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16.12.2011 12:02 Uhr

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Duales Studium

Um den dringend benötigten Nachwuchsbedarf zu sichern, müssen sich Unternehmen kreative Lösungen einfallen lassen. Eine gute Möglichkeit ist das „Duale Studium“. Dabei finanzieren Unternehmen das Studium talentierter Serviceprofis.

Die Zeiten der Bewerberschwemme sind vorbei. Unternehmen befinden sich heute in erbittertem Wettstreit um gute Nachwuchskräfte. Auch in der Kfz-Branche, obgleich diese vor allem für junge Männer immer noch Magnetwirkung entfaltet. Wohl also den Unternehmen, die Technik-Profis mit vorteilhaften Angeboten für sich interessieren und an sich binden können. Eine gute Möglichkeit ist das so genannte „Duale Studium“: Darunter sind Studienangebote zu verstehen, die Hochschulstudium und Ausbildung im Unternehmen verbinden. Dabei bezuschusst ein Unternehmen beispielsweise Kfz-Meister bzw. Kfz-Mechatroniker mit Berufserfahrung und Hochschulzugangsberechtigung während des Studiums. Der Grund: Einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey zufolge fehlen in Deutschland bis 2025 fast 2,5 Millionen Akademiker für anspruchsvolle technische und/oder betriebswirtschaftliche Aufgabengebiete. Ein Unternehmen, das auf den motivierten Nachwuchs zugeht, ist z.B. die TÜV Süd Auto Service GmbH. Wer als Prüfingenieur oder Sachverständiger bei der Prüforganisation arbeiten will, hat die Möglichkeit, sich zu bewerben.

Das Unternehmen arbeitet mit verschiedenen Fachhochschulen in Bayern und Dualen Hochschulen in Baden-Würt-temberg zusammen: In Landshut, Ulm, Nürnberg, der dualen Hochschule Stutt-gart (Campus Horb) sowie Karlsruhe sind derzeit 90 Studenten eingeschrieben. Die Auserwählten haben einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Während der dreijährigen Weiterbildung zum Bachelor of Engineering mit der Vertiefungsrichtung Fahrzeugtechnik (Ulm), Kfz-Prüftechnik (Horb) und Automobil- und Nutzfahrzeugtechnik (Landshut) erhalten die TÜV-Mitarbeiter ein monatliches Stipendium von 650 Euro (zu Studienbeginn) bis 900 Euro (im dritten Jahr) sowie einen Zuschuss zu den jeweiligen Studiengebühren von rund 350 bis 450 Euro, erklärte Reinhold Malassa, der beim TÜV Süd für die Betreuung der Hochschulausbildung zuständig ist.

Weiterbildung im Service-Center

Das Angebot gibt es seit zwölf Jahren. 1999 startete die Kooperation mit der Berufs-akademie Horb, dem Vorgänger-Bildungsinstitut der jetzigen Dualen Hochschule. Insgesamt durchliefen das Programm bislang 95 Kfz-Fachleute. Für Absolventen ist die Weiterbildung nach der erfolgreichen Bachelorarbeit jedoch nicht vorbei – in einem Service-Center des TÜV Süd folgt die Fachausbildung zum „Amtlich anerkannten Sachverständigen“, die rund ein Jahr dauert, bzw. die zum Prüfingenieur mit einer Dauer von etwa 8 Monaten. Angebot und Nachfrage entwickeln sich den Zahlen zufolge positiv. Der TÜV Süd hat die anfängliche Zusammenarbeit mit Horb durch Studienmöglichkeiten an weiteren Orten für eine wachsende Anzahl von Interessenten ergänzt. Diese Möglichkeit der Talentfindung machte auch in anderen Firmen Schule. Und auch der potenzielle Nachwuchs zeigt sich zunehmend interessiert: Während bayernweit im Wintersemester 2008/2009 insgesamt 1.756 Hochschüler auf diese Art akademisches Studium und betriebliche Praxis kombinierten, waren es Anfang 2010 bereits 3.350. Ungleich höher ist die Zahl in Baden-Württemberg, was aber teilweise an der Tradition im Südwesten liegt. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) zählt zu Beginn des aktuellen Wintersemesters an allen acht Standorten mehr als 28.000 Hochschüler. Zur Gründung im Jahr 2009 studierten den Angaben zufolge 25.000 Akademiker an der DHBW.

Einer von ihnen war Michael Schütz. Dank Kfz-Meisterbrief absolvierte der zuvor in einem VW-Markenbetrieb Angestellte ein Studium in Horb. Seit kurzem ist er im Besitz einer Bachelor-Urkunde und hat den Ausbildungsvertrag beim TÜV Süd gegen einen festen Arbeitsvertrag getauscht. Gegenwärtig durchläuft er beim Service-Center in Pforzheim die Ausbildung zum „Amtlich anerkannten Sachverständigen“.

Mittelfristige Perspektive

Warum aber sollte sich ein Kfz-Meister dies antun, warum sollte er Werkstattjob samt gutem Gehalt gegen Seminarraum und Ausbildungsgehalt eintauschen? Diesen scheinbaren Widerspruch entkräftet Schütz mit wenigen Sätzen: „Nicht jeder möchte Zeit seines Lebens als Werkstattmechaniker arbeiten.“ Dieser Beruf sei auf Dauer kräftezehrend. Obgleich noch jung an Jahren war ihm dies schnell klar. Also begab er sich auf die Suche nach Alternativen mit Aufstiegsmöglichkeiten und interessantem Arbeitsfeld. Er kannte die Tätigkeit der TÜV-Sachverständigen bzw. Prüfingenieure schon seit der Lehrzeit. Ihn reizten deren Wissensspektrum und auch die Verdienstmöglichkeiten. Der kurzfristige Verdienstverzicht aus der zu kündigenden Anstellung dürfte zwar viele Interessenten abhalten. Doch, so Schütz, hätten ihn die Karriereperspektiven beim TÜV gelockt. Zudem federten die kumulierten Einkünfte aus TÜV-Süd-Stipendium, Studiengebühr-Zuschuss sowie darüber hinaus die Bafög-Zuzahlungen den Lohnverzicht ab. Ein zweiter Aspekt wirkt aber ebenfalls auf den ersten Blick abschreckend: Das Anforderungsniveau an den Hochschulen ist immens. Bei allen Vorteilen, die studierende Kfz-Profis im technischen und praktischen Teil hätten, warnte Reinhold Malassa, in den ersten vier Semestern zählten die theoretischen Leistungen. Insbesondere in den Fächern Mathematik, Mechanik und Informatik. Und doch ist es auch für Leute aus der Praxis möglich. Man benötige Selbstdisziplin, Ehrgeiz und eine gute Lerngruppe, betonte Schütz. Martin Schachtner

▶ Duales Studium: Techniker, die hoch hinaus wollen, können studieren und dabei Geld verdienen

▶ Erfolgsmodell: Sowohl die Zahl der beteiligten Unternehmen, als auch die der Studierenden steigt stetig.

▶ Anforderungen: Praxiswissen reicht nicht, Hochschüler benötigen naturwissenschaftliche Kenntnisse

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