Peugeot erfindet das Lenkrad neu: Eckig, aber variabel

12.12.2025 12:19 Uhr | Lesezeit: 2 min
Peugeot
Bei Peugeot wird das Lenkrad eckig.
© Foto: Peugeot

Peugeot will den nächsten 208 mit Steer-by-wire und eckigem Lenkrad ausrüsten. Eine erste Testfahrt zeigt: Die Technik funktioniert, ist aber gewöhnungsbedürftig.

Tagfahrleuchten wie Säbelzähne, Löwenklauen-Rücklichter, 3D-Animation im Cockpit, Peugeot macht in jüngster Zeit immer wieder mit extravagantem Design auf sich aufmerksam. Doch im nächsten 208 treiben es die Entwickler auf die Spitze. Als erstes Modell soll der Kleinwagen kein rundes, sondern ein eckiges Lenkrad bekommen. Das Ding sieht aus wie ein querformatiges Tablett mit vier großen Löchern, ähnlich einer Tischplatte mit Cupholdern. 

Das Hypersquare genannte Volant soll aber mehr sein als ein Design-Gag. In den vier kreisförmigen Löchern sind die Funktionen für Klima, Lautstärke oder Assistenzsysteme untergebracht. Sie lassen sich per Daumen erreichen, ohne die Hände zu lösen. Das Zentrum des Lenkrads – oder besser: Lenk-Tabletts? - bildet ein flacher Digitalbildschirm. Darüber sitzt ein kreisförmiges Display, der sogenannte Halo Cluster, das Fahr- und Infotainmentdaten im 360-Grad-Layout einblendet.  

Das Konzept basiert auf einer neuartigen Lenkung, die weitgehend auf mechanische Komponenten verzichtet und bei der die Impulse vom Volant elektronisch an Stellmotoren an der Achse übertragen werden. An der Vorderachse setzen zwei Aktuatoren diese Befehle um. Zwei deshalb, falls einer ausfällt. Dann kann der andere blitzschnell übernehmen und der Wagen lässt sich weiter steuern. Auch Kommunikationswege und Stromversorgung sind abgesichert. Anders als bei konventionellen elektromechanischen Lenkungen gibt es keinen Rückfall in einen schweren, mechanischen Notbetrieb. Wie sich die Steer-by-Wire-Lenkung fährt, konnten wir jetzt in einem 2008-Prototyp erproben. 

Hinter dem eckigen Volant sitzt man wie in jedem Peugeot, das Steuer tief, der Blick fällt darüber aufs Cockpit. Noch ist die Form ungewohnt, doch der Kranz lässt sich gut greifen und die Daumen rutschen wie selbstverständlich in die Vertiefungen, in denen später kleine Tasten sitzen sollen. Instruktor Francois auf dem Beifahrersitz drückt noch ein paar Knöpfe auf seinem Laptop, um die Fahrt aufzuzeichnen. "Mach langsam, eine Steer-by-wire-Lenkung ist etwas gewöhnungsbedürftig." Gleich in der ersten Kurve ist klar, was der Techniker meint. Da die Lenkbefehle elektronisch übertragen werden, lässt sich der Lenkwinkel je nach Geschwindigkeit variabel programmieren. Bei langsamer Fahrt reagiert die Lenkung sehr direkt, um sich dann mit zunehmendem Tempo der gewohnten Übersetzung zu nähern.


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Bei Abbiegen an der ersten Kreuzung steuere ich den Peugeot beinahe auf den Bordstein. Francois grinst: "Das passiert jedem. Du hast viel zu stark gelenkt." Tatsächlich reagiert der 2008 fast schon nervös auf jedes Zucken am Steuer. Die ersten Meter fährt der Wagen Schlangenlinien, bis ich das Gefühl raushabe. Je schneller wir unterwegs sind, desto indirekter und "normaler" fühlt sich das System an.  

Bis zur ersten Spitzkehre. Scharf rechts geht’s auf einen Parkplatz. Und wieder schlage ich zu stark ein, nehme den Bordstein mit dem rechten Hinterrad mit. "Während der Abstimmungsfahrten haben einige Felgen Schrammen abbekommen", sagt Francois. "Bei Schrittgeschwindigkeit sinkt das Lenkverhältnis auf etwa 5:1, ist also dreimal direkter als herkömmlich", erklärt Francois. Wie sich das anfühlt, spüre ich bei der Suche nach einer freien Lücke auf dem verwinkelten Parkplatz. Um die Räder voll einzuschlagen, muss das Volant nur 170 Grad gedreht werden. Handübergreifen entfällt. 

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Francois erklärt, dass Peugeot unterschiedliche Lenkmodi plant. Ein Standardmodus soll die Eingewöhnung erleichtern, ein Sporteinstellung hält die direkte Auslegung bei höherem Tempo länger aufrecht. Als wir über eine Holperstrecke fahren, bleibt das Volant ungewohnt ruhig. Da die mechanische Verbindung zwischen Rädern und Lenkrad fehlt, werden keine Vibrationen übertragen.  

Damit sich die Lenkung nicht synthetisch anfühlt und den Fahrer völlig von der Straße entkoppelt, wird diese Rückmeldung im By-Wire-System künstlich erzeugt. Dazu messen Sensoren im Lenkaktuator die Kräfte am Radträger, filtern Vibrationen und geben nur die relevanten Momente an die Hände weiter. Auf Kopfsteinpflaster etwa bleibt das Fahrzeug lenkpräzise, aber ohne die feinen Schläge und das Zittern, die mechanisch gekoppelte Lenkungen übertragen. Francois lotst uns zu einer engen Parklücke. Einmal das Steuer ein wenig nach rechts, dann nach links gedreht, schon stehen wir drin. Ohne hektisches Kurbeln. 


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