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Qualitätsprüfer

17.04.2009 12:02 Uhr

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Hauptuntersuchung

Die Überwachungsorganisationen in Deutschland haben einen gemeinsamen Verein zur Qualitätssicherung bei der technischen Fahrzeugprüfung gegründet. Horst Schneider, Mitbegründer des Vereins und Sprecher der Geschäftsführung bei TÜV SÜD Auto Service sprach mit uns über die Ziele des Vereins.

Wettbewerb belebt das Geschäft, sagt der Volksmund. Aber nicht immer hat diese Belebung nur positive Auswirkungen. Beispiel Verkehrssicherheit. Auch die regelmäßige technische Überwachung von Fahrzeugen unterliegt dem Wettbewerb und in dem gelten bisweilen knallharte Bedingungen. Zwar dient die hoheitliche Aufgabe der Fahrzeugüberwachung vor allem der Fahrzeug- und Verkehrssicherheit. Doch der wachsende Wettbewerbsdruck der Prüforganisationen untereinander führt zu einem gnadenlosen Kampf um die Kunden. Und die wissen die Situation bestens für ihre Zwecke zu nutzen, egal ob es sich um private oder gewerbliche Kunden handelt. Legendär sind beispielsweise die Geschichten von Autofahrern, die mit legalen und nicht ganz so legalen Ein- und Anbauten an ihren Fahrzeugen so lange von Prüforganisation zu Prüforganisation tingeln, bis sie den einen Prüfer finden, der ihnen die begehrte Plakette für ihr Fahrzeug gibt, auch wenn er dafür alle Augen zudrücken musste. Bei Werkstattunternehmern ist die Situation nicht anders. Geht es um Kundenfahrzeuge, die zur Hauptuntersuchung vorgeführt werden, kann der Blick des Prüfers mancher Werkstatt gar nicht streng genug sein. Jeder Mangel verspricht schließlich Folgeaufträge. Bei der Beurteilung des eigenen Gebrauchtwagenbestands wünschen sich dagegen viele Unternehmer aber größtmögliche Milde vom begutach-tenden Prüfer. „Die Hauptuntersuchung ist kein Akt der Beliebigkeit, sondern eine für den sicheren technischen Zustand der Fahrzeuge auf deutschen Straßen essentielle Untersuchung“, betont Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsleitung von TÜV SÜD Auto Service.

Prüfprozesse nicht einheitlich

Doch in dem Spannungsfeld zwischen Kundenerwartung und technischer Sicherheit nimmt der Druck auf die Prüfer zu, allzu große Zugeständnisse zu machen. „Es darf nicht passieren, dass von einem Prüfer festgestellter erheblicher Mangel bei einer anderen Prüforganisation als leichter Mangel eingestuft wird, und das Fahrzeug die Plakette erhält, die zuvor aus wichtigem technischem Grund noch verweigert wurde.“ Damit stellt man nicht nur die HU als solche in Frage, sondern macht sich und damit alle Prüforganisationen auf lange Sicht „erpressbar“, ist Horst Schneider überzeugt. „Es ist nicht im Interesse der Verkehrssicherheit und es kann auch nicht im Sinne der Kunden sein, wenn sich Prüforganisationen gegeneinander ausspielen lassen.“ Als Vorstandsmitglied des Deutschen Verkehrssicherheitsrates und Vizepräsident der Deutschen Verkehrswacht ist Schneider Experte, wenn es um die Verkehrssicherheit von Fahrzeugen geht. Schuld an den unterschiedlichen Bewertungen von Mängeln sind häufig aber auch die Prozessabläufe bei der Fahrzeuguntersuchung.

Verein prüft Qualität der HU-Prüfung

„Der Prozess, wie eine Hauptuntersuchung durchgeführt wird, ist nicht bei allen Prüforganisationen einheitlich und natürlich hängt die Qualität der Prüfung vereinzelt auch vom Erfahrungsschatz des Prüfers vor Ort ab“, so Schneider. Besonders deutlich zeige sich das bei der Prüfung von Lkw. Prüfer, die nur gelegentlich eine Lkw-Untersuchung durchführen, benötigen mehr an spezifischen Informationen und Unterstützung, typische Schwachstellen an den Fahrzeugen zu entdecken, als Prüfer, für die Lkw-Untersuchungen Tagesgeschäft sind. Damit Wettbewerb und unterschiedliche Prozesse in der Untersuchung auf Dauer nicht zu Lasten der Qualität bei der Hauptuntersuchung gehen, haben deutsche Überwachungsorganisationen im Mai 2008 den „Verein für Qualitätsmanagement in der Fahrzeugüberwachung e.V.“ gegründet. Sitz des Vereins ist Berlin. „Der Idee von einem eigenen Verein haben sich neben den TÜV-Organisationen und Dekra auch die GTÜ und zahlreiche andere Prüforganisationen angeschlossen“, so Schneider. Zusammen repräsentieren die Vereinsmitglieder ein jährliches Prüfvolumen von mehr als 22 Mio. Hauptuntersuchungen und damit über 90 Prozent des Gesamtmarktes. Mitglied im Verein kann nur werden, wer Träger einer Technischen Prüfstelle oder einer amtlich anerkannten Überwachungsorganisation in einem Bundesland ist. „Der QM-Verein hat die Aufgabe, die Qualität der Fahrzeugprüfung zu messen, sie nach außen transparent zu machen und soll zudem qualitätssichernde Maßnahmen für alle Mitglieder weiter entwickeln“, erklärt Horst Schneider.

