteller wie folgt zusammen:

Gänzlich andere Vertriebswege

"Bosal hat diese Sparte – ihrerzeit Top Sport genannt – Ende der 1990er Jahre komplett eingestellt. Die Vertriebswege sind gänzlich andere, so dass es für uns kein lohnendes Geschäft mehr war. Eher etwas für Spezialisten, weniger für Bosal, wo man auf die Großserienfertigung ein-gestellt ist." Lediglich HJS ist auch in diesem Geschäftsfeld tätig, allerdings mit stark eingeschränkter Zielgruppe: "Wir fertigen nur Sonderserien für Hersteller, Importeure und Tuner, beispielsweise für den neuen Artega sowie für Suzuki Swift und Mitsubishi Rallisport Evo X", erklärt der Leiter Motorsport & Tuning bei HJS Fahrzeugtechnik, Klaus Osterhaus.

Dominanz der Manufakturen

Sieht man von Namen wie Dr. Höhn (Bosi, Bosima), Jetex, Remus und Sebring ab, dominieren Manufakturen das Geschäft mit Tuning-Abgasanlagen, gut zu erkennen in der tabellarischen Zusammenfassung. Deren Namen lauten u. a. ATJ (Fox), Bastuck, Burdinski und DW.

Unternehmensgröße und Angebotsspektrum scheinen bei diesen Firmen im umgekehrt proportionalen Verhältnis zu stehen. So antwortete Mathias Burdinski auf die Frage, für welche Marken und Baureihen Tuning-Abgasanlagen ange-boten werden: "Eigentlich für alle Marken auf unserem Planeten. Wir bauen Anlagen vom kleinsten Motorrad über normale Pkw bis hin zu Lkw. Nebenbei Anlagen für Ultraleichtflugzeuge und so genannte Airtrikes. Das derzeit am stärksten wachsende Segment sind übrigens Pickups."

Auch scheint man zu wissen, was man Kunden schuldig ist. Marlene Meyer von ATJ Autotechnik auf die Frage nach Ver-marktungsunterstützung für Werkstätten und Autohäuser: "Für spezielle Wünsche haben wir immer ein offenes Ohr."

Mitunter ergeben sich auch sonderbare Spezialisierungs-Kombinationen. Rainer Bastuck, zunächst fokusiert auf Anlagen für Klassiker von Austin Healey, Jaguar, MG, Triumph und Volvo, beliefert den Honda Civic Cup und ist Partner von ADAC Procar Serie und DMV Touren-wagen Meisterschaft 2008.

Dass das Geschäft mit hochwertigen Tu-ning-Abgasanlagen auch Platz für engagierte Werkstätten und Autohäuser bietet, zeigt das Beispiel Burdinski: "Momentan läuft der Vertrieb ausschließlich direkt, weil es sich stets um Einzelanfertigungen handelt. Aber immer mehr Kfz-Betriebe beraten Kunden vorab und vermitteln sie dann an uns weiter", so Mathias Burdinski auf die Frage nach den Vertriebswegen.

Käufern von Tuning-Abgasanlagen geht es heute vor allem um die Optik und den Klang ihres Autos, um den "Musikwunsch", wie es Dieter Weiß von DW formuliert. Reduzierung des Abgasgegendrucks, also Leistungssteigerung, spielt aufgrund der Qualität der Serienanlagen kaum noch eine Rolle, ist bestenfalls ein gern mitgenommener Neben-effekt. Hier hat der Chip die Abgasanlage abgelöst. Allerdings muss man nach wie vor darauf achten, den Abgasgegendruck nicht aus Versehen oder Unwissen zu erhöhen. Was müssen Hersteller von Tuning-Abgasanlagen noch beachten? Die Antwort kommt von Johann Meyer vom TÜV Süd: "Austausch-Schalldämpfer be-einflussen das Emissionsverhalten eines Kfz. Deshalb ist der Nachweis des Abgas- und Geräuschverhaltens des Schalldämpfers zu erbringen und zu belegen, dass sich dieses durch einen Umbau gegenüber den in der Typgenehmigung des Fahrzeugs fixierten Werten nicht verschlechtert. Da-rüber hinaus ist auf die feste und sichere Befestigung des Schalldämpfers sowie auf Berührungen und ausreichenden Abstand zu temperaturempfindlichen Bauteilen wie Kraftstoff-, Brems- und elektrischen Leitungen zu achten." Ist das wirklich alles? Genau genommen nicht. Abgas-anlagen sind intensiven Schwingungen ausgesetzt, die aus der Drehungleichförmigkeit eines Verbrennungsmotors, der pulsierenden Bewegung seines Abgases und Fahrbahnunebenheiten resultieren.

Schwingungsbruch-Risiko

Hersteller von Serien-Abgasanlagen un-ternehmen hierzu langwierige Testreihen auf eigens entwickelten Prüfständen, die Hersteller von Tuning-Abgasanlagen mit ihren bescheidenen Mitteln nicht nachvollziehen können. Hieraus resultiert ein gewisses Schwingungsbruch-Risiko, das Inhaber und Werkstattprofis interessierter Betriebe im Hinterkopf behalten sollten.

Nach der EU-Regelung 70/157/EWG und in der Folge 92/97/EWG gilt für Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit höchstens neun Sitzplätzen einschließlich Fahrersitz ein Geräuschgrenzwert von 74 dB (A). Ausnahme: Bei Fahrzeugen mit direkt einspritzendem Dieselmotor dürfen es 75 dB (A) sein. Auch das ist zu beachten.

Prüfpunkte während der HU

Für Werkstätten und Autohäuser bedeu-tet ein Engagement im Bereich Tuning-Abgasanlagen auch regelmäßigen spezifischen Kundenkontakt. Spätestens im Zwei-Jahres-Turnus, nämlich dann, wenn die HU fällig wird. Die Prüfingenieure des TÜV achten Johann Meyer zufolge bei Tuning-Abgasanlagen auf diese Punkte, die von den Betrieben im Vorfeld der HU geprüft werden sollten:

korrekte Ausführung aller verbauten Schalldämpfer

Dichtheit der gesamten Abgasanlage

ausreichende Aufhängung der Anlage

eventuelle Beschädigungen der Abgasanlage

Geräuschentwicklung und

Zulässigkeit der Anlage, zu erkennen am Eintrag in die Fahrzeugpapiere oder an einem mitzuführenden Nachweis.

Den letzten Punkt konkretisiert Johann Meyer wie folgt: "Zur Umrüstung/zum Tuning ist ein Prüfzeugnis erforderlich. Das kann eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE), eine EG-Typgenehmigung, ein Teilegutachten oder in ganz besonderen Fällen, beispielsweise für ein Einzelfahrzeug, auch eine Einzelprüfung sein. Eine gute und auch kostengünstige Lösung zum Vertrieb von Austausch-Schalldämpfern ist der Nachweis der Vorschriftsmäßigkeit über ein Teilegutachten."

Vermutlich wird der VDAT auch für 2008 wieder einen Rekordumsatz melden. Ein guter Teil davon stammt vom Verkauf von Tuning-Abgasanlagen. Peter Diehl

Hersteller von Tuning-Abgasanlagen*

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