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TÜV-Report 2022: Autos immer sicherer

10.11.2021 12:11 Uhr | Lesezeit: 6 min
TÜV-Report 2022: Autos immer sicherer
Wie bereits 2020 und 2021 ging der in Bremen gebaute Mercedes GLC auch beim TÜV-Report 2022 als Mängelzwerg und Gesamtsieger hervor.
© Foto: Mercedes-Benz

Laut TÜV-Report 2022 ist die durchschnittliche Quote der erheblichen Mängel bei der Hauptuntersuchung um satte zwei Prozentpunkte auf 17,9 Prozent gesunken. Sorgen bereiten nach wie vor die Beleuchtung sowie Fahrwerkskomponenten.

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Positive Bilanz in Sachen Sicherheit bei den Autos auf deutschen Straßen: die durchschnittliche Quote der erheblichen Mängel (EM) ist um satte zwei Prozentpunkte auf 17,9 Prozent gesunken. Das geht aus dem aktuellen TÜV-Report 2022 hervor, der am Mittwoch in Berlin präsentiert wurde.

Ebenfalls gesunken ist der Anteil der Pkw mit geringen Mängeln um 0,5 Punkte auf 9,1 Prozent, während die Zahl der Fahrzeuge ganz ohne Mängel von 67,9 auf 69,0 Prozent gestiegen ist.

Erstaunlich ist diese Entwicklung vor allem auch angesichts des durchschnittlich steigenden Alters der in Deutschland zugelassen Pkw. Laut Kraftfahrtbundesamt stieg das Durchschnittsalter von 2011 bis heute von 8,3 auf 9,8 Jahre. Der TÜV-Verband macht für den aktuell deutlichen Rückgang der Mängel neben einer allgemein steigenden Langlebigkeit der Fahrzeuge außerdem einen Corona-Effekt verantwortlich. Grund für den Pandemie-Effekt sei laut Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, das gestiegene Engagement von Fahrzeughaltern bei der Wartung von Pkw während Lockdown-Zeiten. Außerdem seien aufgrund der Lieferengpässe bei Neuwagen wegen der Chipkrise mehr junge Gebrauchte mit relativ wenig Mängeln in die Daten eingeflossen.

In den TÜV-Report, der jährlich vom TÜV-Verband veröffentlicht wird, fließen die Ergebnisse alle Hauptuntersuchungen aller TÜV-Gesellschaften in Deutschland ein. Von den aktuell über 9,6 Millionen Hauptuntersuchungen zwischen Juli 2020 und Juni 2021 stammen beinahe 50 Prozent der Datensätze von TÜV SÜD. 

Weniger erhebliche Mängel

"Mehr Hauptuntersuchungen, weniger erhebliche Mängel – so lässt sich das Ergebnis des neuen TÜV-Reports zusammenfassen. Eine positive Sicherheitsbilanz, für die Haupt- und Abgasuntersuchung die Grundlage bilden", sagt Jürgen Wolz, Leiter Service Line Retail und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der Division Mobility TÜV SÜD. 

Ein wichtiger Grund für die sinkenden Mängelquoten sehen die Fachleute von TÜV SÜD auch in dem sich wandelnden Mobilitätsverhalten. Car-Sharing, Abo-Fahrzeuge oder Dauervermietung – für solche Fahrzeuge gibt es Wartungsverträge. Ein weiterer Grund ist eine pandemiebedingt reduzierte Laufleistung der meisten Fahrzeuge. "Mehr Wartung und geringere Laufleistungen in der Gesamtflotte haben zur Verbesserung der Mängelquote beigetragen", resümiert Wolz.

Fahrwerk im Fokus

Immer noch Sorge bereiten die Themenbereiche Licht und Fahrwerk, dort gibt es lediglich geringe Verbesserungen als im Vorjahreszeitraum. Fahrwerksmängel sind aber nicht nur bei günstigeren oder ganz alten Autos zu finden. Selbst Modelle deutscher Premiumhersteller fallen nicht selten bereits in den ersten Jahren durch höhere Mängelquoten beim Fahrwerk auf. Denn immer mehr Komfort und Sicherheit sowie mehr Fahrdynamik und immer schwerere Autos fordern hier ihren Tribut, berichten die Prüfspezialisten von TÜV SÜD.

"Die Fahrwerke sind in den vergangenen Jahren wesentlich komplexer geworden. Größere Fahrzeuge und mehr Gewicht erfordern Leichtbau selbst bei den Achskomponenten. Dazu kommt ein ständig steigender Kostendruck. Komfort, Sicherheit, Kosten – das ist das Dreieck, das Fahrwerksentwickler austarieren müssen", erklärte Wolz. Die hohe Komplexität des Fahrwerks und mehr Kilos führen wiederum dazu, dass ein unachtsamer Umgang, wie Bordsteinrempler oder mangelnde Wartung, sich schneller bemerkbar macht und dann von den Sachverständigen bemängelt wird.

Mercedes und Audi glänzen

Mercedes und Audi dominieren die Bestenliste im diesjährigen TÜV-Report. Wie in den beiden Vorjahren holte der GLC von Mercedes als das Auto mit der insgesamt niedrigsten Quote bei den erheblichen Mängeln (EM) den Gesamtsieg. Bei den zwei bis drei Jahre alten Fahrzeugen wurden bei lediglich 1,5 Prozent aller untersuchten GLC erhebliche Mängel festgestellt, was dem niedrigsten Wert unter allen untersuchten Fahrerzeuge entspricht. Auf Rang zwei landete mit der B-Klasse (1,9 Prozent) ein weiterer Mercedes, Drittplatzierter ist der VW T-Roc (2,0 Prozent).

