Ob selbst angesaugt oder durch künstliche Beatmung: Ohne Luft gibt es keine Verbrennung im Verbrennungsmotor. Je mehr davon in den Motor gelangt, desto mehr Kraftstoff kann verbrannt werden, und desto stärker ist die Explosion, die den Kolben nach unten drückt. Soll es besonders viel Luft sein, hilft zusätzliche Technik: etwa in Form eines Kompressors.
Ein Kompressor komprimiert oder verdichtet die angesaugte Luft, bevor sie in den Brennraum gelangt. Im Gegensatz zum Turbolader, der von den Abgasen des Motors angetrieben wird, arbeitet der Kompressor direkt mechanisch – traditionell über einen Riemen, der mit der Kurbelwelle verbunden ist. Dadurch spricht er besonders schnell an: Sobald das Gaspedal gedrückt wird, steht die zusätzliche Luft zur Verfügung. Während der Turbo Zeit braucht, Abgasdruck aufzubauen, presst der Kompressor also unmittelbar. Das ist vor allem bei Fahrzeugen von Vorteil, die spontan hohe Leistung abrufen müssen. Allerdings zehrt der mechanische Antrieb auch Energie vom Motor, was den Wirkungsgrad schmälert und den Verbrauch erhöht.
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Seine Ursprünge hat der Kompressor im frühen 20. Jahrhundert. Schon in den 1920er-Jahren statteten Hersteller wie Mercedes ihre Rennfahrzeuge mit Kompressoren aus. Legendär ist etwa der Mercedes-Benz SSK, der mit einem Roots-Kompressor ausgerüstet war und in seiner Zeit zu den schnellsten Straßenfahrzeugen der Welt zählte. In der Luftfahrt halfen Kompressoren, den Leistungsverlust in großer Höhe auszugleichen. Später hielt die Technik Einzug in Serienfahrzeuge: In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde sie etwa im Lancia Delta S4 oder im VW Polo G40 genutzt. Besonders bekannt ist auch die Nutzung durch AMG, die in den 2000er-Jahren mehrere Hochleistungsmodelle mit Kompressormotoren auf den Markt brachten. Doch schon bald wurde der Kompressor durch den Vormarsch der Turbolader etwas in den Hintergrund gedrängt – und führte fortan ein Nischendasein in besonders extremen Sportwagen und US-Muscle Cars.
Heute erleben Kompressoren eine Art Renaissance. Elektrisch angetriebene Varianten überwinden die bisherigen Nachteile des mechanischen Antriebs, da sie nur dann arbeiten, wenn sie wirklich gebraucht werden, und keine permanente Verbindung zum Motor benötigen. Zuletzt hatte etwa Audi einen V6-Diesel mit elektrischem Verdichter vorgestellt, der für besondere Effizienz sorgen soll. Auch in Nutzfahrzeugen und industriellen Anwendungen bleibt die Technik relevant, etwa dort, wo schnelle Leistungsbereitstellung gefragt ist.