Ihle tires: "Freie Werkstätten als Kunden"

22.12.2025 10:49 Uhr | Lesezeit: 5 min
Juliette Ribbert, Geschäftsführerin der Ihle tires GmbH, und und Alexis Schmitz, Vertriebsleiter DACH
Juliette Ribbert, Geschäftsführerin der Ihle tires GmbH, und und Alexis Schmitz, Vertriebsleiter DACH
© Foto: Ihle tires GmbH

Der Reifengroßhändler Ihle tires in Muggensturm hat sich auf die Auslieferung am nächsten Tag spezialisiert. Wir haben mit Geschäftsführerin Juliette Ribbert und DACH-Vertriebsleiter Alexis Schmitz über die Herausforderungen gesprochen.

asp: Frau Ribbert, wie lange existiert der Reifengroßhändler Ihle tires bereits?

J. Ribbert: Das Unternehmen wurde 1928 von der Familie Ihle gegründet und war ein Familienbetrieb bis zur Übernahme durch den Reifenhersteller Michelin im Jahr 2014. Michelin hat damals auch den Reifengroßhändler Meyer Lissendorf gekauft und beide Unternehmen wurden 2017 zu Ihle tires fusioniert. Ihle startete ursprünglich mit der Autoverwertung, 1963 kam dann das Thema Versandhandel hinzu und 1998 hat man sich auf Reifen, Felgen und Kompletträder im Großhandel fokussiert und in Europa expandiert. Heute hat das Unternehmen 255 Mitarbeiter. Der Unternehmenssitz befindet sich in Muggensturm in Baden-Württemberg nahe der französischen Grenze, darüber hinaus gibt es einen Vertriebsstandort am Nürburgring sowie in Frankreich und der Slowakei.

asp: Welche Kunden kaufen bei Ihnen ein?

J. Ribbert: Wir haben hauptsächlich freie Werkstätten als Kunden, aber auch Reifenhändler und Autohäuser. Viele davon nutzen uns als Hauptlieferant. Freie Werkstätten haben oft keine große Lagermöglichkeit oder keinen Zugang zur Reifenindustrie und sie benötigen oft kleine Mengen eines bestimmten Reifentyps. Wir haben alle Reifentypen auf Lager, egal ob Sommer-, Winter- oder Ganzjahresreifen. Innerhalb eines Jahres verkaufen wir über 20.000 Artikel. Derzeit liegt unser Fokus auf Reifen für Pkw und Transporter bis 3,5 Tonnen. Wir überlegen uns gerade, das Portfolio auszuweiten und weitere Reifenkategorien hinzuzufügen.

asp: Wenn Ihle tires zu 100 Prozent zu Michelin gehört, stehen wahrscheinlich Reifen des Konzerns im Fokus?

J. Ribbert: Der gesamte Markt an Reifenherstellern wird abgedeckt. Wir bieten das gesamte Spektrum an Premiummarken wie Michelin, Pirelli, Hankook, Continental oder Nokian an und arbeiten auch mit den bekanntesten Qualitätsmarken wie Kleber, Nexen, Uniroyal oder Kumho zusammen. Uns ist es auch wichtig, bestimmte selektierte Marken zu führen, die nicht jeder hat, da sie ein Garant für mehr Ertrag in den Betrieben sind. Ein Beispiel ist die Reifenmarke Kleber, die zur Michelin Gruppe gehört, aber nur von ausgewählten Partnern vertrieben wird. Wir bieten mit der Reifenmarke Sebring zudem seit rund 30 Jahren eine exklusive Hausmarke an. Sie steht für ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis und ist in allen gängigen Reifengrößen erhältlich. Dadurch können wir unseren Kunden eine verlässliche Alternative zu den bekannten Markenherstellern bieten.

asp: Welches Liefergebiet können Sie abdecken und wie lange dauert es im Regelfall von der Bestellung bis zur Auslieferung?

J. Ribbert: Unsere Kernmärkte sind der deutschsprachige Raum mit Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Frankreich. Wir beliefern aber auch Osteuropa mit Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Wir haben uns auf "NextDay Delivery" spezialisiert. Kunden in Deutschland können bis 17 Uhr bestellen und bekommen am nächsten Tag ihre Lieferung, meistens vormittags. In Frankreich ist eine Bestellung am Vortag sogar bis 18 Uhr möglich, um die Ware am nächsten Tag zu bekommen. Es gibt aber auch Kunden, die wir außerhalb Europas beliefern, dann jedoch nicht mit NextDay Delivery.

A. Schmitz: Für Kunden, die sich 100 bis 150 Kilometer rund um unser Lager in Muggensturm befinden, ist auch eine Lieferung am selben Tag der Bestellung möglich. Wir nennen das "SameDay Delivery". Die Reifen müssen bis 9.45 Uhr bestellt werden und sind dann nachmittags beim Kunden. Wir bieten zudem ein Nacht-Express-Angebot: Der Kunde bestellt bis 17 Uhr abends und bekommt die Reifen dann mit Abstellgenehmigung nachts in der Werkstatt abgestellt. Wenn er morgens seine Werkstatt aufschließt, hat er seine Reifen schon und kann anfangen zu montieren.

asp: Haben Sie auch eine eigene Logistik oder setzen Sie nur auf Partner?

