Automechanika 2014
Auf der diesjährigen Automechanika zeigte sich die Waschbranche mit vielen Detailverbesserungen. Im Fokus standen Geschwindigkeit, Betriebskosten, Kundenfreundlichkeit und einfachere Bedienung. Autowaschen soll künftig zum Erlebnis werden.
Es war wieder eine beeindruckende Kulisse. Vor der imposanten Skyline von „Mainhattan“ präsentierte die Waschbranche in der „Car Wash City“ auf dem Freigelände der Automechanika ihre neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Waschtechnik. Auch wenn viele Anbieter ihre Neuheiten gerne als „revolutionär“ anpriesen, waren es doch eher Weiterentwicklungen im Detail, mit denen man tendenziell sinkenden Waschzahlen entgegenwirken möchte. Dazu beitragen sollen zum einen schnellere Waschzeiten, denn Waschkunden sind ungeduldig. Andererseits wird versucht, das dröge Autowaschen zum Wascherlebnis zu steigern. Nein, auch in Zukunft gehören handwaschende, leicht bekleidete Damen nicht zum Lieferumfang. Vielmehr haben die Hersteller an den „Soft-skills“ der Anlagen gearbeitet und sprechen verstärkt die Sinne der Autofahrer an. Es wird mehr fürs Auge geboten, Nasen werden olfaktorisch umschmeichelt, es gibt weniger auf die Ohren, die Programmwahl vereinfacht sich und alles wird bequemer für den Kunden. Die gezeigten technischen Verbesserungen hingegen dienen neben dem Waschergebnis vor allem der Kosteneinsparung beim Betreiber. Mehr Glanz bei weniger Kosten in kürzer Zeit könnte zur Erfolgsformel im Waschgeschäft werden.
Erlebniswelt Waschanlage
Das Freigelände der Automechanika hat den großen Vorteil, dass Waschanlagen in voller Funktion vorgeführt werden können. Diese Möglichkeit nutzten die Hersteller reichlich. So demonstrierte die Otto Christ AG an einer Varius-Portalanlage die Vorteile des Direktantriebes für die Dach- und Seitenwaschbürsten. Das neue Antriebssystem verringert den Stromverbrauch je nach eingesetztem Waschmaterial um bis zu 30 Prozent. Die Drehrichtung der Bürsten wechselt nahezu unmerklich und ohne Zeitverlust, gleichzeitig sind variable Drehzahlen der Bürsten möglich. So wird die Dachbürste zum Beispiel beim Zurückfahren in die Ausgangsposition beschleunigt, so dass sie Restwasser optimal ausschleudert und das Nachtropfen verhindert. Eine weitere Neuentwicklung bei Christ heißt Opti-Air. Neben der bekannten konturfolgenden Dachdüse wurden jetzt die Luftschaufeln der Seitentrockner-Gebläse so optimiert, dass sie bei gleicher Leistung der Motoren (je 4 kW) deutlich mehr Luft fördern. Damit blasen die Seitentrockner bis in eine Höhe von über zwei Metern, so dass auch Transporter vollflächig trocken werden. Während Direktantrieb und Opti-Air für den Kunden im Verborgenen arbeiten, soll die Vitesse-Hochdruckfunktion Aufmerksamkeit erzeugen. Mit je vier oszillierenden Hochdruckdüsen für die Seiten und das Dach wird nicht nur gründlich vorgereinigt, sondern der Waschvorgang deutlich verkürzt. Kapazitätssteigerungen bis zu 20 Prozent sind möglich. Sprichwörtliches Highlight waren die neuen RGB-Leucht- und Anzeigeelemente. Bereits vor zwei Jahren zeigte die Otto Christ AG die RGB-Radführungsrohre, deren LED-Leuchtbänder die Fahrzeugpositionierung unterstützen. Diese werden jetzt ergänzt durch die neue RGB-Effektbeleuchtung und eine RGB-Laufschrift im Portalrahmen. Für die Modelle aus der Varius-Baureihe sind außerdem zwei RGB-Anzeigenfelder auf Augenhöhe des Autofahrers in die Portalsäulen integrierbar, die die animierte Ampelfunktion und Anzeige der Programmschritte übernehmen.
Vereinfachte Bedienung
Dies soll die Attraktivität, Verständlichkeit und Akzeptanz beim Waschkunden fördern, ebenso wie das Air-Fit-Beduftungssystem, das über die Maschine gesteuert wird und einen von sechs Düften in und vor der Waschhalle verbreitet. Dort im Wartebereich sollte auch die neue LED-Programmschrittanzeige für Vario-Bediengeräte angebracht werden, vor allem weil sie mit der integrierten Ampel im Winterbetrieb das vorzeitige Nachrücken eines Autos und dessen Beschädigung durch das schließende Einfahrtstor verhindert.
