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Smart Repair: Kosmetik für die Blechhaut

19.05.2025 08:13 Uhr | Lesezeit: 4 min
Smart Repair
Es ist schon fast eine Kunst, wenn der Mechaniker der Delle zu Leibe rückt. 
© Foto: Marcel Schoch

Kleine Dellen und Beulen in der Karosserie eines Fahrzeugs sind nicht nur unästhetisch, sondern ihre Reparatur auf traditionelle Weise ist auch teuer und aufwendig. Smart Repair stellt jedoch eine kostengünstige Option dar.

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Über die Jahre kommt es an einem Auto zwangsläufig zu Dellen oder Beulen. Häufige Ursachen sind beispielsweise Hagel im Frühling und Sommer, herabfallende Kastanien und Obst im Herbst oder Frostschäden durch herabfallende Eisbrocken im Winter. Aber auch Parkrempler sind ein häufiger Grund. In den meisten Fällen sind die Schäden jedoch relativ klein und beeinflussen weder die Sicherheit noch die Funktion des Fahrzeugs. Trotzdem stören sich viele Autobesitzer an den Dellen, da sie als hässlich empfunden werden. Noch viel ärgerlicher sind sie jedoch, wenn ein Leasing-Fahrzeug hiervon betroffen ist. Bei Vertragsende können solche Dellen den Wert erheblich drücken. Viele Fahrzeugbesitzer bringen daher ihre Fahrzeuge vor der Leasingübergabe noch zu einem Aufbereiter.

Dennoch haben nur wenige Autobesitzer ihr Fahrzeug bislang für eine Dellen- oder Beulenreparatur in die Werkstatt gegeben, da viele die hohen Kosten fürchten. "Bei einer klassischen Reparatur muss das betroffene Karosserieteil zunächst demontiert werden", erklärt Amanullah Bury, Smart-Repair-Spezialist bei der Firma Gambs Fahrzeuglackierung und Karosseriebau GmbH in Unterschleißheim bei München. "Das bedeutet, dass Zierleisten und Embleme entfernt oder das gesamte Bauteil abgebaut werden müssen. Danach folgt eine klassische Reparatur mit Schleifen, Spachteln und schließlich Neulackierung, was schnell mehrere Tausend Euro kosten kann."

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Besonders bei älteren Fahrzeugen fällt eine solche Teillackierung oft auf, wie auch der Besitzer eines MG F Roadsters weiß, der seinen Wagen zu Gambs zur Reparatur gebracht hat. Der englische Sportwagen soll in zwei Jahren eine Oldtimerzulassung bekommen und wird daher liebevoll gepflegt. Der Besitzer hatte jedoch das Pech, in ein Hagelgewitter zu kommen.

Glück im Unglück war jedoch, dass der Wagen nur wenige kleine Dellen abbekommen hat. Sie betreffen vor allem den vorderen Kofferraumdeckel sowie beide Kotflügel. Die Motorhaube am Heck blieb von Dellen verschont. "Eine traditionelle Reparatur wäre hier sehr teuer, da die betroffenen Blechteile von vielen Lackierern ersetzt worden wären", berichtet Bury. "Da der Originalzustand wegen der anstehenden H-Zulassung jedoch unbedingt erhalten werden soll, entschied sich der Besitzer auf unseren Rat hin für eine Smart-Repair-Lösung."


Delle entfernen: Auf diese Schritte kommt es an!

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Aufbereitungs-Programm

Für solche Fälle, aber auch für Leasingfahrzeuge, die für die Rückgabe vorbereitet werden, betreibt die Firma Gambs mehrere Smart-Repair-Arbeitsplätze. Sie reichen von der klassischen Aufbereitung über Kunststoffreparaturen, Spot-Repiar-Lackierungen bis hin zur Smart-Repair-Dellen- und Beulen-Beseitigung. "Neben hochwertiger Arbeit ist der Service ein wichtiger Erfolgsfaktor für unser Geschäft", erklärt Christian Gambs, Geschäftsführer der Gambs Fahrzeuglackierung und Karosseriebau GmbH. "Dazu gehört auch, dass wir den Kunden, wenn ihr Fahrzeug bei uns in der Werkstatt zu einem Service steht, anbieten, die Dellen im Rahmen des Services oder anderer Reparaturen gleich mitzubeseitigen."

Vor der Reparatur erstellt das Smart-Repair-Team von Gambs einen detaillierten, unverbindlichen Kostenvoranschlag. "Wir untersuchen das Fahrzeug unter speziellen Lichtbedingungen gründlich von allen Seiten", so Bury. "Für die Kostenkalkulation ist jedoch nicht die Anzahl der Dellen ausschlaggebend, sondern wie gut diese von der Karosserie-Rückseite zugänglich sind. Auch fließen die Blechdicke und die Arbeitsmethoden in die Kalkulation mit ein."