J. Ribbert: Wir verlassen uns auf ein Netz aus Logistik-Spezialisten, mit denen wir auch schon lange zusammenarbeiten. Meiner Meinung nach ist die Auslieferung mit Spezialisten besser, als selbst auszuliefern, da sich die Partner in den jeweiligen Regionen gut auskennen. Für den Kunden bieten wird darüber hinaus eine Track&Trace-Funktion im Webshop an, wo der Lieferstatus der Reifen verfolgt werden kann.

asp: Werden alle Bestellungen über das Zentrallager in Muggensturm abgewickelt?

J. Ribbert: Wir decken einen Großteil der Lieferungen vom Hauptsitz in Muggensturm ab, haben aber auch noch weitere Lager in Frankreich und der Slowakei. In Muggensturm lagern wir Reifen, Felgen und Kompletträder sowie Komponenten, die wir für Kompletträder brauchen. Wir können hier bei voller Auslastung grob eine Million Artikel lagern.


"Wir decken einen Großteil der Lieferungen vom Hauptsitz in Muggensturm ab."

Juliette Ribbert, Ihle tires GmbH


asp: Bauen Sie auch Kompletträder nach Kundenwunsch?

J. Ribbert: Ja, wir haben eine ISO-zertifizierte Komplettradmontage in Muggensturm. Dabei setzen wir auf Qualität. Die Räder werden von Hand montiert. Unsere Montagelinien sind auch so konzipiert, dass die Bewegungsabläufe optimiert sind und ein ergonomisches Arbeiten für den Monteur und gleichzeitig eine schnelle Montage ermöglicht werden. Wir haben mehrere Montagestraßen und können momentan rund 2.000 Räder pro Tag fertigen, während der Saison auch das Doppelte.

A.Schmitz: Für unsere Kunden haben wir unseren Online-Komplettrad-Konfigurator "lissi", der über unseren Webshop verfügbar ist. Der Kunde gibt das passende Automodell oder die Fahrzeugschlüsselnummer ein und kann sich im Komplettrad-Konfigurator anhand einer 3D-Visualisierung den passenden Reifen, die passende Felge und den passenden RDKS-Sensor für das Auto aussuchen und sein persönliches Wunschrad gestalten, das wir anschließend in unserer Komplettradmontage zusammenbauen. Der Zusammenbau geschieht mit Ware, die wir auf Lager haben oder extern bestellen. Im Regelfall dauert es zwei Tage von der Bestellung bis zur Auslieferung, wenn alle Komponenten vor Ort verfügbar sind.

asp: Haben Sie auch ein eigenes Werkstattkonzept, mit dem sie die Kfz-Betriebe unterstützen?

J. Ribbert: Ja, mit unserem Konzept MLX richten wir uns sowohl an Werkstätten, die in das Reifengeschäft einsteigen wollen, als auch Betriebe, die das Reifengeschäft schon lange professionell betreiben. Das Spektrum ist hier recht breit. Wir differenzieren uns mit unserem Werkstattkonzept von Mitbewerbern dadurch, dass wir der Werkstatt oder dem Händler die vollkommene Freiheit geben. Mitglieder des Konzepts sind unabhängige Unternehmer, die eine Unterstützung benötigen. Es ist keine Signalisation oder ein Mindestumsatz notwendig. Es wird lediglich eine Startgebühr von monatlich 25 Euro erhoben, um Zugang zu verbesserten Einkaufsaktionen und Sell-Out-Aktivitäten zu bekommen oder am jährlichen Treffen der Branche teilzunehmen, um sich weiterzubilden und auszutauschen.

asp: Was für Möglichkeiten bietet das Partnerkonzept noch? Unterstützen Sie Kunden auch beim Marketing?

J. Ribbert: Wir haben verschiedene Bausteine, die man zusätzlich erwerben kann, beispielsweise wenn man sich auf das Flottengeschäft oder bestimmte Produktkategorien konzentrieren möchte. Es gibt auch die Möglichkeit, seine Online-Präsenz zu verbessern. Wir investieren viel Zeit und Energie in unseren Webshop. Kunden sollen so schnell und so einfach wie möglich damit arbeiten können. Das Thema ist Zeit und Effizienz.

A. Schmitz: MLX ist ein Partnerschaftskonzept mit unterschiedlichen Bausteinen, sei es Kommunikation, Online-Unterstützung oder Wissenstransfer. Jeder Kunde kann das nach Bedarf zusammenstellen. MLX-Partner haben beispielsweise Zugriff zu noch mehr Felgen bei Nutzung des Komplettrad-Konfigurators.

asp: Vielen Dank für das Gespräch!

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