60 Jahre Original Austausch Teile von VW
Aus der Not machte Volkswagen (VW) nach dem zweiten Weltkrieg eine Tugend: Der Rohstoffengpass veranlasste VW 1947, Altteile wieder aufzubereiten. Bis heute wurden am Standort des VW-Original Teile Centers (OTC) in Nordhessen 7,8 Millionen Motoren, 2,5 Millionen Getriebe und 78 Millionen Komponenten aufbereitet.
Dass sich aufbereitete Altteile gro-ßer Beliebtheit erfreuen, ist kein Wunder, denn die Original Austausch Teile sind rund 40 bis 50 Prozent günstiger als Neuteile, aber ebenfalls mit einer zweijährigen Garantie versehen. So sind die industriell aufgearbeiteten Altteile eine preisgünstige und umweltschonende Alternative. Der allein durch die Motorenaufbereitung eingesparte Stahl würde laut VW ausreichen, um Paris mit 50 weiteren Eiffeltürmen auszustatten. Zudem wurden laut Fahrzeughersteller 595.000 Tonnen weniger CO2 erzeugt. Weltweit sind aktuell 71 Millionen Autos unterwegs, die unter dem Dach der Volkswagen AG entstanden sind. Die Volkswagen-Gruppe verspricht, all diese Fahrzeuge für mindestens 15 Jahre nach dem jeweiligen Produktionsauslauf mit Teilen zu versorgen, um die Fahrbereitschaft der Autos sicherzustellen. 2009 erzielte der VW-Konzern allein mit Austausch Teilen einen Umsatz von über 600 Millionen Euro, rund 13,3 Prozent (15.500 Teile) des gesamten Original Teile Umsatzes (4,52 Milliarden Euro). 20.000 VW-Betriebe bzw. Servicepartner werden weltweit über das Vertriebsnetz mit Original Teilen bzw. aufbereiteten Altteilen bedient. Rund 13 Prozent der Teile gelangen über diese Partner zu freien Werkstätten. Das zweite Leben der Altteile, beispielsweise eines Motors, beginnt mit dem Ende des ersten. Streikt irgendwo auf der Welt ein Benzin-, Erdgas- oder Dieselmotor, beginnt die Prozesskette: Der defekte Motor wird an die VW AG zurückgeschickt und so Teil des Austauschprogramms. Nur der Kunde, der ein Altteil seines Audi, Seat, Skoda, VW oder VW Nutzfahrzeug bei einer Kfz-Werkstatt ausbauen lässt, hat Anspruch auf ein Original Austausch Teil. So funktioniert der Kreislauf der Teile, die ihren Weg über ein zentrales Altteile-Depot in Würzburg nach Kassel gehen – ob von Berlin aus oder aus New York.
Um aus Alt ein perfektes Neu zu machen, betreibt die Volkswagen AG in Kassel ein ganzes Werk. Mit dem Know- how aus sechs Jahrzehnten in diesem Metier entscheiden sich die Verantwortlichen im Jahr 2007 in Kassel eigens ein komplettes Werk so umzugestalten, wie es die perfekte Herstellung von Original Austausch Teilen erforderlich macht. Auf einer Hallenfläche von rund 44.000 Quadratmetern wird in Kassel u. a. ausgedienten Motorenteilen neues Leben eingehaucht. Rund 42.000 Motoren in mehr als 400 Varianten entstehen hier pro Jahr. Hinzu kommen etwa 51.000 separate Zylinderköpfe.
Demontage und Reinigung
Im ersten Schritt werden alle Motoren zerlegt. Bock und Kopf werden getrennt, Kolben, Pleuel, Ventile, Kurbel- und Nockenwellen ausgebaut. Gleichzeitig findet eine Sichtkontrolle auf Schäden statt. Nicht jedes Teil ist für eine Aufbereitung noch geeignet. Besonders robust zeigen sich Dauerläufer wie Ventile oder Nockenwellen, die zu rund 60 Prozent aufbereitet werden können. Die Wiederverwendungsquote der Kurbelwelle beträgt rund 80 Prozent
Teile, die aussortiert werden, werden eingeschmolzen. Die anderen werden sortiert und in einer speziellen Waschmaschine von Fett, Ruß und Schmutz befreit. Rund 8.000 Komponenten werden täglich hier maschinell gereinigt. Rückstände, die sich so nicht entfernen lassen, werden zusätzlich manuell behandelt.