Auch in anderen Kategorien haben durchweg Modelle deutscher Marken die ersten Plätze belegt. Erfolgreichster Mängelzwerg der Altersklasse der 4- bis 5-jährigen ist der Audi Q2 (2,1 Prozent), bei den sechs bis sieben Jahre alten Fahrzeugen landete wie in den Vorjahren der Porsche 911 mit 3,3 Prozent auf Platz 1, während sich der Audi TT in den Altersklassen 8-9 Jahre sowie 10-11 Jahre mit 7,7 bzw. 12,5 Prozent an die Spitze setzte. Darüber hinaus wurde das Mängelverhalten auch nach Fahrzeugklassen ausgewertet. Bei den Kleinstwagen wurden dem Opel Karl mit 3,4 Prozent die wenigsten erheblichen Mängel bei den Hauptuntersuchungen (HU) attestiert, bei den Kleinwagen siegte der Audi A1 (2,9 Prozent), während Mercedes mit A-, C- und B-Klasse in den Segmenten Kompakt-, Mittelklasse und den Vans gewann.

Auch bei den Mängelriesen gibt es im neuen TÜV-Report alte Bekannte wie den Dacia Logan in den Altersklassen 2-3 Jahre sowie 10-11 Jahre mit EM-Quoten von 11,6 bzw. 36,8 Prozent. In der Altersklasse der 4- bis 5-jährigen liegt der BMW 5er mit 16,8 Prozent hinten. Die höchste EM-Quote der Altersklasse 6-7 Jahre weist der Fiat Punto mit 23,3 Prozent auf. Bei den 8- bis 9-jährigen erreicht der Renault Kangoo mit 31,8 Prozent das unrühmlichste Ergebnis.

E-Fahrzeuge noch nicht berücksichtigt

Elektrofahrzeuge sind in dem Report noch nicht berücksichtigt. Diese kämen zwar zur HU, seien aber mengenmäßig noch unter dem Schwellenwert, ab dem Fahrzeuge in die Untersuchung mit einfließen, erklärte Bühler. Die Datenlage sei insgesamt noch zu dünn, um belastbare Aussagen zu treffen. Es sei aber zeitnah eine Sonderauswertung geplant, die sich dem Thema Elektrofahrzeuge widmet.

Mit Blick auf die Überprüfung von Umweltvorgaben bei der HU fordert der TÜV-Verband den diskriminierungsfreien Zugang zu umweltrelevanten Daten der Fahrzeuge. Auch hier sei der Zugang zu Daten über die OBD-Schnittstelle nicht befriedigend gelöst. "Die heutigen Abgasnachbehandlungssysteme sind wahre Chemielabore, in denen viele komplexe Prozesse ablaufen und jede Menge Daten gemessen werden", erklärte Bühler. "Wir kennen weder die Kriterien für die Messung noch die relevanten Daten für das Abgasverhalten. Das digitale Chemielabor hat aber eben sehr viel mit Software zu tun."

Abgasdaten

Nur mit einem freien Zugang könnten Prüfingenieure erkennen, ob es beispielsweise längere Aussetzer in der Nachbehandlung gegeben habe. "Die dafür notwendigen Softwaredaten haben wir im vollen Umfang noch nicht", monierte der Geschäftsführer des TÜV-Verbands. "Die heutigen Abgasnachbehandlungssysteme sind wahre Chemielabore, in denen viele komplexe Prozesse ablaufen und jede Menge Daten gemessen werden", erklärte Bühler. "Wir kennen weder die Kriterien für die Messung noch die relevanten Daten für das Abgasverhalten. Das digitale Chemielabor hat aber eben sehr viel mit Software zu tun. "Nur mit einem freien Zugang könnten Prüfingenieure erkennen, ob es beispielsweise längere Aussetzer in der Nachbehandlung gegeben habe. "Die dafür notwendigen Softwaredaten haben wir im vollen Umfang noch nicht", so Bühler.

Softwarezugänge

Die Überprüfung der Funktionalität von Fahrerassistenzsystemen sei technisch machbar, es fehle hier eindeutig an der rechtlichen Regelung: "Wir scheitern nicht an den technischen Voraussetzungen sondern an den fehlenden rechtlichen Regelungen", sagte der Chef des TÜV-Verbands. Man habe in den letzten Jahren sehr viel Geld in die Weiterentwicklung der digitalen HU investiert. Mittels HU-Adapter docke man an die Software des Fahrzeugs an. Infolge fehlender Vorgaben gingen aber viele Fahrzeughersteller dazu über, die Software zu sperren. "Wir sehen die Software, bekommen aber nicht die notwendigen Informationen, beispielsweise über den tatsächlich vorliegenden Softwarestand. Um an diese Informationen zu gelangen, müssten wir Reengineering betreiben, also letztlich die Software hacken - das ist aber nicht unser Selbstverständnis", so Bühler abschließend.

Der TÜV-Report 2022 ist ab Freitag, 12. November 2021, zum Preis von 5,40 Euro in den TÜV SÜD Service-Centern und im Handel erhältlich. Weitere Informationen zum TÜV-Report 2022 unter www.tuvsud.com und www.tuev-verband.de.

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