Zurück auf Los, heißt es für BMW im Monopoly der Premiumhersteller. Die Münchner resetten ihre Mittelklasse und machen vieles wie im September 1961. Damals, als sie auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt mit der „Neuen Klasse“ das bisher wichtigste Modell ihrer Firmengeschichte vorstellten und so zur sportlichen Messlatte für Premiumplayer avancierten.
BMW Neue Klasse, Typen 1500-2002 Turbo

BMW: Prägnante Scheinwerfern, Niere in der Frontmitte
Die BMW 1500 Vierzylinder-Limousine stahl sogar dem gleich nebenan gezeigten V8-Coupé BMW 3200 CS die Show, denn der neue Viertürer war ein Auto, wie es noch keins gab. Strahlte der Neue-Klasse-Typ 1500 doch eine frische Dynamik aus, wie sie speziell die Freiberufler der Wirtschaftswunderjahre als Erfolgsausweis schätzten.
Der von Starcouturier Giovanni Michelotti und BMW-Chefdesigner Wilhelm Hofmeister in Form gebrachte Viertürer präsentierte das neue Gesicht der Marke: Mit prägnanten Scheinwerfern, Niere in der Frontmitte sowie Horizontaleffekt der Kühlermaske, hinzu kam der „Hofmeister-Knick“, jener markante Übergang von der C-Säule zum Wagenkörper.
Dazu unter der Haube ein modernes Triebwerk mit dem Potential für frühe Einspritzer und Vierventil-Technik. Eine Sportlichkeit, die der BMW 1500 weitergab: Am Ende umfasste die „Neue-Klasse-Familie“ Zweitürer (1600-2002 Turbo), Viertürer, Coupés, Cabrios und Sportkombi Touring – auf die dann die ersten BMW 5er und 3er folgten.
Entsprechend hochgesteckt sind heute die Erwartungen an eine „Neue Klasse“ für das E-Zeitalter. Ob die seit 2021 angeteaserten Typen auf softwaredefinierter Architektur den für die historische „Neue Klasse“ erfundenen Claim „Freude am Fahren“ aufladen können?
Dabei braucht das vollelektrische Doppelpack BMW i3 und ix3 eigentlich nur den Spuren seiner Ahnen zu folgen, die allerdings einen entscheidenden Vorteil hatten: Mit der sportiven Viertürer-Familie aus 1500 (gebaut ab 1962), 1800 (ab 1963), 1600 (ab 1964) und 2000 (ab 1966) füllte BMW eine Marktlücke, die seit dem Untergang der agilen, aber nur zweitürigen Borgward Isabella bestand.
Einzigartige Karriere
Tatsächlich musste Borgward nur wenige Wochen vor der IAA 1961 Konkurs anmelden, und BMW hoffte, frustrierte Isabella-Fahrer zum Umstieg auf den viertürigen 1500 in italienisch inspiriertem Schick zu verführen. Klar, auch Alfa Romeo hatte ab 1962 mit der Giulia einen viertürigen Sportwagen im Angebot, vom niederbayerischen Hersteller Glas gab es 1964 den sportiven 1700 im Frua-Design, von Volvo bereits den Amazon 123 GT, und Ford und Opel schärften ihre Mittelklasse durch starke Sechszylinder.
Aber die Karriere der bis 1972 gebauten BMW-Neue-Klasse-Viertürer und der bis 1977 aktuellen 02-Typen als Vorboten der GTI-Fraktion blieb einzigartig. Kein Konkurrent der Münchner bot vergleichbar agile Mittelklassemodelle, die als Firmenauto wie auch als Familienfahrzeug und sogar als Motorsportgerät überzeugten.
BMW: Fahrsicherheit wurde gelobt
Bereits in früher 1,5-Liter-Ausbaustufe zeigte der BMW 1500 seine Vmax-Gene. Dafür genügten der Limousine 59 KW/80 PS, ein Leistungswert, den heute Kleinstwagen erreichen, der aber damals sogar einen Porsche 356 S übertraf. Zu berüchtigten Linke-Spur-Rennern auf Autobahnen avancierten die ab Herbst 1963 folgenden Modelle 1800 und 1800 TI, die mit 66 kW/90 PS bzw. 81 kW/110 PS Leistung auch schnelle Sechszylinder überholten.
Damals, als die westdeutschen Autobahnen in Verkehrssicherheitsstatistiken erstmals eine unrühmliche Position einnahmen: 17 Unfalltote pro 10.000 Fahrzeuge wurden pro Jahr gezählt, drei Mal so viele Verkehrstote wie auf US-Highways. Allerdings lobten US-Fachmedien die Fahrsicherheit der BMW-Viertürer, und sie wählten die weißblaue Firma in den Zirkel der fünf besten Marken der Welt.