Aufbereitung
Im nächsten Schritt beginnt die Aufbereitung der Einzelteile. Das bedeutet, dass die Altteile nicht einfach repariert werden. Im Gegensatz zum herkömmlichen reparierten Motor sind Original Austausch Teile neuwertig, wurde jüngst auf einer Pressekonferenz in Baunatal bekräftigt. Für die Aufbereitung wurden laut VW Hightechverfahren entwickelt, die manches Altteil in der Prozesskette besser machen, als es zum Zeitpunkt seiner Produktion gewesen ist. Denn neueste Erkenntnisse aus Entwicklung und Forschung fließen laut Fahrzeughersteller direkt in die Aufbereitung ein.
So gehen beispielsweise Zylinderkurbelgehäuse vor der eigentlichen Montage der Motoren noch einmal auf Reisen. Im rund 160 Kilometer entfernt gelegenen Plasma-Beschichtungszentrum im VW Motorenwerk Salzgitter werden die Zylinderlaufbahnen der Austauschmotoren in einem patentierten Verfahren nach dem Bearbeiten der Dichtflächen sowie Sandstrahlen und Druckluftreinigen der Laufflächen plasmabeschichtet. Die Zylinderlaufbahnen können dank der Beschich-tung wieder Kolben im Originalmaß aufnehmen – im Gegensatz zu lediglich überholten, aufgebohrten Motoren. Genereller Hintergrund für alle Kurbelgehäuse: Die reibungsreduzierende Plasmabeschichtung – eine Technologie aus der Neuteilefertigung – führt zu einem verminderten Kraftstoff- und Ölverbrauch.
Auch Zylinderköpfe werden in Kassel aufbereitet: Zuerst wird die Zylinderkopffläche per Fräsen optimiert. In einem weiteren Arbeitsschritt werden die Ventilsitzflächen gefräst und mittels der 3D-Vermessung überprüft. Abschließend werden die Zylinderköpfe untersucht und eventuelle Haarrisse in den Stegen zwischen den Ventilführungen via speziellem Schweißverfahren beseitigt. Die Materialfestigkeit des Kopfes liegt deshalb mitunter über der des ehemaligen Neuteils.
Endmontage
Durch die Endmontage entsteht das zweite Leben als Original Austausch Teil. In Kassel werden die Motoren von Hand und komplett von einem Mitarbeiter montiert. Ein kleiner Motoraufkleber weist den Namen und das Datum der Montage auf.Jeder neu aufgebaute Austauschmotor wird anschließend auf einem Prüfstand komplett getestet. Wenn alle Leistungs- und Eigenschaftswerte via Testprogramm in Ordnung sind, verlassen die Motoren das Kasseler Werk in Richtung Service-Werkstatt.
Nicht nur Motoren, sondern auch weitere technische Bauteile der Konzernmarken werden als Original Austausch Teile vertrieben, insgesamt 15.568 Teile aus 63 Produktgruppen. Die Original Austausch Teile sind von einem Neuteil weder optisch noch in Hinblick auf die Eigenschaften zu unterscheiden, betont man bei VW auch durch die zwei Jahre Garantie auf beides. Die Teilenummer verrät indes, welches ein Original Austausch Teil ist: Es weist an der elften Stelle der Nummer ein x auf. Claudia Kreller
Vertrieb Original Teile 2009
Auf einen Blick
Weltweite Versorgung mit Original Teilen in mehr als 170 Ländern
Gesamtlagerfläche (inkl. Außenläger): 1.056.000 m²
Teilepositionen: 406.000
Auftragspositionen pro Jahr: 24 Mio.
Tägliche Liefermenge: 1.600 Tonnen
Versorgungszeitraum für Fahrbereitschaftsteile von 15 Jahren
Sicherstellung des Teileservice innerhalb von 24 Stunden für Deutschland und alle Export-Volumenmärkte