Mit Mark Degenhardt, Leiter des ASA-Fachbereichs Klimaservice, sprach AUTO SERVICE PRAXIS über die Investition in neue Klimaservicegeräte, aktuelle Gerätetechnik, Auswahlkriterien und die zukünftige Entwicklung des Klimaservice.
Kein anderes Thema rund um die Automobiltechnik hat die Branche in den vergangenen Monaten so in Atem gehalten wie das neue Kältemittel R-1234yf. Mit immer neuen Wendungen, Studien, Gerichtsurteilen und Gutachten war die Thematik von einer beispiellosen, fast krimireifen Spannung geprägt. Das hat unter anderem bei Werkstätten für Verwirrung bei der Frage geführt, ob sich die Investition in ein neues Klimaservicegerät überhaupt noch lohnen würde. Im Gespräch mit AUTO SERVICE PRAXIS erklärt Mark Degenhardt, Leiter des Fachbereichs Klimaservice im ASA-Verband, warum es sich lohnt in ein Klimaservicegerät zu investieren und worauf dabei zu achten ist.
Lohnt sich heute noch die Investition in ein R-134a-Klimaservicegerät?
Ja, auf jeden Fall, denn noch bis Ende 2016 werden viele ausgelieferte Neuwagen mit R-134a befüllt sein. Demnach wird R-134a auch im Service noch lange eine Rolle spielen. Für viele Werkstätten mit alten Klimaservicegeräten rechnet sich die Ersatzinvestition in ein neues 134a-Gerät durchaus noch, denn technisch hat sich bei den Klimaservicegeräten in den letzten zehn Jahren viel getan – vor allem in Bezug auf die Effizienz, Umweltverträglichkeit, Genauigkeit und Wartungsfreundlichkeit. Die Arbeit mit einem aktuellen Gerät ist vergleichsweise nicht nur sauberer und wirtschaftlicher, sondern durch die höhere Genauigkeit unterm Strich auch kostensparend für den Kunden.
Moderne Klimaservicegeräte gelten als qualitativ besser als die Vorgängergeneration. Woran liegt das?
Die Weiterentwicklung der Technologien zieht sich durch alle Branchen und verändert unser Leben. Die heutigen Fahrzeuge sind ja das beste Beispiel. Und Klimaservicegeräte bilden da keine Ausnahme. Der Anwender erwartet einen gewissen Komfort, gute Bedienerführung und Zuverlässigkeit. Schließlich sind durch die weiterentwickelten Klimasysteme in zum Teil kleinen Fahrzeugen mit kleinen Füllmengen auch die Anforderungen an den Service gestiegen, zum Beispiel in puncto Füllgenauigkeit, Effizienz, Kompressor-Öl-Management und Diagnose. Und einen Defekt oder längeren Ausfall des Klimaservicegeräts können sich Werkstätten heute einfach nicht mehr leisten. Die Geräte-Generationen der Halb- und Vollautomaten sind mit modernen, selbstüberwachenden Steuerungen und regelmäßig aktualisierten Datenbanken ausgestattet. Raffinierte Details wie zeitsparendes Power-Boosten, automatisches Öl-Management, hochwertige Filtertrockner und optionale Stickstoffanschlüsse zur Lecksuche erfüllen hohe Ansprüche in puncto Genauigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Wenn sich eine Werkstatt für ein neues Klimaservicegerät interessiert, auf welche Punkte sollte sie dabei achten?
Ein Blick sollte den Zertifikaten des Geräts gelten, denn sie offenbaren, ob es den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Ein positives Kriterium ist außerdem die Zukunftsfähigkeit, zum Beispiel die Eignung für Hybridfahrzeuge. Es empfiehlt sich, auf optionale Nachrüstmöglichkeiten und Schnittstellen zur späteren Einbindung künftiger Funktionen wie die Diagnose zu achten (zum Beispiel Bluetooth, USB etc.). Denn die Diagnose des Fahrzeug-Klimasystems wird in Anbetracht der immer komplexeren Verteilungen mit einer Vielzahl von Stellgliedern und beteiligten Parametern zunehmend wichtiger.
