Der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) widerspricht der Darstellung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), wonach Werkstätten maßgeblich für den Anstieg der Unfallreparaturkosten verantwortlich seien.
Die vom GDV zitierten Stundenverrechnungssätze von über 200 Euro seien laut ZKF nicht repräsentativ für freie Betriebe, sondern ein Durchschnittswert aus Daten, die auch Hersteller- und Markenwerkstätten mit teils deutlich höheren Sätzen einbeziehen.
Analyse zeigt: Daten nur bedingt vergleichbar
ZKF-Präsident Arndt Hürter kritisiert, dass in der GDV-Studie Bruttowerte kommuniziert wurden, ohne diese um die Mehrwertsteuer zu bereinigen. „Für eine faire Vergleichbarkeit müssen Netto-Stundensätze herangezogen werden“, betont Hürter.
Nach dieser Korrektur lägen die durchschnittlichen Stundenverrechnungssätze laut ZKF bei 163,62 Euro für Karosseriearbeiten und 178,20 Euro für Lackierarbeiten. Zudem seien die DEKRA-Daten ein Mix aus unterschiedlichen Betriebstypen, der keine Rückschlüsse auf einzelne Werkstattgruppen erlaube.
Ersatzteilpreise als eigentlicher Kostentreiber
Hürter und ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm verweisen auf deutlich gestiegene Ersatzteilpreise als Hauptursache der Kostenentwicklung. In den vergangenen zehn Jahren seien die Preise laut GDV um über 70 Prozent gestiegen, allein zwischen August 2024 und August 2025 um rund sechs Prozent – bei Karosserieteilen wie Türen oder Motorhauben sogar um acht Prozent.
„Die wahren Gründe für steigende Reparaturkosten liegen bei Ersatzteilen und Lackmaterial – nicht bei den Werkstattlöhnen“, so Hürter. Die Anpassung der Stundenverrechnungssätze sei dagegen eine notwendige Reaktion auf höhere Lohn-, Energie- und Betriebskosten.
ZKF fordert faire Vergütung und Planungssicherheit
Aukamm betont, dass auskömmliche Stundenverrechnungssätze entscheidend seien, damit Betriebe wirtschaftlich arbeiten, Fachkräfte halten und in Digitalisierung, Hochvolt-Technik und Nachhaltigkeit investieren können. Zudem kritisiert der Verband den Design- und Markenschutz der Autohersteller, der durch eingeschränkten Wettbewerb bei Ersatzteilen zu weiteren Preissteigerungen führe.
Klare Forderung an die Versicherer
Der ZKF fordert Versicherer auf, ihre Prämien realistisch zu kalkulieren und nicht allein Werkstätten für steigende Kosten verantwortlich zu machen. „Versicherer müssen auch die Verbraucher über die wahren Ursachen informieren – insbesondere über den massiven Anstieg der Ersatzteilpreise“, so Hürter. Freie Karosserie- und Lackbetriebe arbeiteten mit deutlich niedrigeren Stundensätzen als Markenbetriebe und trügen somit zur Kostenstabilität bei.