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Radlager: Damit alles rund läuft

03.11.2022 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Radlager in modernen Fahrzeugen sind oft so konstruiert, dass sie absolut wartungsfrei sind.
© Foto: AdobeStock/adam 121

Radlager sind stark belastete Bauteile, können aber über die Lebensdauer des Autos funktionieren. Überbeanspruchung, schlechte Schmierung, fehlerhafte Dichtungen oder Montagefehler können jedoch zum frühzeitigen Ausfall führen.

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Kurzfassung

Radlager sind hochbelastete Bauteile und können durch Parkrempler, schlechte Schmierung oder Montagefehler in Mitleidenschaft gezogen werden. Wir zeigen, welche Reparaturmöglichkeiten es gibt.

Radlager haben die Aufgabe, Wellen und Radlagerachsen zu führen und sie abzustützen. Sie führen die Räder und nehmen Axial- und Radialkräfte auf. Gerade bei Kurvenfahrten werden Radlager stark beansprucht. Aber auch Fahrstil und Straßenbedingungen sind wichtige Faktoren, die die Lebensdauer und Funktion des Lagers beeinflussen. So sind beispielsweise Bordsteinrempler und eindringender Schmutz die Ausfallursache schlechthin.

Wartungsfrei ein Autoleben?

In modernen Autos verdrängen kompakte Radlagereinheiten als geschlossene Systeme mit Lebensdauer-Schmierung die klassischen "offenen" Lager immer mehr. Die Vorteile der Radlagereinheiten liegen auch im geringeren Montageaufwand. Darüber hinaus lassen sich Montagefehler fast ausschließen, da sie oft einbaufertig vormontiert als komplett bestückter Reparatursatz geliefert werden. Die Lebensdauer-Schmierung mit Spezialfett soll dafür sorgen, dass sie im Prinzip ein Autoleben lang wartungsfrei sind, wenn sie nicht durch "äußere" Krafteinflüsse mechanisch beschädigt werden.

Oftmals ist ein Austausch der Radlager trotzdem bei einem Kilometerstand zwischen 130.000 und 190.000 Kilometer angeraten, zumindest sollte der Zustand prophylaktisch bei Bremsenchecks überprüft werden.

Wenn ein Radlager beschädigt ist oder Fremdkörper eingedrungen sind, kann man das oft schon am Geräusch bei der Fahrt feststellen. Auch ein verändertes Fahr- bzw. Lenkverhalten sind Anzeichen für ein defektes Radlager. Die Werkstatt kann mithilfe von einfachen Maßnahmen feststellen, ob ein Radlager noch in Ordnung ist: Ein zu großes Radlagerspiel kann beispielsweise per Hand durch senkrechtes Hin- und Herkippen der entlasteten Räder erkannt werden. Beschädigungen und Defekte lassen sich auch am angehobenen Rad erkennen, wenn es sich schwer drehen lässt oder im Radlager Reibungsgeräusche hörbar sind. Sollten sich auf den ersten Blick keine Schäden erkennen lassen, helfen im Zweifelsfall Messuhr und Stethoskop sowie eine Überprüfung der Achszapfen und Radnaben. Sind auch die Ordnung, sollte erst mit der Radlager-Demontage begonnen werden.

Ohne Hammer arbeiten

Ist der Austausch des Radlagers unumgänglich, sollten Arbeiten sorgfältig und nur mit dafür vorgesehenem Spezialwerkzeugs durchgeführt werden. Auf keinen Fall sollten Hammer, Dorn, Schraubendreher, Montiereisen oder scharfkantiges Werkzeug aus Hartmetall eingesetzt werden. Auch zu hohe oder an der falschen Stelle des Lagers angesetzte Montagekräfte können beim Aus- oder Einbau des Lagers zu Druckstellen in den Laufbahnen und damit zu einem vorzeitigen Lagerdefekt führen. Eine gründliche Untersuchung des Dichtlippenzustandes ist ebenfalls empfehlenswert: Denn schon der kleinste Kratzer oder Rostfleck kann dazu führen, dass Wasser und Schmutz ins Radlager eindringen kann und dort Korrosion entsteht.

Trotz stabiler Auslegung sind Radlager tatsächlich sehr empfindliche Präzisionsbauteile. Bereits kleinste Fehler bei Transport, Lagerung oder Einbau können die Innengeometrie des Lagers so beschädigen, dass es zu vorzeitigem Lagerdefekt oder Folgeschäden an benachbarten Bauteilen kommt. Wichtige Voraussetzungen bei der Arbeit mit Radlagern sind deshalb ein "sauberer" Arbeitsplatz sowie ein sicheres Ablegen der ausgebauten bzw. einzubauenden Teile auf der Werkstattbank. Selbst winzige Schmutzpartikel, die in das Lager gelangen, können seine Funktion beeinträchtigen bzw. seine Lebensdauer verkürzen. Deshalb sollte die Verpackung des neuen Lagers erst dann geöffnet werden, wenn es gleich darauf zum Einbau kommt. Ein am Lager anhaftendes Korrosionsschutzmittel darf beim Einbau nicht entfernt werden. Ein fallen gelassenes oder auf ähnliche grobe Weise behandeltes Lager ist - auch wenn nicht gleich auf den ersten Blick zu erkennen - meist bereits so schwer beschädigt, dass es grundsätzlich ausgetauscht werden sollte.

Verschiedene Radlager-Sets

Für den Austausch der Radlager gibt es passende Radlagersätze von Herstellern wie SKF, Schaeffler oder Meyle. SKF bietet laut eigenen Angaben knapp 1.100 komplett bestückte Radlager- und Radlager-Bremsenkits, was einer Marktabdeckung von 97 Prozent entspricht. Jedes Kit beinhaltet neben dem Lager auch sämtliche Komponenten, die für den Austausch des Radlagers benötigt werden. Darunter Dichtungen, Splinte, Scheiben und Muttern. So gewinnt die Werkstatt wertvolle Zeit und es muss nicht nach den passenden Teilen gesucht werden.

Der Hamburger Hersteller Meyle geht mit dem All-in-one-Kit noch einen Schritt weiter: Das Set beinhaltet Radlager und Radnabe, die bereits vormontiert ausgeliefert werden. Das zeitintensive Aus- und Einpressen der Radnabe vor dem Einbau entfällt somit. Laut Meyle wird mit der Reparaturlösung ein Fahrzeugbestand von über drei Millionen Fahrzeugen abgedeckt, darunter Modelle von Audi, Ford, Mercedes-Benz und VW. Alle wichtigen Teile befinden sich in einem kompletten Set. Durch die Verwendung des vorgepressten Reparatursatzes wird zudem sichergestellt, dass alle Toleranzen wie Rundlauf oder Seitenschlag genau passen, da die Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind.

Schaeffler bietet Radlager-Reparatursets unter der FAG-Marke als "WheelSet" an. Diese beinhalten auch sämtliche Zubehörteile. In Zukunft auch für E-Autos: Mit Trifinity bietet Schaeffler ein dreireihiges Radlager, das in elektrifizierten Antriebssträngen zum Einsatz kommen soll.


Radlager-Tipps

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