Damit das häufig wechselnde Stationspersonal sich mit dem Verkauf der Wäschen leichter tut, wurde das neue, kompakte Christ Shop Terminal mit einer einfach zu bedienenden grafischen Oberfläche ausgestattet, kann direkt mit gängigen Kassensystemen verknüpft werden, vereinfacht die Schichtabrechnung und erzeugt mit dem „Washmanager Light“ schnell und einfach Waschkarten aller Art. Sauberes Brauchwasser erzeugt hingegen die neue Bioclear-S, eine biologische Wasseraufbereitungsanlage, die auch mineralölhaltige Abwässer behandelt und dank kompakter Bauweise in enge Technikräume passt.
Premiere bei Istobal hatte das Portal M1, eine Low-cost-Anlage für die Servicewäsche in Autohäusern, Werkstätten und bei Flottenbetreibern, die in der Ausstattung einfach, in der Waschqualität aber gleichwertig zu höheren Modellen ist und mittels optionalem Zubehör nach Kundenwunsch aufgerüstet werden kann. Der spanische Hersteller präsentierte in Frankfurt außerdem das neue Trocknungssystem Smartflow für die bekannten M´Nex-Portale, das durch eine neuartige Turbinentechnik den Stromverbrauch um bis zu 65 % und den Lärmpegel um bis zu 6 dB im Vergleich zu herkömmlichen Trocknungssystemen senken soll.
Die neue Portalanlage CB 3 von Kärcher verhindert mit „Opti-Drop-Stop“ das Nachtropfen von Dachbürste und Sprühbogen und somit Wasserflecken auf dem Lack. Das abtropfende Wasser der Dachbürste wird in einer Rinne aufgefangen und vom Auto weggeleitet, gleichzeitig schließen die Ventile des Sprühbogens. Außerdem konnte der Frischwasserverbrauch gegenüber den Vorgängermodellen um 15 Prozent gesenkt werden und beträgt jetzt nur noch 20 Liter je Wäsche. Verschiedene Ausstattungsmöglichkeiten, von der Expresswäsche in zweieinhalb Minuten bis hin zum Konservierungsprogramm mit Schaumpolitur, machen die Anlage für viele Betreiber, wie Autohäuser, Fuhrparks, Tankstellen und Waschcenter, interessant. Vor zwei Jahren noch als Prototyp gezeigt, ist die Radwäsche 2.0 jetzt für alle Portale der CB line optional verfügbar. Bestehend aus Felgenreiniger, dreiteiliger Tellerbürste und integrierten Hochdruckdüsen reinigt das System selbst komplexe Felgendesigns und gleichzeitig die Radhäuser. Für den SB-Bereich zeigte Kärcher ein System zur berührungslosen Wäsche, bestehend aus einer 3-in-1-Lanze und dem Schaumreiniger RM 838. Die Kombi-Lanze dient dabei zur Vorreinigung, dem Schaumauftrag und der Hochdruckwäsche, der Umschalter befindet sich auf der Lanze. Betreiber von Mehrplatzanlagen können somit Boxen mit der berührungslosen Wäsche als auch mit Waschbürsten anbieten und besser auf Kundenbedürfnisse eingehen.
Online-Portal
Dank der onlinefähigen Steuerungstechnik kann man bei der neuen Portalwaschanlage von Nilfisk-Alto über Smart- phone, Tablet & Co. Waschdaten abrufen, Störungsmeldungen empfangen und Fehler beheben. Während die Steuerung eine Eigenentwicklung ist, kommt die Waschtechnik vom finnischen Hersteller Tammer. Das Portal, wahlweise in der Version Pro und Lux, kann berührungslos (70 bar rotierender Hochdruck), mit Bürsten oder in Kombination gefahren werden. Eine Besonderheit ist die im Portalrahmen integrierte Unterbodenwäsche über einen Schwenkarm mit Hochdruck. Der große Vorteil: Betreiber, die bislang nicht über eine Unterbodenwäsche verfügten, müssen bei einer Umrüstung keine Bodenarbeiten durchführen und können die Programmoption trotzdem anbieten. Noch als Prototyp stellte Nilfisk-Alto die neue, platzsparende SB-Anlage Compact M vor, mit Hochleistungspumpen bis 120 bar und neuer, integrierter Steuerungstechnik. Bis zu sieben Waschprogramme können über den bruchsicheren Touchscreen in vier verschiedenen Sprachen gewählt werden, Bilder oder sogar Videos erklären die Programme zusätzlich.