Es gibt manuelle, automatische und vollautomatische Klimaservicegeräte. Welches eignet sich am besten für welche Werkstatt?
Das ist eine Frage, die jede Werkstatt für sich entscheiden muss. Die Antwort wird davon abhängen, wie viele Klimaservices gemacht werden, wie hoch der Faktor Arbeitszeit in die Rentabilitätsrechnung der Werkstatt einfließt und welches Budget zur Verfügung steht. Für eine gut ausgelastete Werkstatt wird sich stets der Automat rechnen, da das Gerät auf Wunsch den kompletten Ablauf autark erledigt. Dieser kann bei einem größeren Fahrzeug durchaus mal eine Stunde dauern. Wenn der Mechaniker dann jeweils in 10-Minutenabständen einen Handgriff ausführen muss, ist seine Arbeitskraft über die gesamte Zeit gebunden. Die Klassifizierung der Modelle als manuelle Geräte, Halbautomaten und Vollautomaten variiert übrigens von Hersteller zu Hersteller. Auch Geräte, bei denen die Ventile manuell zu öffnen und schließen sind, doch alle weiteren Schritte automatisch ablaufen, werden manchmal als Automaten bezeichnet. Wer Wert auf eine integrierte Datenbank und Benutzerführung legt, sollte in einen Halb- oder Vollautomaten investieren. Die Anbindung an einen PC ist in der Regel den Vollautomaten vorbehalten.
Sollte sich eine freie Werkstatt zur Sicherheit ein R-1234yf-Klimaservicegerät gemäß den VDA-Vorgaben kaufen, oder genügt auch eine schlichtere Ausstattung?
Schon in eigenem Interesse empfiehlt sich für Werkstätten der Kauf eines VDA-geprüften Geräts – zum einen aus Sicherheitsgründen im Umgang mit 1234yf und zum anderen aus Effizienzgründen. Bei den VDA-Vorgaben wurde ein besonders hoher Maßstab an die Sicherheitskriterien wie den Lüfter, das Not-Aus und viele andere Details sowie auf die Füllgenauigkeit gelegt.
In Anbetracht der relativ hohen Kosten für R-1234yf, leistet diese Genauigkeit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Wirtschaftlichkeit. Obendrein ist bei Klimaservicegeräten nach VDA-Standard bereits ein Kältemittelanalysegerät im Lieferumfang enthalten.
Ist ein Kältemittelanalysegerät heute für jede Werkstatt zu empfehlen?
Aufgrund der unterschiedlichen Kältemittel im Markt ist das Risiko von „Falschbefüllungen“ des Klimasystems gestiegen. Um sicherzugehen, welches Kältemittel bei einem Fahrzeug abgesaugt wird, sollte vorab grundsätzlich eine Analyse durchgeführt werden, um eine Kontaminierung des Klimaservicegeräts und des Reservoirs auszuschließen. Denn Folgeschäden wie die unwissentliche Befüllung weiterer Kundenfahrzeuge mit verunreinigtem Kältemittel können ins Geld gehen. Auf eine Kältemittelanalyse sollte deshalb keine Werkstatt verzichten, egal, ob sie über eine im Klimaservicegerät integrierte Funktion oder mit einem Handheld-Gerät durchgeführt wird.
Werden CO2-Klimaservicegeräte verfügbar sein, wenn die ersten Autos damit auf den Markt kommen?
Seit Ende letzten Jahres gibt es ein Lastenheft für Servicegeräte für Fahrzeugkälteanlagen mit dem Kältemittel R744. Dieses liegt den Geräteherstellern vor. Doch für die detaillierte Ausarbeitung der Klimaservicegeräte bedarf es auch noch der finalen Fakten und Definitionen zu den Klimaanlagen in den Fahrzeugen. Wenn diese endgültig bei den OEMs feststehen und dieser wichtige Informationsaustausch glattläuft, werden die Klimaservicegeräte für die CO2-Anlagen rechtzeitig verfügbar sein.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Bernd Reich
- Ausgabe 3/2014 Seite 26 (4.4 MB, PDF)