Auch für den MG F wurde eine solche Kalkulation erstellt. Die Dellen an seinem vorderen Kofferraumdeckel sind gut zugänglich, weshalb dieser Abschnitt relativ schnell, das heißt in etwa einer Stunde, bearbeitet werden kann. Schwierigeren Zugang hat Bury jedoch zu den Dellen im Kotflügel, die auf herabfallende Eisbrocken zurückzuführen sind. "Für diese Dellen rechne ich mit etwa eineinhalb Stunden Arbeit, da ich mehrere Verkleidungsteile im Kotflügel ausbauen muss."

Bury, der gelernter Fahrzeuglackierer ist und seit über 18 Jahren als Smart-­Repair-Spezialist für die Firma Gambs arbeitet, verwendet beim Herausdrücken der Dellen eine spezielle Streifenlicht-Lampe. "Die Lichtreflexion dieser Lampe auf der Karosserie ermöglicht es mir, den besten Punkt für den Druckhaken zu finden, um die Delle herauszudrücken", erklärt Bury. "Wobei das Herausdrücken eher ein sanftes Herausmassieren der Dellen ist." Wichtig ist bei dieser Arbeit, keinesfalls das Blech bzw. den Lack zu beschädigen. Nur dann kann ein perfektes Ergebnis erzielt werden. Ist die Delle herausmassiert, muss anschließend die entstandene Beule mit einem Teflon-Schlagdorn und sanften Hammerschlägen rundherum bearbeitet werden, um die Spannung im Blech zu lösen. Dieser Arbeitsschritt erfordert viel Erfahrung, da hier sehr schnell der Lack beschädigt werden kann. Sobald jedoch keine Verzerrung mehr im Lichtschein der Speziallampe zu sehen ist, kann die Arbeit beendet werden.


Delle und Beule

Eine Delle ist eine Vertiefung in der Karosserie - also eine nach innen gedrückte Stelle. Meist ohne Lackschaden. Ursachen sind oft Hagel oder Kastanien, aber auch eine andere Autotür auf dem Parkplatz.
Eine Beule ist eine Auswölbung nach außen. Sie entsteht, wenn zum Beispiel eine zu große Ladung beim Zuschlagen des Kofferraumes von innen gegen das Blech gedrückt oder ungesicherte Ladung beim Fahren von innen gegen das Fahrzeugblech geschleudert wird. Manchmal werden die Begriffe im Werkstatt-Alltag aber auch synonym verwendet
Zusammengefasst:
Delle = rein
Beule = raus


Glasbruch vermeiden

Es gibt aber auch Fälle, da ist die Delle nicht von der Innenseite der Karosserie zugänglich. "In so einem Fall wird sie durch Ziehen bearbeitet", so Bury. "Dabei wird ein spezieller Haken mit Heißkleber auf der Delle fixiert und dann mit einem Zughammer aus der Karosserie gezogen." Auch in diesem Fall muss die Beule mit dem Teflon-Schlagdorn nachbearbeitet werden, damit sich das Metall entspannt und glatt zieht. Besonders an Türblechen kommt diese Methoden zur Anwendung. Hier muss die Werkstatt darauf achten, die Scheibe nicht zu beschädigen. Das Drücken mit dem Haken kommt daher hier nicht so häufig zum Einsatz "Wenn ich hier mit dem Druckhaken arbeite, lasse ich daher manchmal die Scheibe geschlossen, um das Risiko zu minimieren, sie zu beschädigen", fügt Bury hinzu.

Allerdings gibt es auch Grenzen beim Ziehen von Dellen und Beulen mit dem Smart-Repair-Prinzip, wenn das Blech stark beschädigt oder der Lack bereits gesprungen ist. In solchen Fällen kann der beschädigte Lack aber mit Spot-Repair nach der Dellenbeseitigung ausgebessert werden. Bei sehr alten und spröden Lacken, wie sie bei Oldtimern im Originalzustand üblich sind, ist das Verfahren jedoch hochriskant, da der Lack beim Herausdrücken der Delle brechen könnte. Hier kann es helfen, den Lack vorsichtig zu erwärmen, damit er flexibler wird. Die Erwärmung darf aber zu keinem Verzug des Karosseriebleches führen. Hier ist sehr viel Erfahrung vom Smart-Repair-Profi gefragt, um den richtigen Punkt abzupassen.

Nachdem das Blech des MG F wieder in seine ursprüngliche Form gebracht worden ist, überprüft der Dellen-Profi mit der Speziallampe alle Reparaturstellen, ob sie vollkommen glatt geworden sind. Da keine weiteren Dellen zu finden waren, war die Arbeit nach etwa zweieinhalb Stunden abgeschlossen. Der Besitzer des MG F war mehr als zufrieden, da das Fahrzeug wieder in Topzustand ist und die Reparatur nur einen Bruchteil der Kosten eines Teileaustauschs verursachte.


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