Internet und Interaktion
Ehrle zeigte mit der Ehrport Start ein neues Einstiegsmodell, das äußerlich auf das Wesentliche reduziert ist und so etwa für Autohäuser und Werkstätten interessant ist. Um die Montage des Portals zu vereinfachen, ist die Hochdruckpumpe jetzt in eine der Portalsäulen integriert. Aufwändige externe Montage, etwa im Technikraum, entfällt damit. Das Modell verfügt außerdem über eine konturfolgende Dachdüse und bewältigt 800 bis 1.200 Wäschen pro Monat. Für die SB-Anlagen bietet Ehrle jetzt ein ConditionMonitoring-System an, mit dem sich über einen integrierten TFT-Touchscreen alle Anlagenparameter einfach und übersichtlich überwachen und einstellen lassen. Dies ist in entsprechender Ausbaustufe auch über einen Internet-Browser mittels Smartphone oder Tablet von jedem beliebigen Ort aus möglich.
WashTec präsentierte ein neues Konzept zur modernen, praktischen und schnellen Interaktion zwischen Kunde und Waschanlage. Mit iWash definiert WashTec die Abkehr von starren Waschprogrammen. Am interaktiven Touchterminal wählt der Kunde zunächst eines von drei Grundprogrammen und ergänzt dieses dann individuell nach seinen Anforderungen mit weiteren Waschoptionen. Endpreis und Laufzeit werden sofort angezeigt, gezahlt wird am Terminal – oder mit dem Bezahlkonzept Wash&Pay sogar erst während oder nach der Wäsche. Das ermöglicht dem Kunden sofort in die freie Waschanlage einzufahren, ohne vorher im Shop in der Bezahlschlange zu stehen. Der Kunde kann im Auto bleiben oder die Waschzeit im Shop für Kaffee, Einkauf und Bezahlen nutzen. Vor allem Mehrfach-Betreiber werden sich über WashTec Plus freuen, das neue Online Carwash Management System. Von jedem Ort aus können über mobile Endgeräte (Smartphone, Tablet etc.) die Kennzahlen jeder Anlage abgerufen werden, aber auch Ferneingriffe sind möglich. Chemie bestellen, Öffnungszeiten und Preise ändern sowie frühzeitig potentielle Störungen erkennen und vermeiden funktioniert künftig, ohne vor Ort sein zu müssen. Ein Reporting System zeigt Verbesserungspotentiale, etwa bei der Programmstruktur. Neue Technik-Features sind der Radwäscher Twister, der mit fünf in unterschiedliche Richtungen drehenden Walzen auf dem Teller, Reiniger und Hochdruck perfekte Ergebnisse erzielen soll, der MultiFlex Seitenwäscher, der mehrdimensional schwenkbar ist und so selbst verwinkelte Heckpartien moderner Autos restlos reinigt, oder der neue CubeWash, eine sehr kompakte Schranklösung für zwei SB-Waschplätze.
Neue Bürsten waschen gut
Neue Waschmaterialien rundeten das Angebot auf der Automechanika ab. Kiehl zeigte das verbesserte Microfaser-Material ProMicro 2.0, dessen Standzeiten deutlich verbessert wurden. Christ kombiniert beim neuen Sensomix+ das sanfte Sensofil+ mit dem reinigungsstarken Sensotex+ und vereint die positiven Eigenschaften in einem Material. Favagrossa überzieht das geschäumte PE-Material Carlite mit Alcantara, das sehr weich, strapazierfähig und leicht zu reinigen ist. TCW hat das neue Microvel 3-D-Plüsch weiterentwickelt und in neuer Form jetzt auch als Bürstenbesatz vorgestellt.
Mit dem „Green Directory“-Sonderpreis wurden die mit Aquablue betriebenen Hydraulikaggregate der GPS Service GmbH ausgezeichnet. Sie überzeugten die Jury durch einen niedrigen Energieverbrauch von 1,5 bis 2,2 kW. Der Hydrauliköl-Ersatz Aquablue basiert auf einer Wasser-Glykolmischung, ist ungiftig und wasserlöslich sowie biologisch abbaubar. Vorteile: Leckagen sind aufgrund der blauen Färbung schneller zu erkennen, ausgelaufenes Aquablue kann auch von Waschtextilien einfach mit Wasser abgespült werden und verschmutzt nicht den Brauchwasserkreislauf. Damit entfällt im Fall einer Leckage die zusätzliche Reinigung und Neubefüllung einer Wasseraufbereitungsanlage.
Dieter Väthröder