Ottmar Degrell, TÜV Hessen, Bereichsleitung Automotive
Inwiefern sind die Prüfverfahren im neuen Technologie- und Umweltzentrum besonders realitätsnah?
Zielsetzung ist es, dass Prüfverfahren der Zukunft so realitätsnah wie möglich sind. Beim Rollenprüfstand bewegt sich das reale Fahrzeug durch eine virtuelle Umgebung. Erstmalig kann auch die Kurvenfahrt auf dem Prüfstand reproduziert werden. Ein Reifenmodell simuliert zusätzlich die Fahrwiderstände bei den unterschiedlichen Lenkbewegungen. Per Computersimulation kann auch das Verkehrsumfeld simuliert werden und reale Strecken mit Verkehr können von dem Fahrer interaktiv durchfahren werden. Wahlweise kann das Fahrzeug auch per Roboter gesteuert werden, wenn beispielsweise Reproduzierbarkeit gefragt ist. Das alles ist schon äußerst nahe an der Realität.
Was versteht man unter „Third-Party“-Prüfungen?
„Third-Party“ basiert auf dem Prinzip unserer Neutralität. Unsere Sachverständigen unterliegen in ihrer Expertise keiner fachlichen Weisung. Sie können deshalb jederzeit mit größter Objektivität die Sachverhalte analysieren und Ihre Beurteilung ist frei von kommerziellen oder politischen Zwängen. Dies ist von unschätzbarem Wert und hat eine hohe Attraktivität für unsere Kunden weltweit.
Technologie- und Umweltzentrum
Die TÜV SÜD-Tochtergesellschaft TÜV Hessen hat für rund sieben Millionen Euro ein modernes Prüfzentrum in Pfungstadt nahe der Unternehmenszentrale in Darmstadt erbaut. Das neue Technologie- und Umweltzentrum (TUZ) des Geschäftsbereichs Automotive wurde Ende des vergangenen Jahres eröffnet. Am Standort Pfungstadt sind derzeit etwa 25 Mitarbeiter beschäftigt. In wenigen Jahren sollen bis zu 40 Personen beschäftigt sein, hieß es von Seiten des TÜV Hessen. Im Fokus stehen Testreihen im Bereich Homologation und Emissionsmessung: „Im Bereich der Emissionsmessungen bietet das TUZ Lösungen für alle Fahrzeuge. Auf dem Rollenprüfstand werden Messungen für Zweiräder, PKW und Light Duty Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen durchgeführt. Die Messung der Emissionen für Nutzfahrzeuge und Offroad finden auf Motorenprüfständen statt. Mit der mobilen Emissionsmesstechnik werden Messungen an allen Fahrzeugen durchgeführt“, erklärte Ottmar Degrell, Bereichsleiter Automotive bei TÜV Hessen. Im Bereich Homologation erstellt das Unternehmen den Angaben zufolge Gutachten und Prüfberichte nach nationalen und internationalen Standards. „Dies betrifft Bauteile, Systeme oder Gesamtfahrzeuge und alle Richtlinien im Rahmen der Typprüfung, wie z.B. Emissionen, Bremsen, Geräusche oder Elektromagnetische Verträglichkeit. Im Rahmen von EG oder ECE sind jeweils für jede Fahrzeugklasse zahlreiche Richtlinien zu beachten. Auf Basis der durch den TÜV Hessen erstellten Dokumente und Unterlagen erfolgt die Genehmigung zur serienweisen Fertigung“, fügte er hinzu.
Im TUZ kommt selbstverständlich die neueste Technologie zur Anwendung: Der Rollenprüfstand der Firma AVL beispielsweise verfügt über einzeln angetriebene Rollen, der Motorenprüfstand Heavy Duty ist in der Lage, Aggregate mit einer Leistung von bis zu 660 Kilowatt auszuwerten. Zudem ermöglicht die PEMS-Messtechnik mobile Emissions- und Verbrauchsauswertungen. Die Testausrüstung befähigt zu realitätsnahen Messverfahren (siehe Kurzinterview links). Ein wichtiger Prüfbereich beinhaltet die alternativen Antriebe: „Der TÜV Hessen begleitet schon seit Langem das Thema alternative Antriebe. Bereits in den neunziger Jahren haben wir für Honda mit dem Insight das erste hybride Antriebskonzept weltweit homologiert. Das erste batterieelektrische Fahrzeug mit europäischer Zulassung, der Mitsubishi iMiev, wurde ebenfalls durch den TÜV Hessen in Verkehr gebracht“, so Degrell. Zudem spielten die Bereiche Brennstoffzelle, Gasfahrzeuge (CNG und LPG) oder bivalente Fahrzeuge eine große Rolle. Das Unternehmen wisse um die Wichtigkeit dieser Themen und fokussiere die eigenen Aktivitäten auf diese Gebiete, hieß es.