Ohne Vorwarnung

Qualitätskontrolle heißt dabei, die Prüfer jeder Prüforganisation werden auf Herz und Nieren geprüft. „Wir haben festgelegt, dass alle 4.000 Prüfungen eine Stichprobe der durchgeführten Hauptuntersuchung zu erfolgen hat.“ Dadurch ist sichergestellt, dass die jeweiligen Prüforganisationen entsprechend ihrer Marktanteile überprüft werden. Bei TÜV SÜD Auto Service mit rund 4,6 Mio. Hauptuntersuchungen pro Jahr werden nach diesem Schlüssel rund 1.150 Stichprobenaudits durchgeführt. Beim TÜV Thüringen mit 232.000 Prüfungen sind es entsprechend nur knapp 60 Audits. Die Auditoren sind selbst erfahrene Sachverständige einer Technischen Prüfstelle oder Überwachungsorganisation, die bei ihren Stichproben das Ergebnis einer Hauptuntersuchung unter die Lupe nehmen. Alles, was ihnen dabei auffällt, Mängel, die übersehen, zu streng oder nicht streng genug bewertet wurden, trägt der Auditor in ein Protokoll ein. Der Prüfer, dessen Prüfung nachauditiert wird, hat die Möglichkeit, seine Stellungnahme ebenfalls in dem Protokoll abzugeben, beispielsweise wenn er mit der Bewertung des Auditors nicht einverstanden ist.

Der Bericht des Auditors wird dann an den technischen Leiter der Prüfstelle weiter- gegeben und das zusammengefasste Ergebnis aller Prüfberichte erhält der QM-Verein. Wie einzelne Prüfer abgeschnitten haben, ist für den QM-Verein nicht ersichtlich. „Die Berichte machen aber beispielsweise deutlich, ob es Mängel gibt, die bei bestimmten Organisationen eher selten erkannt werden, während sie bei anderen Prüforganisationen regelmäßig auftauchen.“ Die Prüfung der Auditoren erfolgt grundsätzlich anonym und ohne Voranmeldung. Seit Mai 2008 wurden im Auftrag des QM-Vereins rund 6.000 Nachaudits von Hauptuntersuchungen durchgeführt. Die Übereinstimmungsquote zwischen auditiertem Prüfer und Auditor bei der Plakettenzuteilung lag bei 90 Prozent. „Drei Gründe waren für uns Motivation, diesen Verein zu gründen: 1. Wir dokumentieren nach außen, dass sich die Prüforganisationen im QM-Verein, einem einheitlichen Qualitätslevel unterwerfen. 2. Wir kommunizieren dem Kunden, dass es für sein Prüfungsergebnis nichts bringt, die Prüforganisation zu wechseln, da alle nach identischen Qualitätsstandards arbeiten. Und 3. Wir können nach außen neutral die Situation der einzelnen Mitglieder in Sachen Qualität dokumentieren und die Qualität innerhalb der eigenen Organisation kontrollieren,“ so Horst Schneider. Im Ernstfall kann der Verein bei Verstößen gegen die vereinbarten Qualitätsstandards Sanktionen erlassen.

Freiwillige Selbstkontrolle

Finanziert wird der QM-Verein ausschließlich über Mitgliedsbeiträge. Zudem müssen die Audits von der Prüforganisation bezahlt werden, die geprüft wird. Auf das Modell der freiwilligen Selbstkontrolle der Prüforganisationen ist man mittlerweile auch bei einigen für die Überwachung der Prüforganisationen zuständigen Landesbehörden aufmerksam geworden. Manche denken sogar darüber nach, den QM-Verein in die Überwachung der Prüforganisationen in ihrem Bundesland einzubinden. „Das schmeichelt uns zwar, aber ich denke, zuallererst sollte der Verein nach innen wirken, um die Qualität der Hauptuntersuchungen seiner Mitglieder und damit die Verkehrssicherheit dauerhaft zu verbessern“, so Horst Schneider abschließend. fs

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