Kameras hinter der Windschutzscheibe, Sensoren und Radar-systeme rundum - immer mehr Fahrzeuge sind mit Fahrassistenzsystemen ausgerüstet, die die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen sollen. Das Problem ist, dass diese Systeme häufig an solch exponierten Stellen verbaut sind, dass schon ein kleiner Parkrempler ausreicht, um sie sprichwörtlich aus der Spur zu bringen. Bei einem Steinschlag in der Windschutzscheibe war früher ein Scheibentausch in einer Stunde erledigt. Heute, wo sich Kamera und Sensoren hinter der Scheibe befinden, ist eine nachfolgende Kalibrierung ebenso wie bei der Beseitigung eines Parkschadens an der Stoßstange unumgänglich.
Und die Anforderungen an eine fachgerechte und exakte Kalibrierung werden in Zukunft, wenn Fahrzeuge nach dem SAE Level 3 "hochautomatisiert" unterwegs sind, noch steigen. Doch selbst Fahrzeuge nach SAE Level 2 (teilautomatisiert), wie sie heute schon in großer Zahl auf den Straßen zu finden sind, stellen die Werkstätten vor Herausforderungen. Sie brauchen Platz, Zeit und das Wissen, wie die Kalibrierung beim jeweiligen Fahrzeug durchzuführen ist. Denn jeder Hersteller kocht hier sein eigenes Süppchen, sei es bei der Vorgehensweise oder den Targets. Dazu kommen Investitionen in die Kalibriertechnik. Gleichzeitig führt die verlängerte Reparaturdauer zu einem geringeren Auftragsdurchsatz.
Targets in 4K-Auflösung
Der Werkstattausrüster Launch Europe hat jetzt mit dem X-431 ADAS Pro+ V2 ein volldigitales Kalibriersystem vorgestellt, das den Problempunkten Platz, Zeit und herstellerkonformer Durchführung Rechnung trägt. Dazu hat man das System mit einem 75-Zoll-Monitor mit hoher 4K-Auflösung ausgestattet. Durch die digitale Darstellung entfällt der Platz- und Zeitbedarf zur Lagerung der Kalibriertafeln und deren permanente Verbringung vom Lager- zum Kalibrierplatz und zurück. Somit entsteht kein Verschleiß der Tafeln und es fallen keine Kosten für Ersatz an. Stattdessen werden die Targets auf dem Bildschirm stets in hoher Auflösung korrekt dargestellt und skaliert.
Eine Fehlkalibrierung ist somit nahezu ausgeschlossen. Um im Falle eines Falles die korrekte und nach Herstellervorgabe durchgeführte Kalibrierung nachweisen zu können, werden die Kalibrierberichte automatisch gespeichert und können zur Dokumentation jederzeit exportiert werden. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, stets die aktuellen Targets und Herstellervorgaben anzuwenden. Dank regelmäßiger Software-Updates ist die Targetbibliothek stets auf dem neuesten Stand. Gerade freie Werkstätten, die eine Vielzahl von Marken betreuen, profitieren von der Darstellung der Targets auf dem Monitor, weil sie sich so die Anschaffung und Lagerung vieler unterschiedlicher Tafeln sparen können.
Klicken statt suchen
Statt der Suche nach der richtigen Tafel genügt beim ADAS Pro+ V2 in Verbindung mit dem X-431 Euro-Tablet ein Klick im Menü der ADAS-Software, um das richtige Target auszuwählen. Der Anwender wird dabei Schritt für Schritt durch das Programm und zum richtigen Target geführt. In Verbindung mit dem neuen Grundrahmen, der dank Laservermessung, Feinjustage in drei Achsen und elektrischer Höhenverstellung in kürzester Zeit einsatzbereit ist, lassen sich so laut Hersteller bis zu 30 Prozent Zeit pro Vorgang einsparen. Die ADAS Pro+ V2-Software ermöglicht die Kalibrierung bei über 80 Fahrzeugmarken aus Europa, Asien und den USA. Über eine laufende Softwarelizenz sind weitere Targets abrufbar. Für Kunden, die lieber auf physische Kalibriertafeln zurückgreifen, gibt es zum Jahresende auch herkömmliche Targets, die auf dem automatisierten Grundrahmen eingesetzt werden können.
Damit die Assistenzsysteme korrekt arbeiten, ist die exakte Einstellung des Fahrwerks grundlegende Voraussetzung. Nach einer Unfallreparatur oder Arbeiten am Fahrwerk ist eine ADAS-Kalibrierung unerlässlich. Dies bedingt jedoch eine vorherige Fahrwerksvermessung. Viele Werkstätten setzen dazu eine eigene Achsvermessungsbühne ein. Dies bedeutet einerseits hohe Investitionen für deren Anschaffung, andererseits ist die Bühne für andere Arbeiten blockiert. Ein Achsvermessungssystem selbst benötigt zusätzlich Platz in der Werkstatt, etwa für den Träger der Messeinheiten oder den Trolley für PC und Monitor. Launch Europe stellt mit dem X-613 eine kompakte, kabellose und mobile 3D-Achsvermessung vor, die diese Nachteile ausräumt. So können die Messeinheiten per Magnethalterung an jeder beliebigen Säulen- oder Scherenhebebühne angebracht werden.
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Der Clou des Systems: Es ist so kompakt, dass es in einen Transportkoffer passt und somit auch beispielsweise bei Flottenkunden vor Ort eingesetzt werden kann. Die Basisausstattung umfasst alle Teile, die für die Achsvermessung benötigt werden. Das sind neben den beiden Messeinheiten für rechts und links, den 4-Punkt-Spannhaltern mit Targets und jeweils einem Lenkrad- und Bremspedalfeststeller auch reichhaltiges Zubehör. Der Transportkoffer für den mobilen Einsatz schützt nicht nur die Messeinheiten, sondern lädt sie auch über eine integrierte Kabelführung. Wandhalterungen für Messeinheiten und Spannhalter sind ebenso enthalten wie ein W-Lan-Router, ein Netzadapter und Stromkabel für das Laden an der Wandhalterung.
Einen kleinen "Haken" haben sowohl das Kalibriersystem als auch die Achsvermessung. Sie benötigen zum Betrieb das X-431 Euro Tablet von Launch. Da das Diagnosegerät bei vielen Werkstätten im Einsatz ist, bietet Launch für die X-613 Achsvermessung zwei Pakete an. Paket I umfasst den Basisumfang für die X-613 Achsvermessung sowie das X-431 Euro-Tablet. Wer dieses schon im Einsatz hat, kann auf Paket II zurückgreifen, das neben dem X-613 Basisumfang eine Freischaltungskarte für die Aktivierung der X-613 Software beinhaltet. Im Gegenzug bieten Kalibrier- und das Achsmesssystem der Werkstatt dank der kurzen Rüstzeiten und schneller Ergebnisse eine höhere Produktivität.
- Ausgabe 11/2025 Seite 034 (315.7 KB, PDF)