Oldtimer-Fahrer können mit dem richtigen Kennzeichen Bares sparen – darauf wies TÜV SÜD ClassiC zum Saisonstart in einer aktuellen Mitteilung hin. Auch für Servicebetriebe mit Old- und Youngtimer-Haltern unter der eigenen Kundschaft bedeutet der Beginn der warmen Jahreszeit Beratungspotenzial: Bei Bedarf erhalten Betriebe Hinweise von den TÜV SÜD-Experten. Beispielsweise zum Thema Steuersparmöglichkeiten für die Halter: Die Steuerpauschale verbunden mit dem H-Kennzeichen lohnt sich bei aktuellen 25,36 Euro pro 100 cm3 Hubraum für Benziner rechnerisch erst ab circa 650 Kubikzentimeter, erläuterte der Prüfdienstleister. Oldtimer wie die Isetta oder auch der Fiat 126 seien demnach mit normaler Zulassung günstiger unterwegs. Andererseits sind Umweltzonen für historische Kleinwagen mit normaler Zulassung nicht befahrbar, weil eine Nachrüstung mit Katalysator oder Feinstaubfilter für die grüne Feinstaubplakette oft nicht möglich ist. Autos mit H-Kennzeichen sind dagegen von der bunten Plakettenregelung befreit. Private Besitzer von Oldtimern können ein rotes Schild mit der so genannten 07-er Nummer bekommen. Die Vorteile dieser Beschilderung liegen ebenso in einer günstigeren Besteuerung sowie preiswerterer Versicherungstarife. Dabei muss beachtet werden: 07er-Schilder gelten einzig für Fahrzeuge ab einem Alter von mindestens 30 Jahren. Weiter sollten Serviceberater die Information an ihre Kunden weitergeben, dass der Alltagsbetrieb untersagt ist. Ausnahme besteht bei Überführungsfahrten, Probefahrten und der An- und Abreise zu Oldtimer-Veranstaltungen.
Prüfmittelservice
Die TÜV SÜD Auto Service GmbH unterstützt Partnerbetriebe mit einem mobilen Prüfmittelservice bei der Kontrolle aller kalibrierpflichtigen Geräte. Dieser Service erlaubt eine Prüfung der technischen Anlagen und Betriebsmittel direkt beim Kunden. Die Gerätschaften werden gekennzeichnet sowie nach Fälligkeit geprüft und gegebenenfalls neu justiert. Anschließend werden die Prüfergebnisse dokumentiert und die Betriebsmittel mit einer Plakette versehen. Der Kunde hat die Möglichkeit zwischen verschiedenen Servicepaketen auszuwählen: Von der Beratung des betrieblichen Prüfmittelbeauftragten, Einzelprüfungen bis zur kompletten Übernahme reicht das Angebotsspektrum. Neben der Prüfmittelüberwachung übernimmt TÜV SÜD auch die Überprüfung der Betriebssicherheit von weiteren technischen Anlagen, etwa von Toren oder Hebebühnen nach berufsgenossenschaftlichen Vorgaben (UVV-Prüfungen). Eine in Eigenregie durchgeführte Prüfmittelkontrolle ist komplex und zeitaufwändig. Ursächlich sind verschiedene Prüfintervalle, die von Geräteherstellern, Gesetzgeber oder Vertriebsorganisationen der Fahrzeughersteller vorgegeben werden. Um den Überblick zu behalten, ist die Beschäftigung neben der eigentlichen Arbeit nicht empfehlenswert. Es bietet sich je nach Betriebsgröße an, einen eigenen oder den externen Spezialisten mit der Thematik zu betrauen. Ansprechpartner der TÜV SÜD Auto Service stehen bei der Wahl der für Sie geeignetsten Lösung dazu gerne zur Verfügung.
TÜV SÜD Auto Plus
Christof Gerhard
Tel. 02 761/18 361-0, Fax -25
christof.gerhard@tuev-sued.de
TÜV SÜD Auto Service
Jürgen Wolz
Tel. 0 89/57 91-23 20, Fax -23 81
juergen.wolz@tuev-sued.de
TÜV SÜD Auto Partner
Thomas Gensicke
Tel. 0 711/72 20-84 73, Fax -84 88
thomas.gensicke@tuev-sued.de
TÜV SÜD Auto Plus GmbH bietet für Inhaber, GW-Verantwortliche, Verkaufsleiter und Verkäufer in Autohaus und Servicebetrieb eine Weiterbildungsmöglichkeit zum Thema Gebrauchtwagen-Bestandsoptimierung. Die Fortbildungseinrichtung des Geschäftsfelds CONSULTING lockt mit Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer zur Optimierung der eigenen Gebrauchtwagenprozesse: Ziel ist es den Angaben zufolge, die Zahl der Langsteher im GW-Bereich bei optimaler Nutzung aktueller Marktpreise zu verringern sowie das eigene GW-Angebot zu optimieren und die durchschnittlichen Standtage durch professionelles Bestandsmanagement zu reduzieren. In diesem Zusammenhang werden Abverkaufsmaßnahmen, Provisionssysteme, Zukaufsstrategien und Pricingmodelle thematisiert und diskutiert.
Weiterbildungsangebote im Netz:
TÜV SÜD: www.tuev-sued.de/akademie_de/ lehrgaenge_und_trainings
TÜV SÜD Auto Plus, CONSULTING: www.tuev-sued/autohaus-seminare